Manchmal verlängern sie den Eintopf auch. Im Vorratsschrank stehen einige große Dosen Tomaten, die geöffnet werden, wenn sich abzeichnet, dass mehr als 150 Menschen aus der Ukraine ein Mittagessen in den Gemeinderäumen von St. Egidien wollen.

Essen stammt von Johannitern

Darina Severynova, eine junge Frau mit blondem langem geflochtenem Zopf, kann gut abschätzen, wie viele Portionen eine Stunde nach Essensbeginn noch in den großen Warmhaltebehältern sind. Das Essen stammt aus der Küche der Johanniter in Nürnberg und wird jeden Dienstag und Donnerstag Mittag geliefert. Zunächst war das Angebot kostenlos. Inzwischen kostet es einen Euro.

Seit 15. März geht das so: zunächst waren die Biertische in der Wolfgangskapelle der Egidienkirche aufgestellt, dann zog der Mittagstisch in die Gemeinderäume um. Ukrainerinnen und Ukrainer mit ihren Kindern können sich eine warme Mahlzeit mit anschließend einem Stück Kuchen zum Kaffee holen. Anfangs, als viele Flüchtlinge aus der Ukraine noch keine Sozialleistungen erhielten, kam die Gemeinde mit dem Projekt einer Bitte der Stadt nach.

Spenden flossen reichlich

80 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer fanden sich spontan, Spenden flossen reichlich, berichtet Pfarrerin Tabea Baader, die seit Kriegsbeginn immer wieder denken muss:

"Wir können nicht nichts tun."

Seit Ende Februar haben sich 7.170 geflüchtete Menschen aus der Ukraine in Nürnberg gemeldet.150 bis 180 sind dienstags und donnerstags Gäste in St. Egidien. Studentenpfarrerin Baader ist inzwischen nicht mehr die Hauptansprechperson für das Projekt. Eine Hand voll Ukrainerinnen fühlen sich jetzt verantwortlich. Darina Severynova aus Charkiw hat die Leitung übernommen, ihre Kolleginnen, Anna und Irina, ebenfalls aus der Ukraine, und Svetlana, die im vergangenen Jahr aus Weißrussland in die Ukraine geflüchtet war, unterstützen sie. Einige Frauen aus der Gemeinde St. Egidien und St. Sebald übernehmen den Abwasch.

"Ich liebe Lebensmittel"

Die kleine lebhafte Person Darina, die gut Deutsch spricht und gerne lacht, springt von der Ausgabestelle zu den Abwäscherinnen, trägt mit einem ehrenamtlichen Helfer die schweren Kisten mit den Töpfen herum, beugt sich über den Kaffee-Ausgabetisch und witzelt ein bisschen mit der Kollegin Svetlana. Der Krieg in ihrer Heimat tritt in den Hintergrund, während sie in ihrem Job aufgeht. "Ich liebe Lebensmittel", schwärmt sie, und erzählt beglückt, dass sie in Deutschland eine Lehrstelle als Köchin so gut wie sicher hat.

Auf der Terrasse sind sechs Biertischgarnituren aufgestellt, auf den Tischen sind Wassergläser und Karaffen mit Leitungswasser, Weckgläser mit Besteck und Servietten vorbereitet. Gerade sind fast alle Plätze besetzt, aber es ist still. Schweigend löffeln die Gäste ihren Borschtsch, mit einem Klecks Schmand garniert, in sich hinein. Der 15-jährige Zakhar sagt, dass es ihm schmeckt. Der Junge, der inzwischen auf eine Realschule in Nürnberg geht, ist mit seiner Mutter gekommen. Auch er stammt aus Charkiw. "Die beiden Städte sind sich sehr ähnlich", vergleicht er in gutem Englisch Nürnberg mit der ukrainischen Partnerstadt.

Gespannt auf weiteres Miteinander mit Ukrainern

Viel Kommunikation läuft zwischen den deutschen Ehrenamtlichen und den ukrainischen Helferinnen und den Gästen über Zeichen und Gesten. Der Google-Translater im Smartphone hilft mit, erzählt Baader. Einige der Mittagsgäste gehen inzwischen auch in das Sprachcafé der Evangelischen Studierendengemeinde (esg). "Es geht hier nicht nur um das Essen", erklärt die Pfarrerin, sondern darum, voneinander zu erfahren, "was uns wichtig ist. Es geht darum viel voneinander mitzubekommen". Sie sei gespannt, wie sich das Miteinander mit den Ukrainern in der Stadt entwickeln werde.

Noch wird es das Mittagessen bis Ende Juli geben. Unter anderem gibt das Hilfswerk der Nürnberger Nachrichten "Freude für all" hierfür Spenden. Wie es dann weitergeht, ist noch nicht klar. Eine Art Café oder Treffpunkt wolle man vielleicht beibehalten, sagt die Pfarrerin. Aber sie fügt an:

"Ich denke erstmal nicht weiter als bis Juli."