Sie arbeiten mit der ELKB an Hilfestellungen für Gemeinden in Bezug aufs Energiesparen. Wie ist der aktuelle Stand?

Esther Ferstl: Wir erarbeiten gerade ein Rundschreiben, indem wir die wichtigsten Maßnahmen zum Energiesparen in kirchlichen Gebäuden zusammenfassen. Dazu stimmen wir, die Umwelt- und Klimaarbeit der ELKB, uns mit dem Baureferat ab, um möglichst effiziente, sinnvolle und vor allem auch schnell umsetzbare Maßnahmen zu finden. Schon jetzt gibt es viele Tipps zum Energie- und Ressourcensparen auf unserer Webseite. Zudem bieten wir Kirchengemeinden und kirchliche sowie diakonische Einrichtungen ab Herbst wieder eine Vielzahl an Vorträgen an, in denen wir ganz konkrete Handlungsempfehlungen geben und auch gezielt Schwerpunkte auf einzelne Maßnahmen setzen, zum Beispiel Heizungstausch, und dazu detailliert informieren.

"Auch das Händewaschen mit kaltem Wasser hilft, Energie zu sparen."

Was können Gemeinden konkret tun, um den Energieverbrauch zu senken?

Was sofort Energie und Kosten spart, ist, die Raumtemperatur drastisch zu senken. Kirchen müssen in vielen Fällen gar nicht beheizt werden und bei Gemeindehäusern und ähnlichen Gebäuden reicht eine Temperatur von 19 Grad Celsius, wie sie auch die Bundesregierung für öffentliche Gebäude fordert, vollkommen aus. Man aber auch viele Kleinigkeiten selber machen: Zeitschaltuhren sind billig und verhindern den Stromverbrauch, wenn zum Beispiel abends keiner da ist. Hinweisschilder können daran erinnern, am Veranstaltungsende die Heizung wieder abzudrehen und auch das Händewaschen mit kaltem Wasser hilft, Energie zu sparen. Denn für die Hygiene braucht es nur Seife, kaltes Wasser und vor allem richtiges Einseifen.

Haben Sie auch spezielle Tipps?

Ich rate ich den Gemeinden besonders: Notieren Sie regelmäßig Ihre Zählerstände! Nur so finden Sie heraus, wo Sie besonders viel Energie verbrauchen und können gezielt Maßnahmen setzen. Wer diese Daten in unsere Software "Das Grüne Datenkonto" einträgt, sieht zusätzlich wie gut sich das eigene Gebäude im Vergleich mit anderen schlägt und wo noch Potential ist.

"Klimaschutz spart langfristig Geld."

Warum ist Nachhaltigkeit auch für Gemeinden und die Kirche wichtig?

Die Bewahrung der Schöpfung aber auch Friede und Generationen-Gerechtigkeit sind und waren schon immer zentrale Themen im christlichen Glauben. All das wird durch den Klimawandel gefährdet. Ein aktiver Beitrag zur Nachhaltigkeit und zum Umwelt- und Klimaschutz ist also auch wichtig um glaubwürdig zu bleiben. Hinzu kommt, dass gerade im Protestantismus die Forderung nach weniger "mehr" und stattdessen einer "Ethik des Genug" immer schon Teil der Identität waren. Und auch ganz weltlich gesehen: Klimaschutz spart langfristig Geld, das ist ja auch in der Kirche knapp! Unabhängig von der Energiekrise müssen Gemeinden nachhaltiger werden.

Unsere Gesprächspartnerin Esther Ferstl

Esther Ferstl ist Klimaschutzmanagerin für Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen beim Umwelt- und Klimaschutzteam der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Sie studierte Umweltsystemwissenschaften an der Universität Graz und ist seit Ende 2020 für die ELKB tätig. Sie berät unter anderem Gemeinden

"Wir kommen auch gerne vor Ort und erarbeiten gemeinsam mit Gemeinden oder auch ganzen Dekanaten passgenaue Konzepte."

