Informationsveranstaltungen und Erklärtafeln zur Meiserstraßen-Frage hat der Gemeinderat Pullach in seiner Sitzung am Dienstagabend beschlossen. Damit folgte das Gremium einem Antrag von drei Räten von CSU, SPD und Grünen, die laut Antragstext "zusätzliche, kritische, öffentliche und dauerhafte Informationen" zum ersten bayerischen Landesbischof Hans Meiser (1881-1956) ermöglichen wollen, die auch den Gemeinderäten "bei der Entscheidungsfindung helfen" könnten.

Umbenennung der Bischof-Meiser-Straße noch nicht entschieden

Noch unentschieden ist nämlich, ob die Bischof-Meiser-Straße in Pullach südlich von München umbenannt wird. Der entsprechende Antrag des Pullacher Geschichtsforums steht voraussichtlich im Juli wieder auf der Sitzungsordnung.

Zu den beschlossenen Maßnahmen gehören die Überarbeitung der Schriftenreihe "Pullacher Straßennamen", Diskussionsveranstaltungen zu Hans Meiser, der von 1933 bis 1955 Bischof war, sowie öffentlich sichtbare Informationstafeln oder QR-Codes zur Geschichte der Straßenbenennung.

An der Bischof-Meiser-Straße in Pullach liegt das Theologische Studienseminar der Vereinigten Evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), deren erster Vorsitzender Bischof Hans Meiser von 1949 bis 1955 war.

Trotz der Maßnahmen ist die Entscheidung um den Namen vertagt 

Laut Erster Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Bündnis 90/ Die Grüne) hat sich nach dem Anfang 2021 gestellten Antrag auf Umbenennung der Bischof-Meiser-Straße gezeigt, "dass es noch Informationsbedarf gibt". Die nun beschlossenen Maßnahmen sollten "die nächsten Schritte abstecken auf dem Weg zur Entscheidungsfindung".

Ihre Parteikollegin Renate Grasse betonte für die Antragsteller, dass die Entscheidung über das Informationspaket keine Vorentscheidung über die Straßenumbenennung sei. Die drei Antragsteller hätten in dieser Frage "vollkommen unterschiedliche Haltungen".

In den gemeinsamen Streitgesprächen sei aber deutlich geworden, "dass solche Diskussionen wertvoll und wichtig sind für eine lebendige Demokratie". Dies wolle man durch Veranstaltungen und Tafeln fördern. Es gehe dabei nicht nur um die Bewertung der historischen Person Meisers, "sondern auch um die Werte, die dahinterstehen", sagte Grasse.

Die Meinungen gehen auseinander 

FDP-Gemeinderat Michael Reich bezeichnete Bischof Meiser in der Diskussion als Antisemit und betonte, dass es unerheblich sei, ob Meisers Antisemitismus "unterschwellig" oder "ätzend" gewesen sei. "Eine Tafel über einen Antisemiten will ich in Pullach nicht haben", schloss der Jurist.

Sein FDP-Kollege Alexander Betz wiederum verwies darauf, dass Moralvorstellungen einem "steten Wandel" unterworfen seien und Schwarzweiß-Argumentationen nicht weiterführten. Er plädierte dafür, bei Straßennamen "klare Fälle" zu streichen und "ambivalente Fälle" wie die Bischof-Meiser-Straße zu erläutern. "Sonst brauchen wir als Straßenschilder bald nur noch Werbetafeln, die man bei Bedarf umschalten kann", sagte Betz.