Glaubenssätze

"Eigentlich bin ich ganz anders, ich komm nur so selten dazu!" Vielleicht kennen Sie diesen Satz, liebe Leserinnen und Leser

Oder vielleicht kennen Sie zumindest das Gefühl, das er beschreibt: Man ist so in Anspruch genommen von seinem Alltag, dass vieles, was einem eigentlich wichtig ist, auf der Strecke bleibt: Marmelade einkochen zum Beispiel, jetzt, wo es Zwetschgen gab und Äpfel…Stattdessen arbeitet man im Büro vor sich hin und kommt zu nichts anderem. Aber der Spruch meint noch etwas anderes: Er sagt "eigentlich BIN ich ganz anders" - manchmal gewöhnen wir uns nämlich einfach daran, "wie wir so sind" - oder sein müssen: pünktlich, vernünftig, realistisch. Wo wir eigentlich lieber spontan und planlos wären oder doch zumindest ein bisschen freier.

Manchmal sind es Sätze aus unserer Kindheit, die sich uns so einprägen, dass wir gar nicht auf die Idee kommen, sie in Frage zu stellen: "Naja, Du kannst einfach nicht stillsitzen." Ein Kind, das diesen Satz mehrmals in der Woche hört, wird sich wahrscheinlich selbst später für unruhig und unkonzentriert halten, auch wenn es sich längst verändert hat. Oder: "Die Katharina hat es eben nicht so mit Zahlen!" Solche Sätze bleiben hängen und werden unbemerkt vom Fremdbild zum Selbstbild. Aus dahingesagten Sätzen und Erfahrungen werden Sätze, die unser Leben prägen. "So bin ich eben!", denkt man dann immer wieder. In der Psychologie nennt man solche Sätze "Glaubenssätze". Sätze, die man verinnerlicht hat. Weil sie von Menschen stammen, die uns wichtig sind, oder auch, weil sie uns schon einmal geholfen haben. Sprichwörter zum Beispiel.

"Wer wagt gewinnt, wer nicht wagt, hat schon verloren!" Sprichwörter und Glaubenssätze können motivieren und Kraft geben. Die meisten Menschen haben sehr viele unbewusste Glaubenssätze, die sie erst bemerken, wenn jemand anders sie in Frage stellt. "Wer A sagt, muss auch B sagen" zum Beispiel, fand ich immer einen sehr guten Satz. Es ist doch wichtig, konsequent zu sein. Und dann lese ich irgendwo: "Wer A sagt, muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war!". Das sitzt. Für mich war das eine so wichtige Erkenntnis: es gibt Glaubenssätze, die lange geholfen haben und gut waren - aber die ich irgendwann auch guten Gewissens über Bord werfen kann. Was macht aber einen guten Glaubenssatz aus? Einen, der bleiben darf, vielleicht sogar mein Leben lang?

In der evangelischen Kirche sind das  die Bibelverse, die sich Jugendliche und Erwachsene selbst zu bestimmten Anlässen aussuchen: Zur Taufe, zur Konfirmation, zu Trauung. Konfirmandinnen und Konfirmanden suchen sich ihren Vers selbst aus. Und da gibt es einen Spruch, der fast immer mit dabei ist: "Alles ist möglich dem, der da glaubt."

Wenn das mal kein Glaubenssatz ist!

Ich frage mich, was dieser Satz den Jugendlichen bedeutet. Denken sie da an den Glauben an Gott? Oder heißt "glauben" in diesem Fall einfach "Du kannst alles schaffen, wenn Du nur fest genug daran glaubst?" Das ist ja auch so ein Glaubenssatz. Wenn Du Dich richtig anstrengst, wenn du alles richtig machst,  kannst Du alles erreichen: Dein Idealgewicht, Deinen Traummann, den besten Jahresabschluss. Du kannst die beste Mutter sein oder die beste Tochter. Du kannst die schönste Wohnung haben oder die perfekte Work-Life Balance. Dieses Versprechen ist so verführerisch - und ich glaube es manchmal selbst. Kurzfristig motiviert es mich: Es ist möglich, ein besseres Leben zu haben. Und natürlich will ich das haben!

Sie wahrscheinlich auch, liebe Leserinnen und Leser. Schwierig wird es nur bei diesem vermeintlich unschuldigen Nachsatz "Du musst nur daran glauben." Denn das reicht nicht. Vom daran glauben alleine wird sich gar nichts ändern. Du wirst nicht mehr Geld verdienen, wenn Du nur daran glaubst und auch nicht mehr Muskeln haben, wenn Du nur daran glaubst. Und wahrscheinlich auch nicht glücklicher werden. Glück kommt nicht von Glauben. Oder doch?

