Einer Analyse des Berliner Instituts für Bewegungs- und Protestforschung zufolge sind die Demonstrationen gegen Rechtsextremismus zu Beginn des Jahres "die größte Protestwelle in der Geschichte der Bundesrepublik". Zwischen Mitte Januar und Ende März 2024 seien demzufolge mehr als 3,6 Millionen Menschen auf den Straßen gewesen.

In den großen Städten und im Westen der Republik war die Mobilisierungskraft der Proteste demzufolge deutlich größer als auf dem Land und im Osten. In Hamburg gingen pro 100.000 Einwohner mehr als 16.000 Menschen auf die Straße, in Sachsen-Anhalt weniger als 1.300.

Protest war gebildet und links

Allerdings sei es kein Querschnitt der Bevölkerung gewesen, der da protestiert habe, heißt es in einem Analysepapier des Instituts über die Demonstrationen. Zwar rechneten sich die Teilnehmenden mehrheitlich der mittleren Mittelschicht zu:

"Doch waren die Protestierenden überdurchschnittlich hochgebildet und verorteten sich überwiegend im linken politischen Spektrum."

Lediglich drei Prozent der Demonstrierenden verorteten sich im Mitte-rechts-Spektrum.

Die Ergebnisse des Instituts für Bewegungs- und Protestforschung bezüglich der Milieus, aus denen die Teilnehmer stammen, stützen sich zwar lediglich auf Befragungen von Ende Januar im Landkreis Konstanz. Es sei jedoch unwahrscheinlich, dass Befragungen an anderen Orten ein wesentlich abweichendes Ergebnis erbracht hätten, meint das Institut.

Einen politischen Durchbruch sieht das Institut in den Protesten nicht. Entscheidender als der Straßenprotest sei, "wie viele der Demonstrierenden sich mit welcher Beharrlichkeit in die politischen Debatten in ihrer alltäglichen Lebenswelt einmischen und gegen rechtsradikale Äußerungen und Handlungen einschreiten".

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