München (epd). Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sieht im christlichen Glauben eine wichtige Stütze für sein Leben. "Ich bin ein engagierter und überzeugter Christ", sagte er am Mittwoch im Münchner Presseclub. Er sei dankbar, dass er glauben und beten könne und zum Glauben eine Beziehung habe. Er habe in schweren Momenten in seinem Leben, auch während der Corona-Pandemie, gebetet. "Ich würde es als ein Weniger empfinden, wenn ich diese Perspektive, dieses Fundament nicht hätte", sagte Söder, der mehrere Jahre berufenes Mitglied der bayerischen evangelischen Landessynode war, dem Kirchenparlament der rund 2,3 Millionen Protestanten im Freistaat.

Ihn bewege, dass das Christentum überall in der Welt wachse, nur in Europa und in Deutschland nicht, sagte Söder weiter. Vielleicht liege es daran, dass die Kirchen zu sehr an inneren Formalitäten hingen. Es werde zu wenig über das Grundprinzip der frohen Botschaft geredet, dafür mehr über Probleme, kritisierte Söder. Es sei unglaublich, welche Botschaft hinter dem Glauben stecke: "Zum Beispiel, dass man sagt: Egal, wer du bist, wie du bist, wie alt, wie jung, wie erfolgreich, wie nicht erfolgreich, wie krank oder gesund - du bist gleich viel wert." Das finde er eine wirklich "frohe Botschaft". Das müssten die Kirchen viel mehr betonen, mahnte Söder.

Die Kirchen müssten auch Antwort geben auf die wirklich großen Fragen - auf das Danach, wenn die Medizin nichts mehr machen könne. "In dem Moment hat der Glaube eine signifikante und einzigartige Stellung", betonte der Ministerpräsident. Die Kirchen dürften sich nicht nur mit sich selbst beschäftigen, sondern müssten mehr in den diskursiven Dialog gehen, der aber unglaublich viel Einsatz verlange. Als Beispiel nannte er Menschen, die in sektenartige Prozesse im Internet abgleiten würden und Verschwörungstheorien verbreiteten.

Die heutige Zeit sei skurril, sagte Söder: "Wir sind auf dem höchsten Stand des Wissens. Noch nie hat die Menschheit so viel gewusst - und gleichzeitig wird noch nie so viel Unsinn wie jetzt verbreitet." Eine "harmlose" Verschwörungstheorie sei da noch, dass die Erde eine Scheibe sei. Aber selbst für diese Behauptung fänden sich unzählige Plätze und Formen im Internet. "Da haben Kirchen und wir eine Riesenaufgabe."