Alt-Bundespräsident Joachim Gauck würdigte beide Preisträger als "Vorbilder ökumenischer Verständigung" und als "Vorbilder im Sinne von Haltung, im Sinne von Grundwerten, im Sinne von Orientierung".

Die Bischöfe seien durch ihre christlichen Werte wie Solidarität, Gerechtigkeit und Hoffnung über konfessionelle Unterschiede hinweg miteinander verbunden, erläuterte Gauck.

Das Miteinander der Konfessionen

Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) sagte, die Preisträger zeigten in ihrem "Aufeinander zugehen" etwas, von dem man auch außerhalb des kirchlichen Kontextes etwas lernen könne.

Sie konzentrierten sich "auf das, was verbindet und nicht auf das, was trennt". Damit setzten sie nicht nur für das Miteinander der Konfessionen ein Zeichen, "sondern auch für unsere Demokratie", sagte Weber.

Im Text der Urkunden heißt es, beide hätten durch ihren "persönlichen und vorbildlichen Einsatz für die Entwicklung der Ökumene" zum Frieden der Religionen und speziell der beiden christlichen Konfessionen beigetragen.

Bedford-Strom: Ökumenischer Weg für die Kirchen

Bedford-Strohm sagte, es sei für ihn eine "große Freude, große Ehre" diese Auszeichnung zu erhalten.

Er sei überzeugt, dass "die Religionen, dass die christliche Religion in der ersten Reihe stehen müssen, wenn es um das Engagement für den Frieden geht - innen wie nach außen". Die Kirchen könnten nur "glaubwürdig nach außen wirken", wenn sie eigene traditionelle Abgrenzungen überwänden.

Spätestens seit den Vorbereitungen auf die Feierlichkeiten zu 500 Jahre Reformation im Jahr 2017 sei ihm klargeworden, dass Kirche - wenn sie ihren Auftrag ernst nehme - "nur einen ökumenischen Weg" gehen könne.

Marx: Wille zur Einheit

Marx sagte, es falle ihm als gebürtigen Westfalen grundsätzlich eher schwer, ein Lob anzunehmen - auch wenn man es trotzdem gerne höre: "So ein Lob trifft einen Nerv, dass man unsicher wird."

Er habe die lobenden Worte Gaucks "eher als Ermutigung verstanden", weiter so zu machen wie bislang. Der Münchner Erzbischof betonte, zur Ökumene gehöre als erstes der Wille "auf den ökumenischen Partner zuzugehen".

Es brauche den Willen, "die Einheit höher zu stellen als die Zerrissenheit". Man dürfe "nicht die Fehler des anderen und die Haare in der Suppe der Vergangenheit" suchen, sondern vielmehr das Verbindende.

Ablehnung des gemeinsamen Abendmahls der Kirchen in Rom

Schon am Samstagmorgen hatten sich Bedford-Strohm und Marx in einem gemeinsamen Radio-Interview erfreut über die Auszeichnung gezeigt.

Marx sagte dem Radiosender Bayern2 zur Absage des Vatikans an das gemeinsame Abendmahl von Katholiken und Evangelischen, es sei mühsam - er sei aber guter Hoffnung, das gemeinsame Abendmahl noch zu erleben. Man dürfe Ökumene aber nicht nur an diesem einen Punkt festmachen und alles andere ausblenden.

Bedford-Strohm zeigte sich enttäuscht über die römische Absage. Man sei hier aber noch nicht am Ende: "Wir werden nicht locker lassen, das kann ich versprechen."

Dialog trotz unterschiedlicher Anischten

Gauck sagte in seiner Laudatio, die Preisträger machten in ihrem ökumenischen Bemühen immer wieder deutlich, dass unterschiedliche Ansichten und Glaubensüberzeugungen einem vernünftigen Dialog, einem friedlichen Miteinander niemals im Wege stehen müssen.

Zwischen Bedford-Strohm und Marx sei dabei etwas ganz Beglückendes geschehen: eine persönliche Freundschaft, die auf Vertrauen und theologischer Wertschätzung basiere.

Das zeige, dass die Ökumene zwischen den Kirchen lebt. Die beiden Bischöfe zeigten auch, dass Unterschiede nicht zu Abgrenzung und Polarisierung führen müssen.

Bedford-Strohm und Marx - langjährige Weggefährten

Die Bischöfe Bedford-Strohm und Marx sind langjährige Weggefährten: Seit 2008 ist Marx Erzbischof von München und Freising, 2011 wurde Bedford-Strohm bayerischer evangelischer Landesbischof.

Die Dienstsitze der beiden liegen nur wenige Hundert Meter voneinander entfernt im Zentrum Münchens.

Und auch auf Bundesebene bildeten die zwei Kirchenmänner jahrelang ein enges ökumenisches Duo: Von 2014 bis 2020 war Marx Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bedford-Strohm ist seit 2014 Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Der Augsburger Friedenspreis

Der mit 12.500 Euro dotierte Friedenspreis wird seit 1985 alle drei Jahre von der Stadt Augsburg und der Landeskirche für Verdienste um ein tolerantes und friedvolles Miteinander von Kulturen und Religionen vergeben.

Marx und Bedford-Strohm kündigten an, ihr Preisgeld zu spenden zu. Es kommt der "ökumenisch offenen" Laienbewegung Sant'Egidio für deren Alten- und Obdachlosenarbeit in Bayern zugute, hieß es.

Sant'Egidio wurde 1968 in Rom gegründet. Als erste Gruppe außerhalb Italiens entstand 1981 in Würzburg der deutsche Ableger. Heute hat Sant'Egidio rund 60.000 Mitglieder in mehr als 70 Ländern.

Unter den bisherigen Trägern des Augsburger Friedenspreises waren auch schon der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker und der Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow.

Der Preis wird im Rahmen des Augsburger Friedensfestes verliehen. Es wurde von den Augsburger Protestanten 1650 erstmals zum Dank an den Westfälischen Frieden von 1648 begangen, der ihnen ihre politischen und religiösen Rechte zurückgab. Heute ist das Friedensfest ein Sonderfeiertag in der Stadt Augsburg.