Auf der Herbsttagung der bayerischen Landessynode ist viel über das Klima und die steigenden Energiekosten gesprochen worden. Investitionen in Photovoltaik-Anlagen haben auf beides eine Antwort: Sie sind nicht nur gut für den Klimaschutz, sondern können auch dafür sorgen, dass die Energiekosten für Kirchengemeinden nicht so hoch ausfallen. Denn der Strom, der verbraucht wird, kommt vom eigenen Dach.

Aber wie funktioniert das genau, welche Probleme kann es geben und wie hilft die bayerische Landeskirche den Gemeinden? Wir haben mit Jochen Reger, Leiter des Kirchengemeindeamtes und Geschäftsführer der Gesamtkirchengemeinde und des Evangelischen Solarparks BgA in Nürnberg und Clemens Bloß vom Evangelischen und Diakonischen Solarfonds gesprochen.

 

Photovoltaikanlage: Die ersten Schritte

Soll eine Photovoltaikanlage installiert werden, wird den Kirchengemeinden empfohlen zunächst Kontakt mit der für sie zuständigen Verwaltungseinrichtung aufzunehmen. Die Verwaltung kann den Kontakt zum Beauftragten der Landeskirche für kirchliche Umwelt- und Klimaarbeit und zu Clemens Bloß herstellen und achtet darauf, dass bei den Genehmigungen keine Hindernisse im Weg stehen.

Clemens Bloß braucht zunächst Angaben über das Gebäude, auf das die Anlage montiert werden soll. Zur Grobplanung benutzt er dann den BayernAtlas. Darüber lassen sich Luftbilder und amtliche Karten einsehen, die von der Staatsregierung zur Verfügung gestellt werden. Das größte Potenzial sieht er in Franken, denn dort stehen die meisten Gebäude der evangelischen Gemeinden in Bayern.

Bei Gebäuden, die nicht im Großraum München oder Nürnberg stehen, sei außerdem ein Foto des Gebäudes hilfreich, so Bloß. Damit eingeschätzt werden kann, ob sich eine Photovoltaik-Anlage lohnt, muss die Gemeinde zudem mitteilen, wie viel Strom sie selbst verbraucht. 

Die nächste Überlegung dreht sich dann direkt um das Dach des Gebäudes. Aus welcher Richtung scheint die Sonne wie lange auf die Fläche? Ist es in der Lage, die Anlage für die nächsten knapp 25 Jahre zu tragen? Zusammen mit der zuständigen Verwaltungseinrichtung wird der bauliche Zustand des Daches angeschaut. Mit welchem Gewicht kann das Dach statisch belastet werden?

Das Problem mit dem Denkmalschutz und der Optik

Als Nächstes kommt die Optik ins Spiel. Denn ob Solarelemente auf das Dach gesetzt werden dürfen, entscheidet nicht die Kirche allein, sondern wird bei denkmalgeschützten Gebäuden auch von der Denkmalschutzbehörde mitbestimmt. Und nicht nur das Gebäude selbst, sondern auch das Umfeld haben Einfluss darauf, was das kirchliche Gebäude obenrum tragen darf und was nicht. Ein Beispiel ist die Nürnberger Altstadt rund um die Burg. Egal, wie die Gebäude selbst aussehen, die Dächer müssen rot sein und schwarze Photovoltaik-Module passen vermeintlich nicht ins Bild.

Das Problem mit dem Lieferengpass

Und nicht nur der Denkmalschutz kann zu Problemen führen. Laut Bloß liegen zwischen der Entscheidung der Gemeinde und dem Moment, in dem die Anlage auf dem Dach ist, ein halbes bis dreiviertel Jahr. Kommen auch noch Lieferengpässe dazu, kann es schon mal länger dauern, denn:

"Der Markt ist komplett überhitzt und wir wollen auch die Photovoltaikanlagen nicht zu jedem Preis kaufen."

Neben dem Umweltschutz gehe es natürlich auch darum, den Kirchengemeinden Kosten zu sparen.

