Die aktuellen Bauernproteste werden laut dem Vorsitzenden des Bund Naturschutz in Bayern, Richard Mergner, schamlos ausgenutzt. Es sei "skandalös", dass die Proteste für den Wahlkampf vor den Europawahlen im Juni missbraucht würden, sagte er am Montag in München bei einer gemeinsamen Pressekonferenz von Bund Naturschutz und der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft.

Konkret kritisierte Mergner CSU und Freie Wähler:

"Es ist unanständig, wenn sich ausgerechnet die CSU an die Spitze der Bauernproteste stellt."

Die CSU habe mehr als 30 Jahre lang das Bundeslandwirtschaftsministerium innegehabt, zuletzt von 2005 bis 2018. "Das dramatische Bauernhofsterben wurde weder in Bayern noch bundesweit gestoppt." Dem bayerischen Wirtschaftsminister und Freie Wähler-Chef Hubert Aiwanger warf er Populismus vor, wenn er die Themen "Asyl" und "Bürgergeld" mit den Anliegen der Landwirte vermische.

Landwirtschaft grundlegend umbauen

Konkret forderten der Bund Naturschutz und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft einen grundlegenden Umbau der Landwirtschaft. Die Bauernproteste hatten sich am geplanten Abbau der Agrardiesel-Subventionen der Bundesregierung entzündet. Der Agrardiesel allein sei aber nicht das Problem, betonte Mergner. Es brauche vielmehr faire Preise für landwirtschaftliche Produkte und eine bessere Marktstellung der Bauern gegenüber Handelskonzernen und der Klimakrise.

Der Anteil, der bei den Bauern ankomme, sei über die Jahre gesunken, betonte Mergner. An einem verkauften Laib Brot hätten die Bauern 1971 noch zu 13 Prozent mitverdient, 2021 seien es nur noch fünf Prozent gewesen. Der Landesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Josef Schmid, führte als Beispiel die Milch an.

Es könne nicht sein, dass die Milch den landwirtschaftlichen Betrieb verlasse und der Landwirt erst nach Monaten den Preis genannt bekomme, den er für die Milch erhalten soll. Der Preis müsse bereits im Vertrag mit den Handelskonzernen drinstehen, forderte er. Außerdem bräuchte es Anreize, damit die Landwirte mit Umweltmaßnahmen Geld verdienen könnten.

Die Bauernproteste hatten am Montag, 15. Januar ihren Höhepunkt erreicht, als sich in Berlin Tausende Landwirte zu einer Demonstration versammelten.

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