München (epd). Noch nie zuvor haben sich in Bayern so viele Menschen in einem Jahr wegen psychischer Leiden krankgemeldet wie im vergangenen Jahr. Mit 255 Fehltagen je 100 Versicherten hätten die psychisch bedingten Fehltage einen Höchststand seit Erhebungsbeginn vor 25 Jahren erreicht, teilte die Krankenkasse DAK am Donnerstag in München mit. Für den aktuellen "Psychreport" hat das Berliner Iges-Institut die Daten von rund 345.000 DAK-versicherten Beschäftigten in Bayern ausgewertet.

Allein in den vergangenen zehn Jahren haben die psychisch bedingten Fehltage um 52 Prozent zugenommen. Dennoch liegt Bayern nach wie vor 15 Prozent unter dem bundesweiten Durchschnitt der psychisch bedingten Fehltage. Ältere Beschäftigte im Freistaat haben mehr Ausfallzeiten wegen Seelenleiden als jüngere, aber bei den jüngsten Berufstätigen gab es 2022 den stärksten prozentualen Anstieg. Laut dem "Psychreport" ist das Gesundheitswesen die am meisten betroffene Branche im Freistaat.

"Viele Menschen mit psychischen Erkrankungen leiden besonders unter den anhaltenden Belastungen von Corona, Krieg und Krisen", sagte die bayerische DAK-Landeschefin Sophie Schwab: "Betroffene finden aktuell deutlich schwerer wieder in ihren Berufsalltag zurück." Das habe auch mit der Stigmatisierung zu tun. Die Menschen sprächen mit Familie und Ärzten zwar offener über psychische Leiden: "Aber in der Arbeitswelt müssen wir noch mehr tun, damit psychische Probleme nicht tabuisiert werden."

Der neuerliche Anstieg der Fehlzeiten hängt zum Teil auch mit der neuen elektronischen Krankmeldung (eAU) zusammen. Seit August 2022 gehen Krankmeldungen von den Arztpraxen direkt an die Krankenkassen und müssen von den Patientinnen und Patienten nicht mehr selbst eingereicht werden. "Wir hatten 2022 ein Viertel mehr Krankschreibungen von sehr kurzer Dauer", sagte Schwab. "Durch die eAU werden in unserer Statistik offenbar nun auch Fälle erfasst, in denen vorher die gelben Scheine nicht bei uns eingereicht wurden."

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