Investition vs. Energiekosten

Es ist eine ziemlich einfache Rechnung. Je mehr Photovoltaik-Elemente, desto teurer ist die Anlage. Deswegen muss die Größe der Anlage an die Bedürfnisse der Kirchengemeinde angepasst werden. Clemens Bloß sagt: "Wir haben gute Einkaufskonditionen, weil wir viele Anlagen beauftragen und von daher kriegen wir eine Photovoltaikanlage sicherlich günstiger, als es eine einzelne Kirchengemeinde sie bekommen könnte."

Neben den reinen Kosten sei auch die Wirtschaftlichkeit der Anlage wichtig, sagt Jochen Reger. "Besonders gut ist es, wenn die Gemeinde den produzierten Strom auch selbst verbraucht. Die Einspeisevergütung von überschüssigem Strom ist nicht mehr so lukrativ und deswegen macht es keinen Sinn, die Anlagen überzudimensionieren."

Ein Beispiel ist die Wilhelm-Löhe-Schule in Nürnberg. Sie hat einen sehr hohen Stromverbrauch, weil sie, anders als Kirchen, an mindestens fünf Tagen die Woche Strom nutzt. Mit der dort installierten Anlage konnten die Stromkosten reduziert werden. Dort, wo viel Kilowatt-Stunden durch die Kabel fließen, lohnt sich die Anlage also mehr, als in der Kirche, die meist hauptsächlich sonntags aktiv ist. Bei Kirchengemeinden lohnt sich vor allem die Installation von Photovoltaikanlagen auf  Kindergärten, die Teil vieler Kirchengemeinden sind. Hier wird der Strom gebraucht, wenn die Sonne scheint. Auch der Verbrauch ist in der Regel hoch genug, dass die Anlagen wirtschaftlich sind. 

Hilfe bei Bürokratie

Die Solaranlage lohnt sich wirtschaftlich, das entsprechende Dach ist stabil, wird nicht optisch verschandelt und los geht’s mit dem Stromsparen, oder?

So einfach ist das für einzelne Gemeinden leider nicht, denn erstmal auf dem Dach, muss die Anlage während ihrer Laufzeit natürlich betreut werden. Dann kommen einige bürokratische Themen auf den Tisch: Umsatzsteuer, eventuelle gesetzliche und energiewirtschaftliche Änderungen.

Die Herausforderung ist dann, die Betreuung durch Einzelpersonen, durch den Kirchenvorstand oder ehrenamtlichen Umweltteams zu gewährleisten. Genau bei dieser langfristigen Betreuung bieten jedoch das Kirchengemeindeamt mit dem Evangelischen Solarpark Nürnberg BgA für Kirchengemeinden der Gesamtkirchengemeinde und Herr Bloß über den Evangelischen Solarfonds Unterstützung an. Der Aufwand für die Kirchengemeinden wird stark reduziert. Vor allem die Genehmigungs- und steuerrechtlichen Belange werden zentral geregelt.

Zeit ist der entscheidende Faktor

Jochen Reger wünscht sich vor allem, dass die Politik ins Handeln kommt und die Gesetzeslage hinsichtlich der hohen Anforderungen beim Denkmalschutz angepasst wird.

"Wir müssen von unserem hohen Ross runter, weil das Klima wartet nicht darauf, bis wir das ausdiskutiert haben. Da kriege ich die Krise, weil wir tun gerade so, als wenn wir alle Zeit der Welt hätten."

Der Druck auf die Politik müsse auf jeden Fall steigen. Clemens Bloß fügt an, dass eine Photovoltaikanlage auch wieder abgebaut werden könne, sollte der Denkmalschutz später wieder mehr an Bedeutung gewinnen müssen: "Jetzt in dieser Zeit ist es sinnvoll, sie auf dem Dach zu haben. Und dann sollten wir diese Zeit, wo wir sie dringend brauchen, auch für die Kirchengemeinden und die Umwelt nutzen."