Reinhard Figel faltet eine Landkarte auseinander und zeigt auf einen Punkt nahe des Nürnberger Stadtteils Fischbach: "Wir stehen hier am Rande des Landschaftsschutzgebietes Nummer 15." Das Revier des Naturschutzwächters umfasst 56 Hektar und gehört damit zu den kleineren in Nürnberg. Auf seiner Tour nimmt der Ehrenamtliche gerne noch die anderen zwei Gebiete mit, die er betreut. Seine Aufgabe ist es, dafür zu Sorgen, dass der "gute Zustand" der Landschaftsschutzgebiete nicht durch menschliches Eingreifen zunichte gemacht wird.

Während er erklärt, dass die Fischbachaue ein wichtiges Nistgebiet für Vögel ist und diese sich gern in den blühenden Weißdornen, Weiden und Erlen niederlassen, beginnt ein Stückchen entfernt eine Radfahrerin, Zweige aus einem blühenden Strauch herauszubrechen. "Aha", sagt der Naturschutzwächter skeptisch, "das ist nicht so ganz in unserem Sinn." Ansprechen will er die Frau jedoch nicht. "Ich würde sagen, das war eine Kleinigkeit. Da macht man sich unbeliebt und das ist nicht sinnvoll. Wenn da jemand kommt und mit der Säge große Stücke rausschneidet, muss man natürlich was sagen."

Informieren statt Zurechtweisen

Reinhard Figel betrachtet sich nicht als Sheriff, sondern als Multiplikator: "Die Hauptaufgabe ist es, die Menschen zu informieren, die hier unterwegs sind." Zum Beispiel, wenn Leute ihre Grünabfälle am Waldrand abladen. "Die sagen dann: ist ja auch Natur. Aber erstens sieht das nicht gut aus und zweitens wird dadurch die natürlich vorkommende Flora unterdrückt, weil fremde Pflanzen einwandern." Als Beispiel zeigt der Naturfreund auf eine Narzisse am Wegesrand. "Das ist nun wirklich kein typisches Begleitgrün hier." Auch Menschen, die mit Autos oder Motorrädern durchs Schutzgebiet fahren, oder ihre Hunde Vögeln, Hasen oder Rehen nachjagen lassen, spricht er an. Manche kommen sogar mit Eimer und Schaufel und graben ganze Pflanzen aus. In Extremfällen können Naturschutzwächter auch Platzverbote aussprechen und Anzeigen erstatten. "Das ist aber eher selten der Fall."

In Bayern gibt es allein 597 Natur- und 705 Landschaftsschutzgebiete. Dazu kommen Naturparke und andere Schutzgebiete. Mehr als 700 ehrenamtliche Naturschutzwächter haben dort in Zusammenarbeit mit den Naturschutzbehörden ein Auge auf Flora und Fauna. Ständig werden neue gesucht. Reinhard Figel ist schon seit 30 Jahren dabei. Damals war er noch Lehrer für Deutsch und Geographie und wurde durch einen Zeitungsartikel auf das Ehrenamt aufmerksam. Es folgten einige Ausbildungstage an der Naturschutzakademie in Laufen, dann war er bereit für das Amt.

Zusätzlich zur Naturschutzwacht betreut Figel auch die Amphibien in den Stadtteilen Fischbach und Brunn - gerade jetzt während der Amphibienwanderung. "Im Moment sind vor allem Erdkröten, Grasfrösche und Molche unterwegs zu ihren Laichgewässern", erzählt der Naturschützer beim flotten Spaziergang. Vier- bis fünfmal die Woche ist er unterwegs und steckt sein ganzes Herzblut in seine Aufgabe. "An einem Frühlingsmorgen durch das Landschaftsschutzgebiet zu gehen, wenn die Vögel zwitschern und die Hecken blühen, das ist prachtvoll."