Nürnberg (epd). Der Nürnberger Jesuitenpater Jörg Alt hat am Montag die Dreimonats-Bilanz nach seinem Diebstahl aus Supermarktcontainern und einer Lebensmittelverteilaktion im Dezember vorgelegt. Er forderte erneut von der Bundesregierung ein Lebensmittelrettungsgesetz und eine Agrarwende. Mit seiner Aktion vom Dezember habe er auch für Entkriminalisieren des Containern eintreten wollen, so der Aktivist. Bei einem Prozess, der ihm jetzt in einem Strafverfahren wegen besonders schwerem Diebstahl bevorstehe, wolle er die Verzögerungstaktik der Politik beim Lebensmittelrettungsgesetz öffentlich anprangern.

Es sei für ihn nicht nachvollziehbar, warum die Ampel-Koalition eine Regelung, die sie im Koalitionsvertrag vereinbart habe, trotz einer vorhandenen Vorlage der Organisation "German Zero" und trotz positiver Erfahrungen mit diesem Gesetz in Italien, Frankreich und Tschechien nicht umsetze, erklärte Alt. "Die Bundesregierung erweckt den Eindruck, dass sie entweder nicht willens oder nicht in der Lage ist, den multiplen Krisen unserer Zeit angemessen zu begegnen".

Der Umgang mit Lebensmitteln sei zunehmend überlebensnotwendig. Der vermutlich trockenste März seit Beginn der Wetteraufzeichnung lasse Sorgen vor Wasserknappheit in Deutschland, mit Folgen für die Landwirtschaft, wachsen, stellte der Priester fest. "Entsprechend verstehe ich auch den wachsenden Frust vor allem junger Menschen, etwa FridaysForFuture, Letzte Generation oder Ende Gelände".

Alt hatte am 21. Dezember 2021 aus Supermarktcontainern geholte brauchbare Nahrungsmittel öffentlich verteilt. Nach seiner Selbstanzeige leitete die Staatsanwaltschaft ein Verfahren ein. Er habe der Staatsanwaltschaft durch seine Anwältin mitteilen lassen, "dass ich nach wie vor nicht an einer Verfahrenseinstellung interessiert bin, solange die Politik bezüglich meiner Forderungen offensichtlich untätig ist".

Nach dem Lebensmittelrettungsgesetz in Frankreich dürfen Supermärkte ab 400 Quadratmetern Fläche bereits seit 2016 keine Lebensmittel mehr wegwerfen, sondern müssen sie spenden. In der Folge hätten die karitativen Organisationen viel mehr Mahlzeiten an bedürftige Menschen ausgeben können, berichtet das französische Landwirtschafts- und Ernährungsministerium auf seiner Homepage.