München (epd). Die Polizei steht nach Überzeugung der Erlanger Professorin Johanna Haberer in der Corona-Pandemie vor einer Zerreißprobe. Mit neuen Corona-Maßnahmen ändere sich auch die Rechtslage - "und heute gilt, was gestern noch nicht galt", sagte sie im Polizeigottesdienst in der Münchner evangelischen Markuskirche am Donnerstagabend laut Predigtmanuskript. Dazu kämen die Beschimpfungen von den sogenannten "Spaziergängern" mit ihren Androhungen von Gewalt.

"Und nun gesellen sich Überanstrengung, Erschöpfung und Entmutigung tief in der Seele hinzu", sagte die Lehrstuhlinhaberin für Christliche Publizistik am Fachbereich Theologie der Philosophischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Die Polizistinnen und Polizisten stellten sich die Fragen: "Wann hört das endlich auf? Und noch wichtiger: Wer sieht mich, in dem was ich tue und wie es mir dabei geht? Wer sieht mich - als Mensch, als Person, nicht bloß als Uniformträger und Verkörperung der Staatsgewalt?"

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) nahm an dem ökumenischen Polizeigottesdienst teil, der jedes Jahr traditionell zu Ehren des Heiligen Sebastian, des Schutzpatrons der Polizei, stattfindet. Er dankte laut einer Mitteilung des Ministeriums den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Polizeiseelsorge. "Ihr seelsorgerischer Beistand ist wichtig und segensreich für das Wohl unserer Polizistinnen und Polizisten", erklärte Herrmann. Mit Psychologen, Sozialpädagogen und der Polizeiseelsorge verfüge die Bayerische Polizei zudem über ein starkes Netzwerk der psychosozialen Versorgung. Der Innenminister bezeichnete die bayerische Polizei als "Inbegriff von Schutz und Sicherheit" und als "Garant für ein positives Sicherheitsgefühl in unserem Land".