"Wir fordern, dass Deutschland dem Atomwaffenverbotsvertrag beitritt", sagte Rolf Bader aus Kaufering bei Landsberg, ehemaliger Geschäftsführer der IPPNW im Gespräch mit dem Sonntagsblatt. Die aktuelle Situation ist nach Einschätzung des 72-Jährigen brandgefährlich. Weltweit gebe es derzeit mehr als 13.000 Atomwaffen, wovon fast 4.000 sofort einsetzbar wären.

Bader kämpft für deren Abschaffung:

"Denn Atomwaffen sind eine Geißel der Menschheit."

Hoffnung macht ihm, dass vom 21. bis 23. Juni in Wien die Erste Staatenkonferenz zum Atomwaffenverbotsvertrag stattfindet. Darauf bezieht sich die öffentliche Aktion der IPPNW. Ärzte werden in weißer Arbeitskleidung dafür demonstrieren, dass sich auch Deutschland zu dem Vertrag bekennt. Aktuell lagern in Büchel noch mindestens 20 Atombomben der US-Armee.

Einige Bundesländer für Atomwaffenverbotsvertrag – Bayern bisher nicht

Die deutsche Regierung hat sich noch nicht dazu durchringen können, den im Januar 2021 in Kraft getretenen UN-Vertrag zu unterschreiben. 60 Staaten haben ihn Bader zufolge inzwischen ratifiziert. Innerhalb Deutschlands unterstützen laut Bader die Bundesländer Rheinland-Pfalz, Bremen, Berlin und Hamburg die Forderung nach einer atomwaffenfreien Welt. Aus Bayern sei noch kein Signal gekommen.

Allerdings gebe es unter den inzwischen rund 140 Städten, die den Atomwaffenverbotsvertrag unterstützen, auch bayerische Kommunen: "Etwa München, Fürstenfeldbruck, Augsburg und Nürnberg."

"Militärische Verteidigung führt zu Zerstörung"

Kriege seien moralisch in keiner Weise zu rechtfertigen, erklärt Bader, auch nicht zu Verteidigungszwecken. "Jede militärische Verteidigung führt am Ende zur Zerstörung dessen, was man verteidigen möchte", unterstreicht der ehemalige Offizier der Bundesweheinstige Militär, der sich nach dem Nato-Doppelbeschluss 1979 zum Friedensforscher wandelte:

"Wir müssen vollkommen abrüsten und stattdessen auf Krisenintervention und Diplomatie setzen."

Die Forderung nach einer Abschaffung aller Atomwaffen ist laut dem IPPNW-Mitglied nicht nur wegen des Ukrainekriegs hochaktuell. Von Atomwaffen gehe eine permanente Gefahr aus. So habe es in den vergangenen Jahrzehnten mehrere nukleare Fehlalarme gegeben. Dem "Bulletin of Atomic Scientists" zufolge war dies 1979, 1980, 1983 und 1995 der Fall. Beispielsweise löste ein fehlerhafter Computerchip im Juni 1980 in den USA gleich zweimal Fehlalarm aus.

Ärzte gegen Waffenlieferungen

Gerade für Ärzte, so Bader, sei es eine abstruse Vorstellung, Krieg zu führen:

"Es sind Ärzte, die im Krieg in unmittelbarer Nähe zur Front in Feldlazaretten arbeiten, wo sie Menschen mit zerfetzten Leibern behandeln müssen."

Für Ärzte sei es darum auch undenkbar, für Waffenlieferungen zu stimmen.