Wie unterstützen Sie die Gemeinden dabei?

Die EKD und die ELKB haben ja beschlossen, bis 2035 klimaneutral werden zu wollen. Auf dem Weg dorthin unterstützt unser Umwelt- und Klimaschutzteam die Gemeinden auf viele verschiedene Arten. Einerseits stellen wir relevante Informationen und Hilfestellungen zu Klimaschutzmaßnahmen zusammen. Von potentiellen Fördermitteln über nachhaltige Mobilitätskonzepte bis hin zum ökologischen Einkauf ist alles dabei und wird von uns auf der Webseite zusammengefasst und auch in unseren Webinaren vorgestellt. Zudem kommen wir auch gerne vor Ort und erarbeiten gemeinsam mit Gemeinden oder auch ganzen Dekanaten passgenaue Konzepte. Jede*r, der*die eine Beratung oder Unterstützung möchte, kann uns jederzeit anfragen – gemeinsam entscheiden wir dann, ob sich die Frage vielleicht schnell telefonisch oder per Mail lösen lässt, wir eine Videokonferenz planen oder eben auch direkt vor Ort etwas planen wollen.   

Denken Sie darüber nach, wie der Denkmalschutz und Photovoltaik zusammengehen können?

Ja klar, das Thema schlägt immer wieder bei uns auf. Aber hier bewegt sich ja auch schon was: Anfang August wurde per Pressemeldung verkündet, dass das Kabinett in Bayern beschlossen hat die strengen Richtlinien aufzuweichen. Hinzufügen möchte ich aber dennoch: Die ELKB hat etliche Gebäude die nicht denkmalgeschützt sind und wo sich die Installation einer PV-Anlage noch deutlich schneller rechnet, zum Beispiel Kindergärten, als auf einer denkmalgeschützten Kirche. Wir sollten also dort einmal anfangen, bis der Denkmalschutz nachzieht.

"So können ganz individuelle Lösungen erarbeitet werden, die nicht nur langfristig Geld sparen, sondern eben auch das Klima schützen."

Seit 2018 müssen alle Kirchengemeinden ihre Verbrauchsdaten im "Grünen Datenkonto"erheben. Ist bereits sichtbar, dass die Verbräuche sinken?

Nur teilweise. Wir sehen, dass vor allem die Gemeinden Energie und Kosten sparen, die mit dem Umweltmanagementsystem "Grüner Gockel" unterwegs sind. Denn gerade diese Gemeinden haben ihre Verbräuche regelmäßig im Blick und können sehr gezielt Maßnahmen setzen. So können ganz individuelle Lösungen erarbeitet werden, die nicht nur langfristig Geld sparen, sondern eben auch das Klima schützen. Übrigens sind es auch diese Gemeinden, die den steigenden Preisen derzeit noch am entspanntesten entgegenschauen können – sie haben nämlich schon seit Jahren ihren Energieverbrauch optimiert und oft auch auf erneuerbare Energiequellen umgesattelt. Leider tragen aber bei weitem nicht alle Gemeinden ihre Daten im "Grünen Datenkonto" regelmäßig ein und wissen so wahrscheinlich gar nicht, wo und wie sie am effizientesten Energie sparen können.

Hat sich Ihre Arbeit seit Beginn des Ukraine-Kriegs verändert?

Ein wenig schon. Wir erleben natürlich auch, dass der Schock groß und das Mitgefühl und die Hilfsbereitschaft riesig ist. So sagen einige Leute "wenn es der Sache hilft, ziehe ich auch einen Pulli mehr an" wenn es z.B. darum geht im Winter weniger zu heizen. Und auch das Bewusstsein, wie sehr wir von fossilen Rohstoffen noch immer abhängig sind ist deutlich größer geworden. Immer mehr Gemeinden kommen auf uns zu und fragen, wie sie denn in Zukunft auf regional verfügbare, erneuerbare Ressourcen setzen können. Letztendlich hilft natürlich all das auch dem Klimaschutz.