Das Lokalradio hat im vergangenen Jahr laut Funkanalyse Bayern an Hörern dazugewonnen. In Zeiten der Digitalisierung sei dies ein "sehr bemerkenswertes Ergebnis", erklärte der Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), Siegfried Schneider, aus Anlass der Präsentation der Funkanalyse auf den 26. Lokalrundfunktage 2018 in Nürnberg. Mit einer Tagesreichweite von 3,22 Millionen Personen ab 14 Jahren sei im Lokalradio das drittbeste Ergebnis der vergangenen 30 Jahre erzielt worden.

Die Lokalradios müssten die Digitalisierung als Chance betrachten und aktuelle Trends wie Sprachassistenten, Podcasts oder Storytelling aufgreifen. Beim Lokalfernsehen gebe es Zuschauerverluste bei fast allen Sendern und Empfangswegen. Durch die zunehmende Zahl von Video-Streamingdiensten habe sich das Wettbewerbsumfeld mit Hunderten von digitalen Bewegtbildangeboten weiter verschärft.

UKW-Verbreitung in Bayern gesichert

Die UKW-Verbreitung in Bayern sei gesichert: So habe die Landeszentrale Anfang Juni über ihre Tochter Bayerische Medien Technik (bmt) alle UKW-Sender und -Antennen für den privaten Rundfunk in Bayern von der Media Broadcast erworben. Gleichwohl bestehe das Ziel, mittelfristig auf eine preiswertere terrestrische DAB+-Infrastruktur umzusteigen. Ab 2019 sollten den bayerischen Radiohörern alle aktuellen lokalen privaten UKW-Angebote auch in DAB+ angeboten werden.

Zweites Media Lab in Ansbach geplant

Schneider bestätigte in einem Gespräch am Rande der Lokalrundfunktage, dass ein weiteres Media Lab entstehen soll. Nach der Gründung des Media Lab Bayern in München vor drei Jahren soll ein zweites Media Lab in Ansbach entstehen. "Das Media Lab kann zukünftig nicht nur Vor-Gründer, sondern auch Startups in späteren Phasen unterstützen. Ziel des zweiten Standorts in Bayern ist es, kreative Ideen, kreative Teams und kreativen Journalismus mit den gut aufgestellten Medienstudiengängen in Ansbach und mit Medienunternehmen zu verknüpfen", sagte Schneider.

Influencerin Lina Kottutz - Mein digitales Ego

Wie die Influencerin Lina Kottutz bei dem Panel "Mein digitales Ego" sagte, fühlt sie sich als "große Schwester" ihrer Follower, mit denen sie ihren Lifestyle, Sport, Mode und Reisen teile. Für den IT-Unternehmer Magnus Kalkuhl ist das "digitale Ego" inzwischen Mainstream: "Wir sind alle Nerds geworden, ohne es gewollt zu haben." Pfarrer Christoph Breit von der Projektstelle der bayerischen Landeskirche sieht bei der Digitalisierung Nachholbedarf und Chancen. Auf die Frage "Alexa, wo ist der nächste Gottesdienst?" gebe es noch keine Antwort. Das müsse sich ändern. Denn es könne beispielsweise durch die Digitalisierung leichter werden, Liedblätter für den Gottesdienst zu erstellen. Dadurch hätten die Pfarrer mehr Zeit für ihre eigentlichen seelsorgerlichen Aufgaben.

BLM-Hörfunk- und Fernsehpreise verliehen

Bei der Tagung wurden traditionell die BLM-Fernseh- und Hörfunkpreise in Höhe von jeweils 3.000 Euro verliehen. Moderator Markus Pürzer von 106.4 TopFM wurde für seine Reihe "Auf den Spuren der Stars" zur Münchner Musikgeschichte ausgezeichnet. Einen Preis bekam auch eine Storytelling-Reihe über Schwimmschulen und -kurse auf Radio Gong 96.3. Historische Geschichten aus Mittelfranken von Radio Gong 97.1  in der Morningshow bekamen ebenfalls eine Auszeichnung.

Beim Fernsehen bekam main.tv Aschaffenburg einen Preis für die Berichterstattung und nachfolgende Spendenaktion über ein Unwetter im Kahlgrund. Eine Auszeichnung bekam ferner Franziska Drexler mit ihrem Team von Franken Fersnshen für ihre Reportage über das fränkische Höhlensystem. Das Fernsehteam der Offenen Behindertenarbeit (OBO-TV) in Coburg wurde ausgezeichnet für einen Beitrag über deutsche Redewendungen.

Auch der Nachwuchs wurde ausgezeichnet: Auf afk Radio M94,5 wurde die Sendung "Wenn aus Mietern Miethaie werden" von Bernhard Fischer prämiert. Sechs junge VJ-Stipendiaten von afk tv aus München wurden für ihre Dokumentation über die deutsch-tschechische Grenze ausgezeichnet. Den Radio Galaxy Award bekam der Songwriter Nico Santos.

Sonderpreis für Bernhard Löhlein

Bernhard Löhlein, der in der Medien- und Öffentlichkeitsarbeit des Bistums Eichstätt arbeitet, wurde für seinen Beitrag über die Reformatorin Argula von Grumbach mit dem Sonderpreis "Kultur, Medien und Kirchen" des Evangelischen Pressverbandes für Bayern (EPV) und des katholischen Medienhauses Sankt Michaelsbund (SMB) ausgezeichnet.

EPV-Direktor Roland Gertz und SMB-Direktor Stefan Eß übergaben den mit 3.000 Euro dotierten Preis, der anlässlich des Reformationsjubiläums im Jahr 2017 zum Motto "500 Jahre Reformation - auf ökumenischer Spurensuche in Bayern" ausgeschrieben war. Löhlein habe es geschafft, eine der bedeutendsten Frauen der Reformation, Argula von Grumbach (1492-1568), einfühlsam darzustellen, stellte die Jury fest. Ihre Lebensgeschichte werde den heutigen Hörern in gebotener Kürze, spannend und informativ nähergebracht. Die Jury würdigte außerdem eine "gelungene Dramaturgie". Argula von Grumbach verfasste Flugschriften, mit denen sie für die lutherische Lehre eintrat.