Nürnberg (epd). Der Bund Naturschutz (BN) fordert, wegen der ausbleibenden Getreidelieferungen aus der Ukraine und Russland nicht den Naturschutz hinten anzustellen. Ab dem 1. Juli sollen laut BN-Pressemitteilung vom Montag Bracheflächen auch für den Anbau von Pflanzen für Tierfutter oder Biogas freigegeben werden. Der Versuch, den Wegfall der Getreidelieferungen aus der Ukraine und Russland "durch Mehrproduktion und Intensivierung auszugleichen, ist keine nachhaltige Lösung", erläuterte Josef Schmid, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Bayern.

Die Schutzzonen in den Ackerregionen, sogenannte ökologische Vorrangflächen, sollten eigentlich das Artensterben aufhalten. Bracheflächen seien wichtiger Nahrungs- und Lebensraum für Insekten, "der zur Aufrechterhaltung biologischer Gleichgewichte und auch für die Bestäubung vieler Nutzpflanzen gerade in den ausgeräumten Agrarflächen sehr wichtig ist", erklärte der BN-Vorsitzende Richard Mergner. Auch für Vögel und andere Tiere seien diese Ruhezonen sinnvoll.

Wirksamer sei es beispielsweise, Tierhaltung auf artgerechte Ställe umzustellen, weniger Tiere zu halten und den allgemeinen Fleischkonsum dauerhaft zu reduzieren. Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums würden fast 60 Prozent des Getreides an Nutztiere verfüttert. "Nicht 30 Prozent der Lebensmittel in den Müll zu werfen, würde wesentlich mehr Reserven freisetzen, als die Stilllegungsflächen, meist auf ertragsschwachen Standorten, zu aktivieren", fügte Josef Schmid hinzu.