München (epd). Die Regierung von Oberbayern hat den Wolf, der seit Monaten im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet unterwegs ist, zum Abschuss freigegeben. Sie habe die sogenannte Entnahme des Wolfes wegen "Gründen der öffentlichen Sicherheit" per Ausnahmegenehmigung zugelassen, teilte die Regierung am Freitag mit. Genanalysen hätten bestätigt, dass der Wolf mehrere Schafe, Ziegen und Wildtiere in den Landkreisen Berchtesgadener Land, Traunstein und Rosenheim verletzt und getötet habe - und zwar überwiegend in siedlungsnahen Gebieten. Damit erhöhe sich die Wahrscheinlichkeit, dass es zu gefährlichen Begegnungen zwischen Mensch und Wolf komme.

Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) bezeichnete die Entscheidung als "absolut richtig". "Man muss ein Raubtier, das übergriffig geworden ist und ganz offensichtlich seine Scheu verloren hat, auch mal entnehmen." Bei diesem Wolf, der in Südostoberbayern immer näher an die Siedlungen herangekommen sei, sei das dringend notwendig gewesen. Man müsse den Tieren ihre Grenzen aufzeigen, wenn es eine Koexistenz von Mensch und Wolf geben soll - gerade in den Bergen. Ansonsten wäre die Folge, dass die Weidewirtschaft zurückgeht, denn viele Almen seien nicht zäunbar, sagte Kaniber.

Naturschützer dagegen hatten sich zuletzt gegen einen Abschuss des Wolfes gestellt. Die Kriterien für den Abschuss des Tieres, wie sie im Bayerischen Aktionsplan Wolf geregelt sind, seien in diesem Fall nicht erfüllt, hatte der Naturschutzverband LBV noch am Donnerstag verlauten lassen. Der Wolf habe bisher noch keine Menschen gefährdet, außerdem seien die gerissenen Weidetiere nicht mit einem wolfsabweisenden Zaun geschützt gewesen. Die Tierhalter hätten von dem Angebot, sich solche Zäune vom Freistaat Bayern zu 100 Prozent fördern zu lassen, kaum Gebrauch gemacht.