Brüssel, München (epd). Die Journalisten des "Pegasus"-Projekts und damit auch Mitarbeiter von "Süddeutscher Zeitung" und "Zeit" haben den erstmals vergebenen Daphne-Caruana-Galizia-Preis des Europaparlaments erhalten. Die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung belohne die vom Konsortium "Forbidden Stories" koordinierte Berichterstattung über Spähangriffe gegen Journalisten, teilte das Parlament am Donnerstag in Brüssel mit. Sandrine Rigaud und Laurent Richard von "Forbidden Stories" sollten den Preis entgegennehmen.

Die Medien hätten mit Hilfe von Amnesty International aufgedeckt, dass die Spähsoftware "Pegasus" des Unternehmens NSO Group weiträumig missbraucht worden sei, erklärte das Parlament. Die Auswertung von Daten habe ergeben, dass mindestens 180 Journalisten in Ländern wie Frankreich, Marokko und Indien Ziele des Einsatzes von "Pegasus" waren. Die Erkenntnisse wurden im Juli veröffentlicht.

"Forbidden Stories" hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Arbeit von ermordeten, inhaftierten oder bedrohen Journalistinnen und Journalisten weiterzuführen. Ein Leitspruch lautet: "Den Journalisten zu töten, wird die Story nicht töten." Dabei koordiniert ein Kernteam die gemeinsamen Arbeiten, an denen Medien und Journalisten weltweit teilnehmen.

Am "Pegasus"-Projekt waren nach Angaben von "Forbidden Stories" außer "Süddeutsche" und "Zeit" folgende Medien beteiligt: "The Guardian", "Le Monde", "The Washington Post", "Aristegui Noticias", "Radio France", "Proceso", "OCCRP", "Knack", "Le Soir", "Haaretz"/"TheMarker", "The Wire", "Daraj", "Direkt36" und "PBS Frontline".

Der Preis erinnert an Daphne Caruana Galizia. Die maltesische Investigativjournalistin war am 16. Oktober 2017 durch eine Autobombe ermordet worden. Mehr als 200 Journalisten haben sich laut Parlament mit ihren Beiträgen um die erste Auflage der Auszeichnung beworben. Ausgewählt wurden die Preisträger von einer 29-köpfigen Jury, die der Generalsekretär der Internationalen Journalisten-Föderation, Anthony Bellanger, vertrat.