Würzburg, Stuttgart (epd). Nach Ansicht des Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster (Würzburg), ist Bildung die beste Prävention gegen Antisemitismus. Kein Kind werde als Antisemit geboren, sagte er in einem Podiumsgespräch zum Auftakt der Jüdischen Kulturwochen am Montagabend in Stuttgart. Deshalb sei wichtig, dass sich bereits Kinder in der Grundschule mit dem Judentum beschäftigen, damit keine antisemitischen Vorurteile entstehen.

Generell stehe man vor dem Problem, dass Antisemitismus spürbarer geworden sei. Zwar gebe es seit Jahren eine gleichbleibend hohe Prozentzahl von Menschen mit antisemitischen Vorurteilen; aber heute traue man sich mehr, diese auch offen zu äußern. Trotz aller Probleme sehe er die Zukunft des Judentums in Deutschland optimistisch: "Wenn wir erleben, wie vielfältig sich das jüdische Gemeindeleben entwickelt hat, sollte man sich durch negative Einflüsse nicht entmutigen lassen."

Derzeit gebe es einen Diskurs darüber, ob man nur Jude sein könne, wenn die Mutter Jüdin ist, entgegnete Schuster auf die Frage, was aus seiner Sicht genau ein Jude ist. So stamme beispielsweise der Publizist Max Czollek von einem jüdischen Vater und Großvater ab, habe aber keine jüdische Mutter, wie es das jüdische Religionsgesetz vorschreibe. Solche Diskussionen, wer Jude sei, könnten gerne innerjüdisch geführt werden, so Schuster. Doch Nichtjuden sollten sich nicht in diese einmischen, sagte er und verwies dabei auf einen Offenen Brief mit 278 Unterzeichnern, die sich mit Czollek solidarisiert hatten - darunter auch viele Menschen ohne jüdischen Hintergrund.