Nürnberg (epd). Der historische Schwurgerichtssaal 600 der Nürnberger Prozesse wird zum Theaterraum. Mit dem Titel "Saal 600: Spurensuche" ist dort am Samstag, 25. September (19.30 Uhr) die Premiere eines Dokumentartheaters zu sehen. Das Staatstheater Nürnberg Schauspiel bringt die Inszenierung zu den Nürnberger Prozessen auf die Bühne, teilte das Theater am Dienstag mit.

Die Dramaturgen Regine Dura und Hans-Werner Kroesinger widmen sich am Ort der Prozesse der Geburtsstunde des Völkerstrafrechts. Täter der Nazi-Herrschaft mussten sich vor 75 Jahren erstmals vor einem internationalen Gericht für "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" verantworten. Dura und Kroesinger hätten ihre Theaterproduktion aus dokumentarischem Material erarbeitet, so das Theater. Auf Basis der Verhandlungsprotokolle greife der Text Ausschnitte aus dem Prozessgeschehen auf und erweitere sie um die Perspektive von Prozessbeobachterinnen und -beobachtern wie John Steinbeck, Erika Mann und John Dos Passos. Es spielen fünf Schauspielerinnen und Schauspieler.

Der Künstler und Bühnenbildner Rob Moonen hat aus fünfundzwanzig Quadern und mehreren tausend Seiten Papier ein Bühnenbild entworfen. Ebenfalls auf Basis von dokumentarischem Material hat Moonen Videos erarbeitet, die auf einer Videoleinwand gezeigt werden.

Seit 2000 arbeiten Kroesinger und Dura regelmäßig zusammen, teilt das Theater mit. Sie seien bei internationalen Festivals vertreten. 2021 wurden sie gemeinsam für "neue Maßstäbe im Dokumentartheater" mit der Poetikdozentur Landau ausgezeichnet. In einem Werkstattgespräch am Sonntag (19. September, 17 Uhr) geben sie im Saal 600 Einblicke in ihre Arbeit.

Am 20. November 1945 begann in Nürnberg der Hauptkriegsverbrecherprozess gegen ranghohe Vertreter des nationalsozialistischen Terrorregimes. Die alliierten Richter sprachen nach knapp einem Jahr, am 30. September und 1. Oktober 1946, zwölf Todesurteile, sieben Haftstrafen - davon mehrere lebenslängliche - und erließen drei Freisprüche.