Tausende Menschen haben am Samstag bei bundesweit rund 70 Ostermärschen der Friedensbewegung für Frieden und Abrüstung demonstriert. In Berlin versammelten sich laut Polizei rund 3.500 Menschen, in Stuttgart waren es nach Angaben des Netzwerks Friedenskooperative etwa 2.000. Rund 1.250 Demonstranten kamen nach Polizeiangaben in Bremen zusammen. In Duisburg und Köln startete der dreitägige Ostermarsch Rhein-Ruhr mit insgesamt 1.100 Teilnehmenden. Es deute sich an, dass die Zahlen in etwa auf dem Niveau des Vorjahres lägen, sagte Netzwerk-Sprecher Kristian Golla.

Zentrale Forderung bei den Demonstrationen, Kundgebungen, Fahrradtouren und Mahnwachen war die Aufnahme von Verhandlungen zur Beendigung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und des Kriegs zwischen Israel und der palästinensischen Hamas im Gaza-Streifen. Außerdem forderten die Ostermarschierer atomare Abrüstung und kritisieren steigende Rüstungsausgaben. Die Debatte über eine Wiedereinführung der Wehrpflicht müsse beendet werden.

Warnungen vor Militarisierung der Gesellschaft

Golla erklärte mit Blick auf den Ukraine-Krieg, viele Menschen glaubten nicht mehr daran, dass der aktuelle Kurs der Bundesregierung ein gutes Ende nehme. Es sei zu befürchten, dass sich die Lage der Ukraine weiter verschlechtern werde, da die Bereitschaft zur Unterstützung mit immer mehr Waffen nachlasse.

Bei der Versammlung in Köln mit rund 700 Menschen warnte die Linken-Bundestagsabgeordnete Kathrin Vogler vor einer "Militarisierung der Gesellschaft". Der Überfall Russlands auf die Ukraine habe sie erschüttert, gleichwohl sei es ein Irrglaube der Bundesregierung sowie der Union, zu meinen, dass "weitere Kriege in Europa vor allem dadurch verhindert werden könnten, dass man maximal aufrüstet". In der aktuellen Situation sei eine Politik gefragt, die "den Frieden vorbereitet".

Käßmann: Mehr Waffen bringen keinen Frieden

Die Theologin Margot Käßmann bekräftigte ihre Forderung nach einer diplomatischen Initiative zur Beendigung des Ukraine-Kriegs. Der Friedensbewegung gehe es darum, dass das Töten ein Ende finde, sagte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Inforadio des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB). Jeden Tag würden Soldaten und Zivilisten in diesem Krieg sterben. Es dürfe nicht ständig nur über Waffen und Waffensysteme gesprochen werden, vielmehr müsse es darum gehen, wie dieser Krieg beendet werden könne: "Nur noch mehr Waffen" brächten keinen Frieden.

Insgesamt waren in diesem Jahr 114 Ostermärsche angemeldet, die Aktionen endeten am Ostermontag. 

Die Ostermärsche der Friedensbewegung haben eine jahrzehntealte Tradition. Die Teilnehmerzahl lag Ende der 60-er Jahre sowie im Zuge der Debatte um den sogenannten Nato-"Doppelbeschluss" und während der Golfkriege bei mehreren hunderttausend. In den vergangenen Jahren beteiligten sich jeweils einige zehntausend Demonstranten an den Aktionen.

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