Die Wohlfahrtspflege in Deutschland will ein Hebel für mehr Nachhaltigkeit sein, hat der Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege, Ulrich Lilie, bei der Messe ConSozial in Nürnberg betont.

"Wir haben zwei Millionen hoch motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die diese wichtigen Schritte gehen wollen",

so Lilie, der auch Präsident der Diakonie Deutschland ist, bei einer Pressekonferenz. Alle Krankenhäuser in Deutschland zusammen hätten den gleichen ökologischen Fußabdruck wie Flugverkehr und Bahnverkehr in Deutschland zusammen, erläuterte er. Viele der Kliniken könnten einen Großteil ihrer Energie selbst erzeugen, aber "wir müssen endlich ins Tun kommen". Er kritisierte eine "Projekteritis" statt einer zusammenhängenden langfristigen Förderung für klimaneutrale Sozialunternehmen.

Klimaschutz sozial gerecht umsetzen

Lilie forderte auch, dass Klimaschutz sozial gerecht umgesetzt wird. Menschen mit geringen Einkommen dürften sich nicht zusätzlich Sorgen machen müssen, weil Produkte teurer würden. Wenn hierauf Rücksicht genommen werde, "müssen wir uns auch weniger Sorgen um den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft machen", sagte Lilie.

Sie erlebe bei den Beschäftigten in der Sozialwirtschaft auch ein "hohes Interesse", Nachhaltigkeit zu fördern, sagte die bayerische Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) und stimmte zu, dass die Rahmenbedingungen das manchmal schwer machten. In dem Motto der diesjährigen ConSozial "Ökologisch denken, sozial handeln" verdichteten sich die Herausforderungen, vor denen die Branche stehe, so Scharf.

Ministerin fordert längere Arbeitszeiten

Die Ministerin wiederholte ihre Forderung nach flexibleren Arbeitszeiten in den Pflegeberufen. Der Gesundheitsschutz müsse im Zentrum stehen, sagte sie. "Wir müssen offen über eine längere Arbeitszeit an einzelnen Tagen von bis zu 12 Stunden und eine Wochenarbeitszeit von 48 Stunden diskutieren - flexibel und auf freiwilliger Basis der Beschäftigten".

Ein Schwerpunkt im Sozialbereich müsse in Zukunft auch auf die Kita-Versorgung gelegt werden, so Scharf, denn es sei "volkswirtschaftlich bedeutsam", dass sich Eltern auf die Betreuung ihrer Kinder und deren Qualität verlassen könnten.

Die ConSozial ist die wichtigste Messe für Fach- und Führungskräfte der Sozialpolitik, der Sozialwirtschaft und des Sozialwesens im deutschsprachigen Raum. An zwei Tagen informieren sich rund 5.000 Besucherinnen und Besucher über neue Entwicklungen. Parallel findet der KITA-Kongress für Fach- und Führungskräfte von Kitas statt.