München, Genf (epd). Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat vor einer zunehmenden globalen Spaltung beim Zugang zu digitalen Medien gewarnt. Es gebe nicht nur eine Kluft zwischen Industrienationen und den Ländern des Südens beim Zugang zu Informationen, sagte Bedford-Strohm am Montag in Genf auf einem vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) ausgerichteten Symposium über soziale Gerechtigkeit im digitalen Zeitalter. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass auch in reichen Ländern wie Deutschland vor allem Kinder in armen Familien einen erschwerten Zugang zu digitalem Wissen hätten. Das gefährde die Demokratie und den Zusammenhalt der Gesellschaft.

Bedford-Strohm, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, kritisierte zudem den zunehmenden Einfluss der großen digitalen Konzerne auf die Meinungsbildung und das Verhalten der Menschen. So seien die Algorithmen bei Suchanfragen oft auf Profitmaximierung programmiert, auf die Vorlieben der Menschen, nicht auf neutrale Wissensvermittlung. Der Landesbischof hinterfragte in diesem Zusammenhang die Monopolstellung der großen Internet-Plattformen wie Google, Facebook und Youtube, vor allem bei der Sammlung von Anwender-Daten und deren Nutzung zur Gewinnmaximierung.

Die digitale Teilnahme hänge zu sehr ab vom Einkommen, vom geografischen Standort, der ethnischen Zugehörigkeit sowie von Bildungsstand, Geschlecht und Alter. In vielen Teilen der Welt sei der Zugang zum Internet ein Luxus-Gut, sagte Bedford-Strohm: "Wer hat das Geld, um sich ein Smartphone oder Laptop zu kaufen? Wer kann die Internet-Gebühr bezahlen?" Während zum Beispiel in Deutschland der größte Teil der Bevölkerung Zugang zum Internet habe, seien es in Eritrea zum Beispiel nur 1,2 Prozent.

Das dreitägige internationale Symposium "Communication for Social Justice in a Digital Age" wird vom ÖRK und vom Weltverband für christliche Kommunikation (World Association for Christian Communication) ausgerichtet. Die Teilnehmer*innen diskutieren den Einfluss der digitalen Transformation auf die Gesellschaft. Mitveranstalter sind neben der EKD unter anderen das evangelische Hilfswerk "Brot für die Welt", die Evangelische Mission Weltweit (EMW) und die europäische Sektion des Weltverbandes christlicher Student*innen. Die Konferenz dient auch zur Vorbereitung der 11. Vollversammlung des Weltkirchenrates im kommenden Jahr in Karlsruhe.