1. Wahl-O-Mat

Den Klassiker gibt es immer zu den aktuellen Wahlen. Derzeit also zur Bundestagswahl 2025, aber auch zur Bürgerschaftswahl in Hamburg. Er erscheint schon seit 2002 und wird von der Bildungszentrale für politische Bildung gestaltet. Die Thesen werden vorab von hauptsächlich Jungwähler*innen erarbeitet und richten sich nach dem momentanen Diskurs in der Gesellschaft. Die Antworten kommen dann direkt von den Parteien. 

Nachteil: Der Wahl-O-Mat gibt euch Orientierung, wenn ihr euch fragt, an wen die Zweitstimme gehen soll. Durch die manchmal recht absoluten Fragen kann es aber auch zu falschen Tendenzen kommen. Außerdem sind nicht alle Themenfelder abgedeckt. 

Vorteil: Die Entscheidungshilfe hat einen niedrigschwelligen Zugang und arbeitet direkt mit den Parteien zusammen. Am besten lest ihr euch auch die Stellungnahmen der Parteien, die für euch interessant sind, durch. Als erste Einordnung ist es aber durchaus gut geeignet.

2. Real-o-Mat

Wenn ihr sehen wollt, wie die Parteien tatsächlich in verschiedenen Anträgen abgestimmt haben und ob das mit euren Werten und Meinungen übereinstimmt, könnt ihr es mal mit dem Real-O-Mat versuchen. Er dokumentiert das Abstimmverhalten der Partei, trägt eure Meinung dazu ähnlich wie beim Wahl-O-Mat ab und vergleicht beides. Raus kommt auch hier eine Skala, welche Partei am besten zu deinen Antworten passt und welche am schlechtesten.

Nachteil: Wieso Parteien bei bestimmten Anträgen zu- bzw. abstimmen, hat oft verschiedene Hintergründe. Es heißt also nicht, dass die Partei generell gegen die in den Anträgen besprochenen Problematiken sind. Auch hier wäre also weitere Recherche nötig, um einen vollen Einblick zu haben.

Vorteil: Auch der Real-o-Mat hat Gamification-Charakter und zeigt wie Parteien im Alltag wirklich handeln. Ihr Verhalten wird also analysiert und sie können dafür nicht perfekt formulierte zugeschnittene Antworten liefern, um Wähler*innen auf ihre Seite zu bringen.

3. Wahltraut

Wahltraut ist "Deine Wahlhelferin für einen gleichberechtigten Bundestag", wie sie sich selbst bezeichnet. Hier haben die Ersteller*innen die Wahlprogramme der Parteien in Hinblick auf Gleichstellung, queere Rechte, Inklusion und Anti-Rassismus untersucht. So könnt ihr genauso durch die Fragen springen wie bei den anderen Entscheidungshilfen und sehen, welche Partei euch mit ihren Werten am besten vertreten kann.

Nachteil: Es gibt natürlich auch noch andere wichtigen Themen, die für eine Partei im Bundestag relevant ist. Wahltraut hat sich aber ihren Fokus auf die oben genannten Punkte gelegt. Sie alleine reicht also vielleicht nicht aus, um ein umfassendes Bild zu erhalten.

Vorteil: Wem diese Problematiken besonders wichtig sind, sieht sie in anderen Fragebögen eventuell zu kurz kommen. Hier wurde genau analysiert, trotzdem nimmt Wahltraut im Tool (genauso wie der Wahl-O-Mat) eine neutrale Stellung ein.

4. Zweitstimme.org

Anders als es der Name der Website zu offenbaren vermag, würde ich euch diese Website ans Herz legen, um eure Überlegungen zur Erststimme zu beginnen. Wenn ihr nämlich auf der Startseite auf "Erststimme" klickt, kommt ihr zu einer Deutschlandkarte und könnt dort eure Postleitzahl eingeben. Dann seht ihr die Kandidat*innen eures Wahlkreises aufgelistet mit der prozentualen Wahrscheinlichkeit, dass diese Wahlkreis-Gewinner*innen werden.

Nachteil: Wie die Website auf diese Prozente kommt, wird häufig kritisch gesehen. Sie werden anhand der Zweitstimmen errechnet und geben so vielleicht keinen realen Überblick darüber, welche*r Kandidat*in wirklich wie wahrscheinlich gewinnen kann.

Vorteil: Wer taktisch wählen möchte, kann hier auf jeden Fall einen Anhaltspunkt dafür finden. Taktisch wählen heißt: Ihr wählt nicht unbedingt eure Lieblingspartei/eure*n Lieblingskandidat*in, sondern nach eurem Ziel. Ist euer Ziel, dass eine bestimmte Partei nicht gewinnt, wählt ihr eben die größte Konkurrenz, die neben der Partei die meisten Chancen haben könnte zu siegen. Das könnt ihr also bei Zweitstimme.org gut abschätzen. Zusätzlich ist aber immer zu empfehlen, sich allgemein über die Kandidat*innen im eigenen Wahlkreis schlau zu machen.

5. Kandidierendencheck

Ähnlich wie beim Wahl-O-Mat bewertet ihr auf dieser Seite Thesen, die für die Bundestagswahl relevant sind. Ihr gebt aber zusätzlich eure Postleitzahl ein. Die Ergebnisliste zeigt dann aber nicht eine Skala an Parteien auf, die gut zu euch passen, sondern die Kandidat*innen aus euren Wahlkreisen.

Nachteil: Leider haben (zumindest bisher) noch nicht alle Kandidat*innen teilgenommen. Deshalb kann man die, die nicht teilgenommen haben, natürlich schlecht vergleichen. Außerdem solltet ihr euch auch hier wieder für nähere Informationen am besten tiefer einlesen.

Vorteil: Wenn bei euch (fast) alle Kandidat*innen mitgemacht haben, ist es ein wirklich guter Vergleich und eine niedrigschwellige Möglichkeit, euch mit der Wahl eurer Erststimme zu beschäftigen.

6. Politnavi

Wo steht ihr im politischen Spektrum? Das wisst ihr gar nicht so genau? Dann macht am besten einmal den Test auf politnavi.de. Ihr könnt auch hier Thesen bewerten und seht dann am Ende ein Koordinatensystem, auf dem ihr bzw. eure politische Meinung eingeordnet werdet.

Nachteil: Hat nicht direkt etwas mit der aktuellen Wahl zu tun und die Thesen sind wie bei allen anderen vereinfacht dargestellt.

Vorteil: Bei den vielen Versprechungen der Parteien von allen Seiten, kann man oft gar nicht mehr so gut einschätzen, wo man denn nun politisch steht. Wenn es euch also nicht um konkrete Politiker*innen einer Partei geht, oder welches Programm sie denn für diese Wahl aufgestellt haben, bekommt ihr hier erstmal einen Überblick, wo ihr steht. Danach könnt ihr sehen, welche Parteien denn auch in eine ähnliche Richtung gehen und welche nun am besten zu euch passt oder die besten Chancen hat.

 

Für alle Wahlentscheidungshilfen lässt sich sagen:
Die Tools sind hilfreich und geben Orientierung, auch wenn ihr euch nicht tiefgründiger mit Politik, Anträgen und Parteien auseinandersetzen wollt. Wenn ihr euch aber eine fundierte Meinung bilden wollt und eure Kreuze ganz sicher an der richtigen Stelle setzen wollt, kommt ihr nicht darum herum euch mehr einzulesen, zu recherchieren und bei aktuelle Debatten auf dem Laufuenden zu bleiben.

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