Auch 2025 findet wieder die Aktion "Einfach heiraten" der Segen-Service-Stelle der bayerischen Landeskirche statt – bayernweit können Paare sich am 25. Mai spontan evangelisch trauen lassen. Auch 2025 werden kritische Stimmen wieder vom "Verramschen" der Ehe und deren geschmälertem gesellschaftlichen Ansehen sprechen. Wie der immer weitere Kreise ziehende Trend der "Freien Trauungen" aber zeigt: Heiraten geht auch mit viel Tamtam – dafür aber ohne Gott.
Trauungen werden immer häufiger stilvoll inszeniert – aber nur nicht spirituell verpflichtend. Hauptsache emotional, und bloß nicht kirchlich. Da werden fünfstellige Beträge für Popcornstände, Fotoboxen und Sängerinnen im Feenkleid ausgegeben – aber für einen Segen fehlt es plötzlich am Budget. Statt Altar gibt’s einen Trau-Bogen, statt Evangelium ein selbst gedichtetes Eheversprechen. Ein Zitat von Franz von Assisi im Programmheft darf es vielleicht noch sein. Aber bitte nichts, was nach Glauben klingt. Sonst könnten die Gäste ja denken, das Ganze hätte Tiefe.
Der liebe Gott hat leider keine Einladung bekommen
Traurednerinnen oder -redner sind meist hypermotiviert, chronisch gut gelaunt, erklären das Brautpaar zu "Seelengefährten auf Augenhöhe" und zünden dazu eine Räucherkerze an. Minutiös wird die Liebesgeschichte des Paars erzählt – vom ersten Tinder-Wisch nach rechts bis zum ersten Kuss ... Man wartet nur noch auf die Schilderung des "ersten Mals". Die Gäste nicken feierlich, während die Großmutter sich vielleicht noch fragt, warum niemand mehr den Epheserbrief liest.
Der liebe Gott? Der hat leider keine Einladung bekommen und ist allenfalls Zaungast. Aber dafür gibt’s ein "Trauritual mit Lavendelöl", das Paar verknotet symbolisch zwei Zweige.
Warum ist der Segen für die Ehe für Paare immer weniger wichtig?
Liegt dieser Entwicklung auch ein hausgemachtes Problem der Kirche zugrunde? Die hat nach Überzeugung des bayerischen Landesbischofs Christian Kopp ein Qualitätsproblem. Bei einer Tagung der Evangelischen Akademie Tutzing im Januar stellte er die Frage in den Raum: "Würden Sie einen von Ihnen gestalteten Gottesdienst oder eine von Ihnen verantwortete Schulstunde freiwillig besuchen, wenn Sie ihn nicht selber halten müssten?"
Eine Überlegung, die man auch auf Trauungen übertragen und sich fragen sollte: "Warum ist der Segen für die Ehe für Paare immer weniger wichtig?" Irgendwas ist doch verloren gegangen, wenn selbst die tiefste menschliche Bindung nur noch Event ist –
und kein Versprechen, das über Lichterketten hinausreicht.
Dann lieber: eine Hochzeit im Schnelldurchlauf. Aber mit Gottes Segen.

Sonntagsblatt THEMA: "Wir heiraten!"
Das THEMA-Magazin "Wir heiraten" dreht sich um den Segen Gottes, die Vorbereitung der Feierlichkeiten und Geschichten von unverbrüchlicher Liebe trotz Hindernissen.
Die Kirche & der Traugottesdienst
- Gottes weiter Horizont
Der Traugottesdienst schenkt Gottes Segen zum Ja-Wort - Von Sekt bis Smartphone
Ein Wedding-Workshop erklärt, was geht – und was nicht - Ehe ökumenisch
Wie Paare mit unterschiedlichen Glaubenswurzeln umgehen - Segnung oder Trauung?
Wie gleichgeschlechtliche Paare kirchliche Hochzeit feiern - Musik, Musik!
Kirchenlieder und Hochzeitsklassiker für den Gottesdienst - Hochzeit im Grünen
Weidenkirchen kombinieren Gotteshaus mit Naturerlebnis
Die Feier & das Leben
- Ein Kleid zum Wohlfühlen
Anna Uspek hat schon 3000 Brautkleider geschneidert - Heikle Mission
Worauf es bei der Gästeliste ankommt - Unverbrüchliche Liebe
Dem Schicksal zum Trotz: Die Parks sind seit 33 Jahren ein Paar - Im Einklang mit der Natur
6 Tipps für eine nachhaltige Hochzeit - Ja, und noch mal Ja!
Claudia Dinges hat nach 10 Jahren noch einmal Ja gesagt - »Glück gehört dazu«
28 Jahre Ehe: über Durststrecken und Alltagsglück
Unsere THEMA-Magazine informieren verständlich und umfassend jeweils über ein Schwerpunkt-Thema, das Kirche und Gesellschaft bewegt. Mit spannenden Reportagen und exklusiven Geschichten – auf 52 Farbseiten, schön bebildert und journalistisch hintergründig aufbereitet sowie mit vielen praktischen Hinweisen und Tipps. THEMA ist ein ideales Geschenk und Mitbringsel (Umfang 52 Seiten, 4-farbig, Format 17 x 23 cm, Kosten 4,50 Euro).
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Widerspruch!! Meine…
Widerspruch!! Meine Erfahrung war leider völlig anders: unser Sohn wollte bewusst kirchlich getraut werden und wünschte sich einen Gottesdienst in der Kirche, in der schon sein Großvater konfirmiert worden ist und wo wir während der Coronazeit einen nachhaltig beeindruckenden Weihnachtsgottesdienst erlebt hatten. Seine Frau (katholisch) wollte auch ausdrücklich kirchlich heiraten (beide kommen aus Familien, in denen die Väter aus der Kirche ausgetreten sind und um die Frage der Kirchenzugehörigkeit „gerungen“ wird; beide zahlen ausdrücklich „gerne“ Kirchensteuer).
Anruf beim Gemeindeamt: Termin möglich, Küsterin, Organist können (die eher prekär Bezahlten sind da), aber die Pfarrer der Gemeinde stünden für Auseärtige nicht zur Verfügung, man möge sich selber wen mitbringen, was sich als extrem schwierig erwies; kein Pfarrer war am Samstag zu einem Gottesdienst (Dienst?) bereit, wenn er nicht zwingend musste…
Wir erlebten dann einen wunderbaren katholischen Gottesdienst, mal lachend (ohne albern zu sein), mal ernst nickend - unter Gottes Segen, der dem Paar und der begleitenden Festgemeinde sehr persönlich für gute und schlechte Tage zugesprochen wurde.
Segen muss, wenn man ihn erbittet, gespendet werden - statt ihn bei solchen Unverbindlichkeit vermittelnden (es wird nichts geplant - es ist nicht zukunftweisend, nur „grad mal stimmungsvoll“ - und billiger) Großevents spontan anzubieten, die den Pfarrern die Zeit für Traugespräche erspart (hatten unsere „Kinder“ zwei ausführliche und zu-denken-gebende) und sie auch nur einen statt vieler Traugottesfienste absolvieren lässt. Ja, hier wird Segen verramscht!