"Schulstraße - Lebendiges Bunt statt gefährliches Blech" steht mit Sprühkreide in vielen Farben auf der Straße vor der Friedrich-Wanderer-Schule, die mit mehr als 500 Schülerinnen und Schülern eine der größten Grundschulen in Nürnberg ist.

Vier Tage lang hat das Bündnis "Schulstraßen für Nürnberg", bestehend aus dem Elternbeirat und Organisationen wie dem ADFC, Families For Future oder Nürnberg Autofrei gegen sogenannte Elterntaxis demonstriert. "Die Eltern müssen in der Früh schnell in die Arbeit, rasen teilweise und beschimpfen sich dann, hupen und die Kinder müssen da irgendwie durch", erzählt Mutter Amanda Abt, eine der Veranstaltungsleiterinnen.

Elterntaxis. Stau, wilde Manöver und Abgase

Die Grundschule liegt in einer Sackgasse, die Straße ist in diesem Bereich verengt. Das führe morgens zu Stau, wilden Wendemanövern und Abgasspitzen. Das Bündnis wünsche sich sichere und verkehrsberuhigte Schulwege. "Es ist mir wichtig, dass sich alle Menschen in der Stadt frei bewegen können und diese Möglichkeit sehe ich für Kinder gerade sehr eingeschränkt", sagt Abt.

Das Problem mit den Elterntaxis schaukelt sich auf. Ein Verkehrschaos vor der Schule kann zu brenzligen Situationen für Kinder führen. Dadurch wird der Schulweg als unsicher wahrgenommen und noch mehr Eltern bringen ihre Kinder lieber direkt vors Haus - was zu noch mehr Verkehrsproblemen führt. "Kinder können das alleine" hat deshalb ein Vater auf ein Protestschild geschrieben.

Während der Aktionstage durften in der Sackgasse direkt vor der Schule zu Schulbeginn zwischen 7.30 und 8.15 Uhr keine Autos fahren. Dafür waren viele Kinder unterwegs und nutzten die Straße zum Roller fahren, Seifenblasen hinterherjagen oder Fangen spielen. "Jetzt können die Kinder hier laufen, ohne dass ihnen etwas passiert", sagt ein Junge. "Ich komme sonst mit dem Auto, aber ich will lieber zu Fuß gehen, weil mir das Spaß macht", erzählt ein anderes Kind.

Problem besteht seit bis zu 20 Jahren

Begleitet wurde die angemeldete Versammlung an jedem Tag von einem Polizeiauto. Die Anwohner hatten zuvor Informationsflyer im Briefkasten. So habe es kaum Beschwerden gegeben, sagt ADFC-Beisitzer Matthias Eberlein. "Von den Horten hier und vielen Anwohnern haben wir gehört, dass es diese Problematik schon seit zehn bis 20 Jahren gibt." Aktionen wie "Zu Fuß zur Schule" hätten bisher wenig Einsicht bei den Elterntaxis gebracht.

Eberlein weist darauf hin, dass es nicht darum gehe, die Kinder gar nicht mehr mit dem Auto zur Schule zu bringen. Man könne sie aber auch schon zweihundert Meter vor der Schule rauslassen, zum Beispiel auf einem nahegelegenen Parkplatz,

"und dann laufen sie zusammen mit den vielen anderen Kindern das letzte Stück".

Am ersten Tag habe es noch mehr Unverständnis von Autofahrern gegeben, die meisten hätten die Aktion aber gelobt, erzählt Florian Hienle in seiner blauen Weste von Nürnberg Autofrei. Zur Aktion inspiriert habe die Beteiligten die Stadt Berlin, wo schon vor einem Jahr ein Pilotprojekt Schulstraße gestartet wurde. Dort ist genau das, was sie vier Tage lang in der Wandererstraße geprobt haben, Realität: kein Autoverkehr zu Schulbeginn, mit möglichen Ausnahmen für die Anwohner.

Der Elternbeiratsvorsitzende der Friedrich-Wanderer-Schule, Kerim Bayman, hofft auch in Zukunft auf weniger Elterntaxis. Bis zu 80 Autos habe er morgens direkt vor der Schule gezählt.

"Es ist ein Wunder, dass noch nichts passiert ist. Wir sollten nicht warten, bis mal etwas passiert."

Sein Ziel ist, dass die Stadt Nürnberg über die dauerhafte Einrichtung einer Schulstraße nachdenkt. Auf die Einsicht der Eltern hofft Florian Hienle: "Sie hatten eine ganze Woche, um sich das anzuschauen, es sind ja auch einige Eltern hier, die uns unterstützen."

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