Theresia Herden (64) hat mit Karen Köhler (58) die sogenannte "Vorletzte Generation" gegründet. Die beiden Fürtherinnen sind zum ersten Klimawende-Barcamp nach Nürnberg gekommen, das vom Verein "Umweltinstitut München" initiiert wurde. Gemeinsam mit den etwa 50 anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern wollen sie sich im Kulturzentrum Z-Bau vernetzen und Ideen austauschen.

Wie sie zu ihrem Namen kamen, erklären sie so: Sie hätten sich zusammengeschlossen, als sie mitbekamen, dass die Klimaaktivisten der "Letzten Generation" zu "Klimaterroristen" abgestempelt worden seien. "Wir waren beide mega empört und haben gesagt: schrecklich! Warum werden die kriminalisiert? Das, was sie wollen, betrifft uns alle, und zwar existenziell", sagt Herden.

Nicht auf die Straße kleben, aber Wecker klingen lassen

Zuerst hätten sie auch überlegt, sich an die Straße zu kleben. "Und dann haben wir aber gemerkt, naja, der Rücken macht's nicht mehr so", sagt Herden. Deswegen haben sich die beiden Frauen gemeinsam mit vier Mitstreitern eine andere Strategie überlegt: Sie wollen in Veranstaltungen große Wecker klingeln lassen, um zu zeigen, dass es in Bezug auf die Klimakrise kurz vor zwölf ist.

"Wir wollen die Leute aufwecken und daran erinnern, dass wir einfach keine Zeit mehr haben"

, so Herden. Diese und andere Ideen und Projekte werden beim Barcamp vorgestellt und weitergedacht. Die Teilnehmenden konnten zu Beginn Themen in den Raum werfen, denen dann jeweils ein "Open Space", also eine Art Runder Tisch zugeteilt wurde. So hatten alle die Möglichkeit, sich auszutauschen und miteinander in Kontakt zu treten. Neben der "Vorletzten Generation" haben sich andere Kleingruppen zur Ernährungswende, zum Ausbau des ÖPNV im ländlichen Raum, zu Bürgerbegehren oder anderen klimapolitischen Themen ausgetauscht.

Klimaschutz in der Kommune fördern

"Das Ziel der Veranstaltung ist, dass Menschen sich treffen, die in ihren Kommunen etwas voranbringen wollen, damit die Energiewende dort schneller organisiert wird und dass sie miteinander Lösungsansätze erarbeiten. Hier können sie sich zusammenfinden und im besten Fall verabreden, weiter zusammen zu arbeiten und kommunalpolitisch aktiv zu werden", so Wiebke Hansen vom Umweltinstitut. Überall liegen Listen aus, in die sich Menschen eintragen können, die auch nach diesem gemeinsamen Tag noch zusammenarbeiten möchten. Unterstützt und beraten werden sie dabei auch in Zukunft vom Umweltinstitut.

Köhler interessiert sich nicht nur für die "Vorletzte Generation", sondern auch für den Verzicht. "Verzicht ist cool" lautet der Titel des Runden Tisches, an dem sie mit fünf anderen Teilnehmenden diskutiert und Gedanken auf ein Plakat schreibt.

Die Bewegung soll noch stärker vernetzt werden

"Die Klimakatastrophe hat ja verschiedene Aspekte und viele davon sind sehr aufwendig zu bewerkstelligen und dann gibt es Aspekte, die sind relativ leicht umzusetzen. Und ein Aspekt, der leicht umzusetzen ist, ist Verzicht"

, erklärt Köhler. Das Plakat wird später mit den anderen Ergebnissen der Runden Tische in einem großen Raum ausgestellt, so dass alle von Plakat zu Plakat gehen, sich neuen Projekten zuordnen oder Mitstreiter für ihre laufenden Projekte suchen können. Danach folgt die letzte Arbeitsphase: Pläne schmieden. Die Gruppen werden nach Wohnorten aufgeteilt und es wird gemeinsam überlegt, wie sich die einzelnen Bündnisse besser vernetzen können.

In Nürnberg setzen sich Thomas Schwertner und Stephan Matthiesen den Hut auf - es soll regelmäßige Treffen geben, bei denen sich die verschiedenen Bündnisse gegenseitig informieren und anstehende Termine organisieren können. Bei diesen Treffen möchten auch die Fürtherinnen von der "Vorletzten Generation" dabei sein.

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