Augsburg (epd). Immer mehr Menschen in Bayern brauchen einen Zweitjob. Seit dem Jahr 2003 habe sich der Anteil der sogenannten Doppeltbeschäftigten mehr als verzweifacht. Das berichtet die "Augsburger Allgemeine" (Montagsausgabe) unter Berufung auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, die die Linkspartei angefragt hatte. Heute hätten im Freistaat knapp 700.000 Beschäftigte mehrere Jobs, das entspreche einem Anteil von 10,8 Prozent (Stichtag: 31. Dezember 2020). Ende 2003 waren noch rund 260.000 Personen in Bayern - also 5,1 Prozent - mehrfachbeschäftigt

Im bundesweiten Vergleich liegt Bayern laut Zeitungsbericht damit auf Platz zwei hinter Baden-Württemberg (11,1 Prozent). Der bundesdeutsche Durchschnitt liege bei 9,1 Prozent. Die Zahlen dürften überraschen, denn die südlichen Bundesländer gelten mit als die reichsten in Deutschland. Besonders niedrig ist der Anteil der Doppeltbeschäftigen übrigens in Ostdeutschland, wo der Niedriglohnsektor stärker verbreitet ist: In Brandenburg haben nur 5,2 Prozent der Beschäftigten einen Nebenjob, in Mecklenburg-Vorpommern 5,0 Prozent, in Sachsen 5,2 Prozent.

Blickt man genauer nach Bayern, so sind Zweitjobs auch hier vor allem in den reichen Regionen, nämlich nahe der Alpen und im Münchner Speckgürtel verbreitet: Garmisch-Partenkirchen (15,0 Prozent), Bad Tölz-Wolfratshausen (14,1), Erding (14,1), Miesbach (13,8) Freising (13,6), Oberallgäu (13,4), Dachau (13,3), Memmingen (13,3), Ebersberg (13,2), Rosenheim (13,1), Kempten (13,1).

Die stellvertretende Vorsitzende der Linken im Bundestag, Susanne Ferschl, nahm die Zahlen zum Anlass, um einen Mindestlohn von 13 Euro zu fordern. Denn meist sei die finanzielle Not der Grund, dass Beschäftigte zu einer Mehrfachbeschäftigung gezwungen seien. "Wenn Menschen, um über die Runden zu kommen, einen Zweitjob benötigen, haben wir ein entschiedenes Problem", sagte sie der "Augsburger Allgemeinen". Gerade im teuren Süden reiche das Einkommen von einem Job nicht mehr zum Leben.