Unter den Großen ist Erlangen die Kleinste: Mit rund 112.000 Einwohnern handelt es sich bei der mittelfränkischen Universitäts- um die kleinste Großstadt in Bayern und den kleinsten Teil des fränkischen Städte-Trios Nürnberg, Fürth, Erlangen.

Wer über die Stadt in Mittelfranken nicht viel weiß und das Internet durchstöbert, stößt immer wieder auf zwei Dinge, die Erlangen ausweislich mehrerer Quellen ganz besonders charakterisieren: die Universität und Siemens.

31 Kirchengemeinden gehören zum Dekanat Erlangen

Selbst auf der Webseite des Dekanats Erlangen heißt es: "Nahezu alle Gemeinden sind heute Zuzugsgebiete für Menschen, die durch die Universität oder die Firma Siemens nach Erlangen gekommen sind."

Zum Dekanat Erlangen gehören insgesamt 31 Kirchengemeinden, die sich über acht Regionen verteilen: Nord, Ost, Mitte-Ost, Mitte, Süd, Mitte-West, Süd-West, Nord-West. Hier leben 68.160 Evangelische. Nicht nur im wegen der traditionsreichen Friedrich-Alexander-Universität als "Gelehrtenstadt" bezeichneten Erlangen. Wo der Technologiekonzern Siemens einen seiner größten Standorte hat und einen Drittel seines weltweiten Umsatzes erzielt.

Der Dekanatsbezirk reicht von Baiersdorf im Norden bis Großgründlach im Süden, von Aurachtal im Westen bis Beerbach im Osten – und ragt damit teilweise in andere Bezirke hinein. Großgründlach liegt auf Nürnberger Territorium, ein Sprengel der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Baiersdorf gehört zum Regierungsbezirk Oberfranken, der andere – wie Erlangen – zu Mittelfranken. Beerbach liegt am Rande der sanften Hügellandschaft der Fränkischen Schweiz.

Beerbach – Hie wurde Reformationsgeschichte geschrieben

Apropos Beerbach. Der winzige Weiler hat nur wenige hundert Einwohner, war jahrhundertelang eine eigenständige Gemeinde, gehört inzwischen – seit 45 Jahren – zur Kreisstadt Lauf an der Pegnitz, und hat Geschichte geschrieben. Reformationsgeschichte, vor 500 Jahren, ganz genau.

Denn am 12. August 1521, einem Montag, kam Conrad Wagner nach Beerbach, um hier seinen Dienst als evangelischer Pfarrer anzutreten. Die Reformation war in Beerbach angekommen. 1521! Damit war Beerbach dem nahen Nürnberg drei Jahre voraus, das sich 1524 als erste Großstadt der Reformation anschloss. Damit befindet sich in Beerbach die vermutlich älteste evangelische Gemeinde in Bayern.

Beerbach in Mittelfranken
Beerbach in Mittelfranken

Bevor der lutherische Pfarrer 1521 kam, war sein katholischer Kollege, der 1. Pfarrer Beerbachs, entlassen worden, kaum ein Jahr im Amt. Er war gekommen, als 1520 in Beerbach eine eigene Pfarrei gegründet worden war – nachdem die Bezahlung des Pfarrers dank eines Erbes gesichert war.

So war die Besoldung des Pfarrers gesichert

Der Nürnberger Tuchhändler Kunz Horn, um 1500 einer der reichsten Bürger der Stadt, hatte in seinem Testament verfügt, dass ein Teil seines Geldes nach seinem Tod für die Besoldung des Beerbacher Pfarrers genutzt werden sollte. Ohne diesen Nachlass hätte es zu der Zeit keinen Pfarrer in Beerbach gegeben, keinen katholischen und im Jahr darauf auch keinen evangelischen – und vermutlich wäre eine andere Gemeinde im Rennen um den Titel: Älteste Gemeinde in der bayerischen evangelischen Landeskirche.

Noch heute wird Beerbach als Pfarrdorf bezeichnet, in der hübschen Kirche St. Egidien etwas außerhalb des Ortes finden sich einige wenige Reste der "Ausstattung ganz aus reformatorischem Geist", wie der Beerbacher Archivpfleger Ewald Glückert den Besucher*innnen mit auf die Entdeckungsreise gibt.

Denn die lutherische Prägung des Kirchenraumes erschließe sich nicht auf den "ersten, flüchtigen Blick", wie er sagt. "Man muss schon etwas Spürsinn entwickeln." Dann entdeckt man figürliche Wandfresken und Figuren der Apostel und Evangelisten.

Erlangen nahm protestantische Glaubensflüchtlinge auf

Dass sich mit der Ankunft eines evangelischen Pfarrers auch die Einführung des lutherischen Glaubens genau datieren lässt, das gilt auch für Erlangen, das erstmals im Jahr 1002 urkundlich erwähnt wurde und ab 1017 zum Bistum Bamberg gehörte.

Der erste evangelische Pfarrer wurde 1528 vom Bürgermeister und vom Rat der Stadt angeheuert, Erlangen wurde protestantisch. Über 150 Jahre später nahm die Stadt zahlreiche Glaubensflüchtlinge auf, darunter Lutheraner und calvinistische Hugenotten, die ab 1685 aus Frankreich flohen, nachdem der katholische König Ludwig XIV. das Toleranzedikt von Nantes widerrufen hatte. Dadurch verloren protestantische Franzosen ihre religiösen und bürgerlichen Rechte.

Neue Heimat in Erlangens Neustadt

In Erlangen sorgte der Zuzug der Hugenotten für Wachstum – mit Blick auf die Bevölkerungszahl, die Wirtschaft, aber auch die Entwicklung der Stadt: Um ihnen eine attraktive neue Heimat zu bieten, ließ der lutherische Markgraf Christian Ernst die barocke Planstadt "Christian Erlangen" errichten, die heutige Neustadt.

In der dortigen Neustädter Kirche feiern die mehr als 2500 Mitglieder der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Erlangen-Neustadt ihre Gottesdienste, außerdem ist dies die Universitätskirche der Friedrich-Alexander Universität.

Erlangen-Neustadt ist auch die Kirchengemeinde von Dekan Peter Huschke, der im Dekanat Erlangen für die Regionen Süd-West (Aurachgrund), Mitte-West, Mitte, Mitte-Ost zuständig ist. Als stellvertretende Dekanin betreut Gerhild Rüger von Uttenreuth aus die Regionen Nord und Ost, in Herzogenaurach sind die stellvertretende Dekanin Karola Schürrle und der stellvertretende Dekan Oliver Schürrle für die Regionen Nord-West und Süd verantwortlich.

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