Das Konzept des 1965 vom Bund Christlicher Pfadfinderinnen (BCP) gegründeten Hauses ist bundesweit einmalig: Eltern finden hier eine 1:1 Betreuung durch geschulte Ehrenamtliche für ihr behindertes Kind; für mitreisende Geschwisterkinder gibt es ein eigenes Programm. Durch den Umbau können künftig auch Menschen mit demenzkranken Angehörigen in der Langau Urlaub machen: Ein Gebäudetrakt wurde mit Transpondertechnik ausgestattet, die meldet, wenn der Demenzkranke den Bereich verlässt.
Als Diakon Peter Barbian 2010 die Leitung der Langau übernahm, stand das Haus allerdings kurz vor der Insolvenz. Die Räume waren renovierungsbedürftig, die Ansprüche an Barrierefreiheit hatten sich verändert. »Wir hatten nur zwei Möglichkeiten: schließen oder nach vorn gehen«, erinnert sich der 53-Jährige. Das Team entschied sich für die Flucht nach vorn – von diesem Zeitpunkt lief alles wie von selbst.
Umweltschutz und Kundenwunsch
Nach dem ersten Infogespräch im bayerischen Sozialministerium ging Barbian schon mit einer Zusage von 1,5 Millionen Euro nach Hause – sie verdoppelte sich am Ende auf 3 Millionen. Das Bundesfamilienministerium steuerte noch mal 3 Millionen bei – und bestätigte, dass sich ein Konzept wie das in der Langau bundesweit nicht noch einmal findet. Die bayerische evangelische Landeskirche bewilligte eine Million, und selbst das Diakonische Werk Bayern, das eigentlich über keinerlei Mittel für solche Zwecke verfügt, gab 100.000 Euro dazu. Von der Aktion Glücksspirale kamen 300.000 Euro, und die bayerische Landesstiftung schüttete mit 850.000 Euro die höchste Förderung eines Einzelprojekts seit Jahren aus.
Am Ende flossen über 8 Millionen Euro in die energetische Sanierung der Langau, in Brandschutz und Modernisierung. Eine Hackschnitzelheizung, Wärmedämmung und Wärmerückgewinnung senken künftig Kosten und CO2-Ausstoß. Der kostspielige Brandschutz ist auf aktuellem Stand. Und sämtliche Zimmer sind an EU-Normen einerseits und Erwartungen der Gäste andererseits angepasst.
Zur Wiedereinweihung am 20. Juni werden die bayerische Landtagspräsidentin Barbara Stamm sowie der Amtschef des bayerischen Sozialministeriums, Michael Höhenberger, erwartet.
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Hintergrund: Die Langau
Der Bund christlicher Pfadfinderinnen (BCP) kaufte 1965 die den ehemaligen Viehhof des Prämonstratenklosters Steingaden, der seit der Säkularisierung 1803 im Besitz des Freistaats Bayern war. Die Pfadfinderinnen veranstalteten Zeltlager, an denen von Beginn an junge Frauen mit körperlichen Behinderungen teilnahmen. Bis 1969 baute der BCP die Langau nach damaligen Maßstäben barrierefrei um.
Der Name von Hedwig Döbereiner ist untrennbar mit der Langau verbunden. Die damalige Bundesmeisterin des BCP kaufte den Hof im Namen des Vereins. »Es war ein Wagnis. Nur weil wir auf Gottes Hilfe vertraut haben, konnte es gelingen«, sagte sie einmal. 25 Jahre leitete Döbereiner die Langau und etablierte die Integration von Menschen mit Behinderung im Konzept. Zum 80. Geburtstag der Gründerin am 27. Mai 2004 errichtete die Langau die Hedwig-Döbereiner-Stiftung. Die heute 93-Jährige lebt in einem Münchner Seniorenstift.