Auch ein deutlich strengerer Kurs in der Asylpolitik bringt den Parteien der politischen Mitte nach Einschätzung des Mannheimer Soziologen Marc Helbling keine Wähler von der AfD zurück.

"Es gibt dazu viel Forschung: Eine Partei wie die AfD profitiert davon, wenn die Mitte-Parteien sich stärker nach rechts verschieben, restriktivere Gesetze und einen restriktiveren Umgang mit Personen mit Migrationshintergrund fordern"

Das sagte Helbling, der auch Mitglied im Sachverständigenrat für Integration und Migration ist.

Wenn auch die moderaten Parteien auf das Thema vor allem mit Verschärfungen reagierten, komme bei den Wählerinnen und Wählern an: "Das scheint okay zu sein, dies und jenes zu fordern." Sie wählten dann aber doch das Original, also eher die Rechtsaußen-Partei. "Den moderaten Parteien hilft das überhaupt nicht", sagte der Wissenschaftler.

Soziologe rät zu mehr Differenziertheit

Helbling, der an der Universität Mannheim mit dem Schwerpunkt Migration und Integration forscht und lehrt, rät den Parteien zu mehr Differenziertheit, um Kompromisse zu finden. "Es gibt nicht einfach die eine Gruppe, die eine restriktive Politik will, und die andere, die eine sehr offene Politik will", sagte er. Auch für Menschen, die stark für Migration sind, sei es ein Problem, wenn Anschläge passierten.

"Unsere Forschung zeigt, dass Menschen links und rechts im politischen Spektrum sehr wohl bereit sind, Kompromisse einzugehen", sagte er. "Auf der rechten Seite sind Menschen etwa bereit, mehr zuzulassen, wenn vielleicht stärker selektiert wird", erklärte er. Auf der linken Seite sehe man die Möglichkeit, weniger Migration zuzulassen, wenn die Migrantinnen und Migranten dafür mehr Rechte bekämen.

Die Politik müsse konkrete Probleme bei der Integration, fehlender Infrastruktur oder bei innerer Sicherheit lösen, um Wähler zu überzeugen, sagte Helbling.

"Wenn man aber sagt, wegen Solingen muss jede Migration aus Syrien und Afghanistan gestoppt werden, dann ist das eine Vermischung von völlig unterschiedlichen Aspekten, die zu nichts führt."

Immerhin gebe es ein humanitäres Recht auf Asyl. Zudem brauche Deutschland Migration. "Wir brauchen mehr Menschen, die arbeiten", sagte er. Es müsse deshalb der Politik auch gelingen, das Thema Migration positiv zu besetzen.

Kommentare

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Florian Meier am Fr, 06.09.2024 - 08:44 Link

Auch hier wird wieder die Forderung nach mehr Arbeitskraeften mit Asyl vermengt, was ein echtes Problem ist. Nicht, weil Asylanten nicht auch ein Recht auf ein normales gutes Leben haben sollen, wozu eben auch der Zugang zum Arbeitsmarkt gehört, sondern weil der Eindruck entsteht die Wirtschaft schleusst Tausende durch ein teures Bittstellerverfahren nur um ihren Hunger nach Billigarbeitern zu stillen und nebenbei deutsches Arbeitnehmerrecht zu sabotieren. Das muss endlich aufhören. Wenn Ihr Leute braucht zahlt sie ordentlich und werbt sie an. Der Staat ist für Verfolgte und Geflüchtete da nicht dafür. Ansonsten hat der Mann recht: Mit dumpfen Sprüchen reißt die klassische Politik nichts. Es zählt, was hinten raus kommt und da geht es vor allem um einen funktionierenden Alltag.