Die Herausforderungen im Krankenhaus waren seit Jahrzehnten nicht so enorm wie heute. Unsicherheiten sind durch akute Finanznot und eine ungewisse Krankenhausreform mit den Händen greifbar.

Doch am Ende werden die Menschen, die weiterhin bereit sind, im Krankenhaus zu arbeiten, die Zukunft mitentscheiden.

Die aktuelle Lage der Pflege im Krankenhaus ist bedrohlich. Viele Jahre lang wurde die Pflege als Kostenfaktor im Krankenhaus betrachtet, während die Ärzteschaft als Erlösfaktor definiert wurde.

Image der Pflege nachhaltig beschädigt

Mit der Auslagerung des Pflegebudgets aus der DRG-Vergütung ist zwar eine Stabilisierung in der Finanzierung erreicht worden. Die generalistische Pflegeausbildung wurde gestartet und die flächendeckende Einführung der PPR 2.0 immerhin beschlossen. Doch das Image der Pflege ist nachhaltig beschädigt und die dringend notwendige weitere Professionsentwicklung kommt kaum voran. Vorurteile, aktuelle Nöte und fehlende strukturelle Grundlagen blockieren eine positive Entwicklung der Pflege im Krankenhaus.

In den Augen des Gesetzgebers und in der eingesetzten Regierungskommission für eine Krankenhausreform spielt die Pflege lediglich als schutzbedürftige Berufsgruppe eine untergeordnete Rolle. Und auch ein Sitz im Gemeinsamen Bundesausschuss für die Pflege fehlt nach wie vor. Aktive Handlungspotenziale für die Zukunftsgestaltung der stationären Versorgung werden der Pflege politisch kaum zugestanden.

Unsere Gastautorin

Prof. Dr. Vera Antonia Büchner ist Professorin für Management im Gesundheitswesen und Akademische Leitung der School of Health an der Technischen Hochschule in Nürnberg Georg Simon Ohm.

Pflege braucht Handlungsspielräume

Der Veränderungsdruck im Krankenhaus ist in der Pflege - dem personalintensivsten Bereich der Krankenhausorganisation - besonders deutlich spürbar. Eine gut aufgestellte Pflege ist Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Klinikmanagement. Die Auseinandersetzung der Pflege in Bezug auf die Aus- und (Fach-) Weiterbildung, Vergütung und Karriereperspektiven, mit dem Ziel der Autonomie in der Berufsausübung näherzukommen, muss mit Nachdruck weiterverfolgt werden.

Die Arbeit in der Krankenpflege kann nur dann erfolgreich sein, wenn Strukturen und Kompetenzen zur Gestaltung der Prozesse und Abläufe vorhanden sind und auch Handlungsspielräume für die Pflege eingeräumt werden.

Doch gerade jetzt gilt es, die Zukunft der Pflege entscheidend mitzugestalten - in der Politik, in der Berufsvertretung, in den Kliniken und von den Pflegefachpersonen selbst. Die Chancen der Generalistik, Best Practice-Beispiele, internationale Blickwinkel, kreative Konzepte wie Magnetkrankenhäuser und engagierte berufspolitische Standpunkte, praktische Führungs- und Managementideen sowie klare Influencer-Statements können aufzeigen, wie viel Potenzial in der Pflege und damit in der Zukunft der Krankenhäuser stecken kann.

Zukunft der Pflege im Krankenhaus

In Abbildung 1 sind die Anforderungen an die Pflege, deren Herausforderungen und der Handlungsbedarf der entsprechenden Player im Gesundheitswesen dargestellt. "Zukunft der Pflege im Krankenhaus gestalten" - die Neuerscheinung aus dem medhochzwei Verlag mit über 40 Beiträgen aus Wissenschaft und Praxis liefert einen umfassenden Überblick über die aktuellen Herausforderungen in der Pflege, wichtige Impulse aus vielen unterschiedlichen Perspektiven für die Diskussion um die zukünftige Ausgestaltung der Pflege im Krankenhaus, zeigt Handlungsfelder und konkrete Handlungsempfehlungen auf, möchte Veränderungsprozesse initiieren und Anregungen für deren Umsetzung geben.

