Nürnberg (epd). Die Chefin der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, fordert von den Bundesländern mehr Anstrengungen bei der Reduzierung der Zahl der Schulabbrecher. "Der Gesetzgeber schreibt den Ländern seit einiger Zeit eigentlich vor, die Daten von Schulabgängern ohne Abschluss an uns weiterzugeben, damit wir mit diesen Jugendlichen in Kontakt treten können", sagte Nahles der "Rheinischen Post" (Mittwoch). Aber nur zwei Länder würden dies bisher vollumfänglich tun, diese Situation sei "untragbar".

"Wir müssen dafür sorgen, dass weniger Menschen eines Jahrgangs nur für Helfertätigkeiten infrage kommen, weil sie keine Schul- und anschließend auch keine Berufsausbildung haben", betonte Nahles. Ihren Angaben zufolge haben allein 2021 rund 47.000 Jugendliche ohne Abschluss die Schule verlassen. "Die Bundesagentur hat große Probleme, diese jungen Menschen zu erreichen", beklagte die ehemalige SPD-Parteivorsitzende.

Als Teil der Fachkräftestrategie der Bundesregierung müsse die Zahl der Schulabbrecher reduziert werden. Weitere Bestandteile seien mehr Frauenerwerbsarbeit, ein längeres Arbeiten im Alter sowie mehr Fachkräfte-Zuwanderung, sagte die Chefin der in Nürnberg sitzenden Behörde.

Mit Blick auf den Arbeitsmarkt in diesem Jahr äußerte sich Nahles optimistisch. "Wir haben zu Beginn des Jahres 2023 eine halbe Million sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mehr als vor einem Jahr", betonte sie. "Wir sehen, dass die Unternehmen ihre Mitarbeiter auch in der Krise weiter halten, weil sie wissen, dass sie die Menschen möglicherweise nicht wiederbekommen."

Zur besseren Bekämpfung des Fachkräftemangels rief die ehemalige Bundesarbeitsministerin die Unternehmen dazu auf, spezielle Senioren-Arbeitsplätze einzuführen. "Unternehmen könnten den älteren Arbeitnehmenden spezielle Auszeiten gewähren, flexiblere Wochenarbeitszeiten oder Tätigkeiten, die sie nicht körperlich überlasten und wo sie ihr Know-how gut einbringen können - etwa bei Ausbildungen und Qualifizierungen", sagte sie der Zeitung.