Dieser Artikel ist zum ersten Mal im Oktober 2022 veröffentlicht worden.

Ein Gang durch den Supermarkt macht klar: bevor das restliche Weihnachtssortiment in die Regale geräumt wird, hat noch ein anderes Event sein Recht auf Marketing und Platz in den Supermarktregalen. Halloween – neben Weihnachten wohl das präsenteste Fest in unseren Supermärkten.

Gruselige Deko und Verkleidungen wohin das Auge reicht und kiloweise Halloween-Süßkram warten auf die willigen Käufer. Und auch das Internet ist voll mit Ideen für die heimische Halloweenparty.

Was hältst du vom Halloween-Hype? Abstand

Als lutherisch-protestantische Religionslehrerin halte ich persönlich eher ein wenig Abstand zu dem Halloween-Hype. Immerhin hat der 31. Oktober mit dem Reformationsfest für uns evangelische Christen eine andere Bedeutung im Jahreskreis. Meine Taktik hat bisher gut funktioniert, bis meine beiden Kinder (5 und 7 Jahre) mit der Bitte zu mir kamen:

"Mama, können wir bitte auch so einen gruseligen Kürbis schnitzen?"

Vorbei war es mit dem Abstand halten zu Halloween, das übrigens seinen Ursprung ca. 700 n. Chr. in Irland als keltischer Brauch zur Geistervertreibung der Verstorbenen am Abend vor Allerheiligen gefunden hat.

Man kommt an Halloween kaum vorbei

Man kommt an Halloween nicht vorbei, ob man will oder nicht. Und sind wir doch mal ehrlich. Wenn wir unsere Schüler und Schülerinnen – egal ob Grundschule oder in höheren Jahrgängen – nach dem 31. Oktober fragen, dann wird meiner Vermutung nach über 90 Prozent die Antwort "Halloween" und nicht "Reformationstag" kommen.

Nicht abstrafen, sondern Chancen nutzen

Halloween gehört zur Lebenswelt unser Schüler und Schülerinnen. Und wir als Religionslehrkräfte haben eigentlich das Ziel einen Religionsunterricht zu gestalten, der nah an unseren Kindern und Jugendlichen dran ist und ihre Lebenswelt mit auf nimmt. Daher kann ich nur ermutigen: lasst uns Halloween nicht durch die konsequente Verbannung aus dem Religionsunterricht abstrafen, sondern nutzen wir die Chance und weiten den Horizont unserer Relikinder, dass am 31. Oktober neben Halloween noch ein anderes spannendes Fest stattfindet, auf das sich ein Blick lohnt.

Ich persönlich finde, dass die Ereignisse im Leben von Martin Luther und die dadurch angestoßene Reformation der Kirche mit Leichtem mit den gruseligen Kürbissen und Verkleidungen in Sachen Spannung und Aufregung mithalten können. Also nicht "Halloween gegen Reformationstag" sollte die Taktik sein, sondern "Halloween und Reformationstag". Wir sollten versuchen zu erreichen, dass beide Feste gleichermaßen in der Lebenswelt unserer Kinder und Jugendlichen vorkommen und eine gewisse Relevanz spielen.

Verbinden und gegenüberstellen

So könnte zum Beispiel eine Gegenüberstellung beider Feste Thema im Religionsunterricht sein, in dem man Infos und Fakten zu den beiden Festen richtig zuordnen lässt. Anhand von Halloween und dem Reformationstag könnte man die Definitionen von "Kirchenjahr" und "Kalenderjahr" deutlich machen und im nächsten Schritt "kirchliche Bräuche und Feste" und "weltliche Bräuche und Feste" besprechen.

Oder man verbindet beide Feste miteinander, in dem man einen Lutherkürbis schnitzt und ein Kürbis mit einer Lutherrose statt einer gruseligen Fratze verschönert wird (Vorlage siehe www.material.rpi-virtuell.de, Jörg Lohrer)