Die neue Aufgabe übernimmt der 58-Jährige neben seiner Referentenaufgabe. Er folgt im Amt des Priors auf den ehemaligen Regionalbischof und früheren Konventsprior Christian Schmidt. Weshalb er nicht "Bruder Martin" genannt werden will und was ihm Frömmigkeit bedeutet, erläutert er dem Sonntagsblatt.

Herr Reutter, Sie waren Dekan, jetzt sind Sie Referent der Regionalbischöfin - was reizt Sie daran, jetzt auch noch "Bruder Martin" im EKKH zu werden?

Reutter: In meiner Zeit als Schwestern- und Brüderschaftspfarrer in Neuendettelsau habe ich geistliche Gemeinschaften schätzen gelernt - von daher hat es mich sehr gefreut, als ich gefragt wurde, ob ich mir vorstellen kann, Prior in Heilsbronn zu werden. Der dortige Konvent war trotzdem Neuland für mich, als ich vor rund einem halben Jahr erstmals freitagabends zur Abendvesper ins Münster gegangen bin. Ich habe aber schnell gemerkt: Das ist der richtige Weg für mich. Nur "Bruder Martin" sagt dort niemand zu mir. "Bruder Martin" feiern wir alle am 11. November (lacht)...

"Von dieser Vorstellung, dass man sich Gottes Wohlwollen erst durch "gute Werke" erarbeiten muss, sind wir heute aber doch weit entfernt."

Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm spricht auch gerne von Frömmigkeit. Was bedeutet Ihnen dieses - für viele sehr altmodisch klingende - Wort?

Reutter: Mir bedeutet Frömmigkeit viel. Fromm sein bedeutet, im Leben auf Gott ausgerichtet zu sein. Man könnte es auch Spiritualität oder geistliches Leben nennen. Frömmigkeit heißt für mich, sich im Glauben zu üben. Dass alleine das Wort heute bei vielen zu Naserümpfen führt, verstehe ich nicht so ganz - das liegt wohl daran, dass damit früher - aus heutiger Sicht - auch sonderbare Vorstellungen verbunden waren, wie etwa die "Werkgerechtigkeit". Von dieser Vorstellung, dass man sich Gottes Wohlwollen erst durch "gute Werke" erarbeiten muss, sind wir heute aber doch weit entfernt.

"Es ist wichtig, dass unsere Konventsmitglieder auch in ihren Ortsgemeinden möglichst stark verankert sind."

Der Konvent gehört mit seinem Kloster- und Münsterkreis zu den jungen Kommunitäten in Bayern. Wohin wird die "Reise" unter ihrem Priorat gehen?

Reutter: Zum einen will ich die bestehende Gemeinschaft der 28 Konventsmitglieder weiter pflegen und gemeinsam weiterentwickeln. Zum anderen will ich eine "neue Übersetzungsarbeit" nach außen anstoßen - also die Anliegen und Ziele des Konvents bewusster nach außen tragen und ihn dadurch auch bekannter machen. Dabei geht es mir in erster Linie nicht darum, dass der Konvent möglichst stark wächst. Es ist wichtig, dass unsere Konventsmitglieder auch in ihren Ortsgemeinden möglichst stark verankert sind und dort wirken - auch und gerade als Schwestern und Brüder des EKKH.

Kirchenrat Martin Reutter, wird an diesem Freitag (29. April) als Prior des Evangelischen Kloster Konvents Heilsbronn (EKKH) eingeführt.