Das Buch "Zukunft der Pflege im Krankenhaus gestalten" von Büchner et al. (2023) erschienen im medhochzwei-Verlag soll eine Einladung zu einer notwendigen inhaltlichen Debatte sein, die Potenziale der professionellen Pflege zu nutzen. Dies gilt für Krankenhäuser, für Patientinnen und Patienten und nicht zu Letzt für die Menschen, die diesen zukunftssicheren Beruf wählen und ausfüllen möchten. Im Fokus sollten bei der Diskussion um die zukünftige Ausgestaltung besonders auch die Chancen durch Digitalisierung und Ambulantisierung der Pflege im Krankenhaus stehen.

Des Weiteren sollten auch die Vorteile innovativer Führungs- und Managementansätze bei der Profilschärfung der Pflege genutzt werden. Eine verantwortungsbewusste Gestaltung der Krankenhauspflege verlangt eine weiter voranschreitende Auseinandersetzung mit der Pflegeprofession sowie eine Weiterentwicklung unter Berücksichtigung von Charakteristika und Besonderheit im Pflegeberuf. Denn nur ein positives Image hilft der Pflege ein starkes Berufsbild weiter zu entwickeln und hilft somit den Berufsangehörigen sich auch hiermit zu identifizieren. Dieses Buch soll die Diskussion um die zukünftige Gestaltung der Pflege im Krankenhaus antreiben, Handlungsfeder aufzeigen, vor allem auch Veränderungsprozesse initiieren sowie für deren Umsetzung Anregungen geben.

15 Thesen zur Verbesserung der Pflege

Dem Vorwort anschließend hat die Herausgeberschaft aus den Beiträgen aller Autorinnen und Autoren insgesamt 15 Thesen identifiziert, welche die Gestaltung in der Pflege im Krankenhaus begleiten können. Elementar erscheint, dass die Zukunft der Pflege vor allem von denjenigen mitgestalten werden soll, die in ihr wirken. Die Herausgeberschaft hat aus den zahlreichen Beiträgen insgesamt 15 Thesen zur Verbesserung der Pflege identifiziert, welche die Gestaltung in der Pflege im Krankenhaus begleiten können. Elementar erscheint es der Herausgeberschaft, dass die Zukunft der Pflege vor allem von denjenigen mitgestalten werden soll, die in ihr wirken:

  1. Der Veränderungsdruck in den Krankenhäusern erfordert zeitgleich Entwicklungsdruck in der Pflege.
  2. Der Pflege fehlt ein eigenes Leistungsrecht.
  3. Pflegefachpersonen machen den Unterschied zwischen ambulanter und stationärer Versorgung aus und können auch die integrierte Versorgung steuern.
  4. Die Professionsentwicklung darf durch systematisierte und akademisierte Bildungsstrategien erfolgen.
  5. Für die Attraktivität des (hochschulischen) Ausbildungsberufes ist die Zukunftsaussicht entscheidend.
  6. Eine Differenzierung der Pflegekompetenzen nach Spezialisierung, (Fach-) Weiterbildung und Führungskompetenzen muss erfolgen.
  7. Die Höhe der Vergütung bestimmt auch das Sozialprestige.
  8. Technische Möglichkeiten zur Reduzierung des Fachkräftemangels in der Pflege nicht zu nutzen wäre fatal.
  9. Vielmehr entstehen jetzt Chancen zur beruflichen Aufwertung der Pflege durch technische und digitale Kompetenzerweiterungen.
  10. Durch Ambulantisierung kann der Fachkräftemangel in der Pflege entschärft werden und es ergeben sich neue Aspekte für die Professionsentwicklung.
  11. Durch eine bessere Aus- und Weiterbildung kann die Arbeitszufriedenheit gesteigert werden, was allerdings auch die praktische Anwendung dieser Fähigkeiten und Kompetenzen voraussetzt.
  12. Im Kontext der Unternehmenskultur eines Krankenhauses sollte sich die Pflege bewusst sein, dass sie die größte Berufsgruppe darstellt und daher prägend mitwirken kann.
  13. Imagebildung in der Pflege erfolgt über innovative Management- und Führungsansätze wie New Work und Kommunikation.
  14. Arbeitszeit ist Lebenszeit und muss daher ansprechend gestaltet werden.
  15. Pflege in der Zukunft sichern, gestalten und voranbringen, das geht nur mit echten und bundesweiten Kammerstrukturen. 

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