Der Wohlstand pro Kopf in Bayern war 2019 niedriger als 20 Jahre zuvor. Doch das fällt nicht auf, wenn man sich ausschließlich das Bruttoinlandsprodukt ansieht. Das hat im Vergleich zu 1999 ordentlich zugelegt. "Wohlstand bedeutet mehr als nur Wirtschaftswachstum. Wir brauchen ein neues Maß, das auch ökologische, soziale und gesellschaftliche Entwicklungen mit einbezieht", sagte Grünen-Fraktionsvorsitzende Katharina Schulze bei der Vorstellung einer neuen Studie in München.

Regionaler Wohlfahrtsindex in Bayern sinkt

Im Auftrag der Landtags-Grünen hat die Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) deshalb den "Regionalen Wohlfahrtsindex" (RWI) für Bayern errechnet. Dieser wird seit einigen Jahren auch in anderen Bundesländern als Orientierungshilfe genutzt und bezieht sich, so FEST-Mitarbeiterin Dorothee Rodenhäuser, auf ein erweitertes Verständnis von Wohlstand. Es werden beispielsweise auch unbezahlte Haus- und Familienarbeit, Verteilungsfragen und Kosten durch Umweltschäden mit einberechnet.

Forscher Benjamin Held stellte die Ergebnisse vor: Lag Bayern 1999 noch bei einem Indexwert von 100,4 pro Kopf, betrug er 2019 nur 95,5. Die Folgen der Corona-Pandemie sind in der Studie noch nicht mit einberechnet. Als Ursachen für den niedrigeren Wert gibt die FEST eine steigende Einkommensungleichheit und wachsende Umweltkosten durch den Klimawandel an. Um den RWI, also den Wohlstand der Bevölkerung, pro Kopf zu steigern, müssten abseits des Konsumwachstums auch diese Ursachen angegangen werden.

Elf Maßnahmen für mehr soziale Gerechtigkeit

"Die Staatsregierung muss ihre Instrumente und Maßnahmen viel gezielter auf konsequenten Klima- und Umweltschutz, faire Chancen und besonders armutsgefährdete Personengruppen hin ausrichten", forderte Katharina Schulze mit Blick auf die Ergebnisse der Studie. Für mehr soziale Gerechtigkeit in Bayern haben die Landtags-Grünen elf Maßnahmen erarbeitet. So soll die Chancengleichheit durch ein faires Bildungssystem zunehmen, die Klimaresilienz in Kommunen soll gestärkt werden und der Ressourcenverbrauch reduziert.

Auch ein kostengünstiger öffentlicher Nahverkehr und eine bezahlbare Versorgung mit Energie aus erneuerbaren Quellen sehen die Grünen als mögliche Faktoren, die den allgemeinen Wohlstand steigern können.

"Ein Nicht-Handeln würde künftige Lebensstandards, die Freiheit und die Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen stark gefährden",

fügte die wirtschaftspolitische Sprecherin der Landtags-Grünen Barbara Fuchs hinzu. Um den Erfolg politischer Maßnahmen zu messen, solle der RWI für Bayern in Zukunft regelmäßig erstellt werden.