Lebkuchen-Schmidt in Nürnberg hat den Drei-Schicht-Betrieb in diesem Jahr bereits im Juni begonnen und damit drei Wochen früher als sonst. Mehr als 800 Mitarbeitende produzieren an sechs Tagen pro Woche. "Wir backen rund um die Uhr, um unsere Lager zu füllen", sagt Unternehmenssprecher Andreas Hock auf Anfrage des Sonntagsblatts.

"Und um auf mögliche Szenarien vorbereitet zu sein, die wir bis jetzt noch nicht absehen können." Gemeint ist die angekündigte Gasknappheit durch die Folgen des Kriegs in der Ukraine. "Ohne Gas können wir nun mal nicht backen", so Hock weiter.

Gaspreise auf Rekordniveau

Nicht nur die Nürnberger Weihnachtsspezialität ist betroffen. Schon im Mai hatte der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie vor den Herausforderungen durch eine Kostenexplosion bei Rohstoffen und Energiepreisen gewarnt. Mit Blick auf die Gasumlage sagte Hauptgeschäftsführer Carsten Bernoth Mitte August:

"Die Gaspreise für Industriekunden befinden sich bereits ohne die Gasumlage auf einem Rekordniveau. Mit der Umlage kommt eine zusätzliche, nicht unerhebliche Belastung hinzu."

Nun fällt das Weihnachtsgeschäft der Süßwarenindustrie mitten in die Energiekrise.

Preissprung darf nicht zu groß werden

"Die Produktion für Herbst- und Weihnachtsgebäcke beginnt bei uns im Mai und geht bis Dezember", sagt Martin Heinen von der Lambertz-Gruppe, die Nürnberger Lebkuchen und Aachener Printen herstellt. Daran habe sich in diesem Jahr nichts geändert. "Natürlich müssen auch wir gucken, wie die Verfügbarkeit von Warengruppen aussieht und haben enorme Kostensteigerungen bei Gas und Strom."

Wie sich die gestiegenen Produktionskosten auf die Endpreise auswirken, müsse man abwarten - dies sei auch Sache des Handels. "Wir können nur einen Teil der gestiegenen Kosten an die Endkunden weitergeben", sagt Andreas Hock vom Direktvermarkter Lebkuchen-Schmidt, "sonst wäre der Preissprung schlicht zu groß."

Weihnachtsgebäck-Verkauf bleibt stabil

Bei der Frage, ob Kunden sich angesichts der aktuellen Lebenshaltungskosten den Kauf von Weihnachtsgebäck eher verkneifen könnten, bleibt Martin Heinen optimistisch:

"Wir haben auch Produkte in einem niedrigeren Preissegment. Und andere Krisen haben gezeigt, dass der Verkauf von Herbst- und Weihnachtsgebäck immer stabil blieb. Es gehört einfach zur Kultur."

Andreas Hock versichert allen Weihnachts-Vorfreudigen: "Die Versorgung ist gesichert - niemand muss Angst haben, dass zu Weihnachten die Lebkuchen ausgehen." Die frühe Produktion schade den Lebkuchen außerdem nicht im Geringsten, da sie sich über sechs Monate frisch hielten. Bis zum Ende des Jahres werde laufend nachgebacken.