Der positive Schwangerschaftstest war für sie alle ein Schock: Laura (22) aus Halle an der Saale, Janine (33) aus Celle und die 22-jährige Josefine aus Hamburg (alle Namen von der Redaktion geändert). Keine von ihnen wollte schwanger werden. Für Josefine, die mit der Spirale verhütete, war die Situation so unwirklich, dass sie sogar kurz auflachte. Laura war sprachlos. Janine machte gleich noch zwei weitere Tests. Es nützte nichts, auch die bestätigten: Sie war schwanger.

Schwangerschaftsabbruch: Angst, verurteilt zu werden

Allen drei Frauen war schnell klar, dass sie das Kind nicht möchten. Laura studiert noch, ihre Essstörung hat sie erst vor Kurzem überwunden. Josefine hat vor wenigen Monaten ihren ersten Job angetreten und führt eine Fernbeziehung. Janine bezweifelt wegen ihrer chronischen Erkrankung, dass sie überhaupt ein Kind bekommen könnte. Ihre wahren Namen wollen die drei Frauen nicht öffentlich machen. Sie haben Angst, nicht verstanden oder verurteilt zu werden. Ihre Erfahrungen teilten sie im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) trotzdem mit. Denn sie wollen, dass sich andere ungewollt schwangere Frauen nicht so isoliert fühlen wie sie.

Laura wusste von keiner anderen Frau aus ihrem Verwandtschafts- oder Freundeskreis, die je eine Schwangerschaft beendet hat.

"Man denkt, niemand in der Umgebung hat Ahnung davon und fühlt sich allein, obwohl das garantiert nicht der Fall ist",

erinnert sie sich.

Nach wie vor Tabu

Janine erging es ähnlich. Sie suchte deshalb vor ihrem Abbruch kurz vor Weihnachten 2021 in den sozialen Netzwerken nach Frauen, die ihre Erfahrungen teilten. Denn außerhalb des Internets, findet sie, sind Schwangerschaftsabbrüche nach wie vor ein Tabu:

"Kaum eine Frau spricht darüber, es wird einfach unter den Tisch gekehrt."

Dass eine ungewollt schwangere Frau offenbar kaum eine andere Frau kennt, der es so wie ihr erging, ist angesichts der Zahlen erstaunlich. In Deutschland entschieden sich in den vergangenen zehn Jahren jährlich etwa 100.000 Frauen für eine Abtreibung.

Mit anderen Betroffenen zu sprechen hilft

Immerhin wusste Josefine von der Freundin einer Freundin, die bereits eine Schwangerschaft beendet hatte. Wenige Stunden, nachdem sie den Schwangerschaftstest gemacht hatte, fragt sie nach ihrer Nummer und rief bei ihr an: "Ich wollte wissen, was jetzt auf mich zukommt", erklärt sie. Es half ihr, mit einer anderen Betroffenen zu sprechen: "Es tat einfach gut, von ihren Erfahrungen zu hören."

Josefine hat sich fest vorgenommen, in ihrem sozialen Umfeld offen mit ihrem Schwangerschaftsabbruch umzugehen. Ihrer Familie und vielen ihrer Freunde hat sie von ihrer Abtreibung erzählt. Sie hofft, dass sie künftig für andere ungewollt schwangere Frauen aus ihrem Bekanntenkreis als Ansprechpartnerin dienen kann: "Sie sollen wissen, dass ich ihnen helfen kann."

Ungewollte Schwangerschaft kommt schnell vor

Denn keine Frau wünsche sich eine Abtreibung, sagt sie.

"Aber es kann schnell vorkommen, dass man ungewollt schwanger wird."

Außerdem findet Josefine, der Abbruch - auch wenn sie ihn nicht bereue - gehöre jetzt irgendwie zu ihr. Sie werde sicherlich in Zukunft immer wieder an das Kind denken und sich etwa fragen, wie alt es jetzt wäre, sagt sie. Auch Janine will nicht über ihren Abbruch schweigen:

"Ich will zeigen, dass die Frauen keine Monster sind."

Sie habe lange überlegt und sich letztlich aus Gründen der Selbstfürsorge für die Abtreibung entschieden, erzählt sie. Das Ultraschallbild hat Janine aufgehoben.

Laura hat sich fest vorgenommen, ihrer Mutter bald von ihrem Schwangerschaftsabbruch zu erzählen. "Ich habe das Gefühl, das sie ein Recht hat, davon zu erfahren." Bislang habe sie sich noch nicht getraut - aus Angst, dass ihre Mutter, die damals Probleme hatte, schwanger zu werden, ihre Entscheidung nicht verstehe. "Ich wusste bisher noch nicht, wie ich ihr davon erzählen soll", sagt sie.