Eine Gruppe Frauen mit Stollenschuhen steht auf einem Nürnberger Fußballplatz im Halbkreis um Laura Gürtler. Sie erklärt gerade eine Übung, mit der das Spielen kontrollierter kurzer und langer Pässe verbessert werden soll. "Ihr seht hier rechts und links zwei Reihen Hütchen im Abstand von zehn Metern. Dazwischen sind gedachte Linien, von denen aus ihr euch gegenseitig zuspielt", sagt die Fußballtrainerin, die eigentlich gar keine ist.
"Bei uns sind alle gleichberechtigt, ich habe mich nur irgendwann berufen gefühlt, mich vorher hinzusetzen und mir ein paar Gedanken zu machen, wie wir das Training strukturieren können."
Die Frauen treffen sich jeden Montag zum Fußballtraining. Ihr Verein Rosa Panther ist ein schwul-lesbischer Sportverein - der einzige in Nordbayern. "Angefangen hat alles 1991 mit schwulen Schwimmern, die einen Verein wollten, in dem Gleichgesinnte zusammen Sport machen können", sagt Roland Beck, zweiter Vorstand. Damals sei man als homosexueller Mensch noch häufiger schräg angeschaut worden, "und man wollte das Vereinsleben einfach nicht den Spießern überlassen", sagt Beck mit einem Lächeln.
Sportvereine sind weltoffener
Heute seien die Sportvereine viel weltoffener geworden, aber das Interesse an den Panthern blieb. 220 Mitglieder hat der Verein im Moment, nur wenige sind während der Pandemie abhanden gekommen. "Der klassische Sportverein ist weiterhin sehr heterosexuell geprägt", meint Beck, "allein wenn ich an Fußball denke. Da gilt "schwul" immer noch als Beleidigung."
Den Verein als "safe space" schätzen viele der Mitglieder, von denen nicht alle homosexuell sind. Wer Interesse hat, offen und tolerant ist, kann mitmachen. "Wir sind auch ein sehr geselliger Verein", findet Beck. Vereinsmitglied Sonja Wieland hat beim Fußball sogar ihre Frau kennengelernt:
"Ich habe aktiv nach einer queeren Sportmannschaft gesucht, weil ich nach meinem Umzug aus Würzburg Leute hier kennenlernen wollte."
Auch Anja Braehmer hat in Nürnberg Anschluss gesucht, "außerdem wollte ich einen Verein, der nicht im Ligabetrieb spielt. Hier ist es einfach deutlich entspannter."
Von Bowling bis Yoga
Neun Sparten von Bowling bis Yoga bieten die Rosa Panther an und alle sind im Mitgliedsbeitrag enthalten. Am beliebtesten war schon immer das Schwimmen, sagt Roland Beck. Manche aus dem Schwimmteam bereiten sich schon auf die Eurogames vor. Das europaweite queere Sportevent findet 2023 in Bern statt.
"Grundsätzlich haben wir für beide Seiten was: Für diejenigen, die eher die Gemeinschaft suchen, und für die sportlich Anspruchsvollen."
Beim Zusammensitzen nach dem Training geht es laut Beck auch mal um ernstere Themen, die die Szene beschäftigen. "Oder wir besprechen, ob wir beim nächsten CSD dabei sind."
Als Kind schon Fußball spielen gewollt
Bei den Frauen geht es nach dem Techniktraining jetzt ans Spielen. Im Licht der untergehenden Sonne verausgaben sich die Fußballerinnen, jede hat ein Lachen im Gesicht. Mirjana Bogdanovic ist erst zum zweiten Mal dabei und will bleiben. "Ich bin jetzt 40, diese Altersgruppe gibt es bei anderen Vereinen nicht", sagt sie.
Als Kind habe sie schon Fußball spielen wollen, aber zu Hause sei klar gewesen: Mädchen machen das nicht. Jetzt will sie diese Erfahrung endlich nachholen. Laura Gürtler versteht die Begeisterung:
"Wir vereinen hier sehr unterschiedliche Menschen bei einer sehr einfachen Sportart. Es ist egal, ob du alt bist, jung bist, viel oder wenig kannst. Hauptsache du hast Spaß, dich mit dem Ball zu bewegen."