Glück als Einrichtung der Natur

Die Natur habe es so eingerichtet, dass alles, was den Menschen als Individuum und die Menschheit als Ganzes am Leben erhalte, Spaß mache, erläuterte Bandelow:

"Wenn Essen und Sex keine Glücksgefühle auslösen würden, würden wir uns dafür nicht anstrengen oder es schlicht vergessen."

Der Senior-Professor an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Göttingen hat ein Buch mit dem Titel "Das Endorphin-Prinzip - Wie Glück im Gehirn entsteht" geschrieben, das Mitte Oktober erscheint.

Reichtum macht nicht glücklicher

Äußere Einflüsse, wie Reichtum, eine schöne Wohnung oder ein toller Job spielten beim Glück dagegen eine weitaus kleinere Rolle als gemeinhin angenommen, sagte der Psychologe. Mehr Geld steigere das Glücksgefühl, das rein biologisch durch eine Endorphinausschüttung im Gehirn provoziert werde, nur bis zu einem relativ geringen Jahreseinkommen.

Auch Menschen, die großes Leid erfahren hätten, könnten noch Glück empfinden. Umgekehrt seien viele Menschen unglücklich, "die in unserer heutigen Überflussgesellschaft gut situiert sind".

Glücksmomente in eigener Hand

Vor allem denjenigen Menschen, die genetisch bedingt kein Glückstyp sind, rät Bandelow, ihr Endorphin- oder Belohnungssystem so weit wie möglich zu stimulieren. Das sei zwar auch durch Drogen aller Art möglich. Die lösten jedoch Süchte aus und sollten deshalb durch "gesundes und legales Doping" ersetzt werden. Das könne ein Liebesfilm, eine sportliche Herausforderung, ein Glas Wein am Abend oder ein Essen mit Freunden sein. "Es gibt unzählige Gelegenheiten."

Das lang anhaltende, dauerhafte Glück suchten die Menschen jedoch vergeblich, schränkte Bandelow ein: "Wir müssen uns davon lösen, dass wir irgendwann an einem Punkt ankommen, an dem wir uns rundum glücklich fühlen und das bleibt dann so." 

Das Glück sei flüchtig und relativ: "Wer nie durchs Jammertal gegangen ist, erlebt auch kein Bergfest."

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