Wenn Anette Glück in eine neue Familie kommt, ist es ihr wichtig, eine echte Beziehung aufzubauen. "Man schaut, dass man andockt an die Familienangehörigen. Dazu gehört, von Anfang an wertschätzend aufzutreten", sagt die Bereichsleiterin der Familienorientierten Sozialarbeit (FamoS) in Bamberg.

Familienleben wieder in geordnete Bahnen

Sie und ihr Team werden vom Jugendamt beauftragt und begleiten Familien, bis sie ihr Familienleben wieder selbst in geordnete Bahnen bringen können. Dabei möchte sie gern als Vertrauenspersonen wahrgenommen zu werden. "Was wir besprechen, bleibt normalerweise in der Familie", betont Glück.

"Wenn wir mal etwas an das Jugendamt weitergeben müssen, wird das vorher transparent gemacht."

Bevor jemand von FamoS in einen Haushalt kommt, hat die Familie mit dem Jugendamt bereits besprochen, was sie verändern und welche Ziele sie erreichen will. "In manche Familien komme ich rein und führe ein Beratungsgespräch, manchmal gehe ich gemeinsam mit Eltern und Kindern in eine Spielsituation mit rein und gebe danach Tipps. Aber ich gehe auch mal mit in die Schule oder zur Therapie - wir sind da sehr frei", sagt Glück. So könne sie auf das eingehen, was der Familie wichtig ist.

Oft mit Müttern im Gespräch

Oft ist die Sozialarbeiterin mit den Müttern im Gespräch - weil diese alleinerziehend sind oder es in den Familien ein klassisches Rollenbild gibt.

"Wir schauen aber auch, dass wir Termine mit dem arbeitenden Elternteil hinkriegen und kommen dann später am Abend."

Die Herausforderungen, mit denen die von FamoS unterstützten Familien zu kämpfen haben, sind sehr unterschiedlich. "Was sich durchzieht, sind Suchterkrankungen oder psychische Erkrankungen entweder bei den Eltern oder Kindern", sagt die Sozialarbeiterin. "Dann gestaltet sich die Erziehungsarbeit oft schwieriger." Es gehe aber auch um Ordnung und Sauberkeit in der Wohnung, um Trennungen der Eltern oder Teenager-Schwangerschaften. Auch Pflegefamilien werden unterstützt, wenn Pflegekinder durch große vorherige Belastungen Schwierigkeiten haben, sich einzuleben.

"Während Corona waren die Menschen angespannter. Das machte es für Familien, die nicht die besten Bedingungen haben, noch schwieriger."

Ziel ist die Rückführung in die Selbstständigkeit

FamoS gehört zum Jugendhilfeträger Innovative Sozialarbeit. In 20 Jahren begleitete das Projekt an die 1.000 Familien in den Regionen Bamberg, Forchheim und Haßberge. Das Ziel ist jedes Mal laut eigener Aussage die Rückführung in die ursprüngliche Selbstständigkeit. Das dauert in der Regel rund zwei Jahre, kann aber bei manchen Familien auch so lange dauern, bis die Kinder erwachsen sind. Anette Glück ist von Anfang an beim Projekt dabei.

"Ich bin ein total neugieriger Mensch. Jede Familie hat ihre Geschichte, die ich herausfinden will."

Das elfköpfige Team bekomme auch immer wieder Rückmeldungen aus den Familien. So habe ein Vater gesagt, dass es ihm sehr geholfen habe, über die Situation zu sprechen und es ihm einen neuen positiven Blick auf sein Kind ermöglicht habe. "Dieses Feedback ist ein wesentlicher Bestandteil des Qualitätsentwicklung", sagt Glück.