Wer schon länger nicht mehr durch die Bayreuther Straße in Richtung Altstadt gefahren ist, wundert sich vielleicht über ein neues, weinrotes Gebäude, das auch noch näher an die Fahrbahn heranrückt, als man es gewohnt ist. "Genau das wollten wir erreichen", sagt Peter Baumann. Das alte Gemeindehaus der Erlanger Altstadtgemeinde stand einige Meter weiter hinten, war nicht barrierefrei und wenig einladend. Und rund 40 Jahre nach seiner Entstehung als typisches architektonisches Kind seiner Zeit bereits ein Sanierungsfall.

"Die Sanierung hätte ungefähr so viel gekostet wie ein Neubau", rechnet Ulrike Gumpmann vor. Die Kirchenvorständin hat das Projekt in den vergangenen sieben Jahren begleitet und über sämtliche der 15 Entwürfe mit abgestimmt, die Architekt Hartmut Niederwöhrmeier im Lauf dieser Zeit vorgelegt hatte, bis der Baukunstbeirat der Gemeinde und sämtliche weiteren Entscheidungsträger mit der neuen Lage des Gebäudes und seinem Erscheinungsbild zufrieden waren.

Aufreibende Zeit für die Gemeinde

Eine aufreibende Zeit, die ihre Mitstreiterin Ute Auschel im Bauausschuss begleitet hat und stolz darauf ist, dass das neue Gemeindehaus kein Betonklotz geworden ist, sondern durch seine breiten Fensterflächen und eine ebenso zweckmäßige wie kunstvolle Innenarchitektur einladend wirkt. Das gilt auch für das Obergeschoss, in dem sich Räume für die Jugendgruppe "Komit" und die Jungschar sowie ein Seminarraum für den Konfirmandenunterricht nebst eine modernen Küche befinden, in der auch ein Kicker Platz haben wird.

"Neulich hat ein Jugendlicher mir gesagt, er würde hier gerne zum Lernen her kommen", ergänzt Pfarrer Jacek Kikut, der mit dem Nachwuchs der Gemeinde auch die Holzmöbel und gemütlichen Sitzsäcke ausgesucht hat. Der angrenzende Kindergarten hat im ersten Stock ebenfalls einen Raum erhalten, in dem sich Leiterin Sonja Zebisch und ihr Team auch mal zu Elterngesprächen oder mit den Kindern zum Spielen und Üben treffen können. Über eine Feuertreppe können die Kinder mit ihren Erzieherinnen gleich nach oben kommen.

Bach-Chor kann endlich wieder proben

Herzstück des Hauses ist aber sicherlich der große Saal, in dem Kantor Wieland Hofmann jetzt wieder mit dem rund 120-köpfigen Bach-Chor der Erlanger Altstadtgemeinde und anderen Gruppen proben kann. Der Raum wird aber sicherlich auch das ein oder andere Mal vermietet werden. "Das Haus ist ein offenes, auch für Nicht-Mitglieder der Gemeinde. Und wir sind uns durchaus dessen bewusst, dass wir auch wieder etwas Geld erwirtschaften müssen", meint Pfarrer Baumann.

So können sich Privatpersonen für ihre Feierlichkeiten, aber auch Vereine und Institutionen für Veranstaltungen hier einmieten. Geregelt wird die Terminvergabe zentral über die Pfarrbüros, die ebenfalls wie das gemeindeeigene Friedhofsamt und eine große Küche mit eigenem Fettabscheider im Erdgeschoss Platz gefunden haben. 21 eigene Parkplätze runden das funktionale Erscheinungsbild ab.

Geheizt wird mit Wärmepumpe, die vorwiegend mit dem über die Photovoltaikanlage auf dem Dach erzeugten Strom gespeist wird. Eine Lüftungsanlage tauscht sechs Mal pro Stunde die Luft im gesamten Gebäude aus, das übrigens mit "b11" einen Namen mit besonderer Geschichte hat. Er stammt von einer Künstlergruppe, die das bereits leerstehende Gemeindehaus im Sommer 2019 kreativ genutzt hatte und sich nach der Adresse "Bayreuther Straße 11" benannte. Auch ein eigenes Logo wurde für das Haus entworfen.

Die Einweihung des neuen Erlanger Gemeindehauses findet am Sonntag, 14. November um 10 Uhr in der Dreifaltigkeitskirche statt. Die Predigt hält die Nürnberger evangelische Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern.

Gemeindehaus der Erlanger Altstadtgemeinde