Warum haben Sie sich entschieden, zu den Demonstrationen gegen Rechts ein Kunstprojekt zu machen?
Barbara Donaubauer: Gabriele Weitenauer (Autorinnenname Artner, Anm. d. Red) und ich sind beide auf den Demos gegen Ausgrenzung und Rechtsradikalität und gegen die AfD in München gewesen. Danach haben wir uns gegenseitig Fotos geschickt und auch viele Bilder in den sozialen Medien gesehen und uns entschieden, gemeinsam ein Projekt daraus zu machen. Die Demonstrationen waren ein Erlebnis der Hoffnung, diese Hoffnung wollen wir stärken und wertschätzen. Wir wollen die Botschaften der Bürgerinnen und Bürger festhalten und verbreiten. Es geht letztlich auch darum, die Demokratie weiter zu fördern und zu stärken.
Was ist das Künstlerische an den Demonstrationen?
Donaubauer: Die Botschaften sind sehr vielfältig und kreativ. Ich bin schon lange auf Demos unterwegs und die Vielfalt ist hier deutlich größer als früher. Es sind auch so viele Gruppierungen dabei, die auf ihre Pappen schreiben: "Muttis gegen Rechts", "Omas gegen Rechts", "Yogis gegen Rechts" - Identitäten, die eher als unpolitisch angesehen werden. Die wollen wir sichtbar machen und ihre Bedeutung in der Gesellschaft zeigen - und zeigen, dass sie sich auch gegen Rechtsextremismus einsetzen.
Was wird im Heft zu sehen sein?
Donaubauer: Gabriele wird den Essay und die Textparts schreiben, ich bin vor allem für die Bildauswahl zuständig. Wir zeigen unsere eigenen Fotografien, ich habe aber auch deutschlandweit Aufrufe gestartet, damit Menschen uns Fotos zuschicken. Ich suche über unsere eigenen privaten Netzwerke, aber beispielsweise auch über die Agentur Freelens (einem Berufsverband von Fotografinnen und Fotografen, Anm. d. Red.), die uns unterstützt. Wir wollen sowohl Bilder von Privatleuten als auch von professionellen Fotografinnen und Fotografen zeigen. Wir sammeln immer noch. Aktuell sind wir vor allem auf der Suche nach Bildern aus dem östlichen Teil Deutschlands. Das Heft soll möglichst vielfältig werden.
"so-VIELE"-Heft
Das "so-VIELE"-Heft ist eine unabhängige Künstlerpublikation. Über 90 Ausgaben zu unterschiedlichen Themen sind bereits im icon Verlag von Hubert Kretschmer erschienen. Die Hefte können gegen eine geringe Schutzgebühr über den Verlag bestellt oder direkt dort abgeholt werden und sind etwa auch in Bibliotheken, Museen, Literaturhäusern oder im Buchhandel erhältlich. Das Heft "Nie wieder ist jetzt" soll ungefähr 60 Seiten umfassen und voraussichtlich im Mai erscheinen.
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