Glück und Glauben

Glück und Glauben – das hängt doch irgendwie zusammen. Warum sollte man sonst an etwas glauben, wenn es einen nicht glücklicher machen würde? Vielleicht kann man es so sagen:  Wer an etwas glaubt in seinem Leben, der vertraut auf etwas: Ein bisschen auf sich selbst. Ein bisschen auf andere. Dass sie es es gut mit uns meinem. Und er vertraut auf das Leben selbst. Darauf, dass dieses Leben so etwas wie Glück möglich macht. Menschen, die sich als religiös oder fromm bezeichnen, fällt es manchmal schwer, das so in den Mittelpunkt zu stellen, das Glück. Es klingt so schlicht und vielleicht ein wenig selbstsüchtig. Dabei liegen das Glück, der Sinn und das Leben so nah zusammen. Ja, es darf glücklich machen, zu glauben. Und gleichzeitig kann es so verdammt schwer sein, an das Leben zu glauben. Nicht nur an das Gute, sondern auch an den ganzen Rest.

Schlicht und schön fasst das der deutsche Liedermacher Enno Bunger in Worte. In seinem Stück "Glaube an die Welt" fragt er:

"Woran soll man glauben, wenn man sein Grundvertrauen verliert? Wohin schauen um hier irgendeinen Sinn zu sehen?"

"Sucht ihr ruhig weiter und ich, ich bleib hier stehen."

Es ist eines dieser Lieder, denen ich gern widersprechen würde. Es klingt so hoffnungslos, so unendlich traurig. Was hat einer erlebt, der so den Mut zum Leben verloren hat? In einem Interview erzählt Enno Bunger, der heute 37 ist, sehr persönlich aus seinem Leben: Lena, die Partnerin seines besten Freundes erkrankt mit Mitte 20 an Blutkrebs. Kurz danach bekommt Bungers Freundin Sarah die gleiche Diagnose. Blutkrebs. Mit Mitte 20. Woran soll man da noch glauben? Was soll da denn für ein Sinn drin liegen? Enno Bunger hört erstmal auf, einen Sinn zu suchen. Sucht ihr ruhig weiter und ich, ich bleibe stehen. Doch während er stehen bleibt, geht etwas anderes weiter: Sein bester Freund und seine Freundin Lena heiraten, zu einer Zeit, wo alles so aussieht, als würde sie wieder gesund werden. Als würde alles gut gehen. Zu Ihrer Hochzeit schenkt Bunger ihnen ein Lied, "Ponyhof" heißt es. Ein Loblied auf die Freundschaft und auf die Liebe:  "Aus allen Wolken fallen und dann auf beiden Beinen landen. Das Wasser bis zum Hals und immer wieder Hoffnung schöpfen." Das Leben selbst ist es, das Bunger wieder Hoffnung schöpfen lässt. Die Stärke und der Mut der anderen. Obwohl denen das Wasser bis zum Hals steht. Lena überlebt die Krankheit nicht. Aber irgendwie scheint die Hoffnung zu überleben. Das Gefühl, dass dieses Leben es trotzdem wert ist, daran zu glauben.

Seit ich die Geschichte hinter Bungers Liedern kenne, höre ich sie anders. Ich nehme diesen Sänger ernst als einen, der dem Leben hinter die Kulissen geschaut hat. Und es trotzdem mag oder sogar noch mehr als vorher. 

Glaube an die Welt. So hat Enno Bunger sein Lied genannt. Und es erinnert an ein noch älteres Lied mit demselben Titel:

Laß ab von diesem Zweifeln, Klauben,

vor dem das Beste selbst zerfällt,

und wahre dir den vollen Glauben

an dieser Welt trotz dieser Welt.

Schau hin auf eines Weibes Züge,

das lächelnd auf den Säugling blickt,

und fühls: es ist nicht alles Lüge,

was uns das Leben bringt und schickt.

(zitiert nach: Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S.44.)

Das sind die ersten beiden Strophen einer Ballade von Theodor Fontane: Ablassen von den ganzen Zweifeln an dieser Welt und stattdessen: An diese Welt glauben - trotz dieser Welt. Das schreibt Fontane 1895 und ist doch heute genauso wahr. Wie soll man an eine Welt wie diese glauben? Aus dem Stand könnte man zehn Probleme dieser Welt aufzählen, eine Entwicklung besorgniserregender als die andere:  In Italien regiert eine Partei weit rechts von der Mitte; die sogenannte kritische Infrastruktur in Deutschland ist möglicherweise von Anschlägen bedroht. Ein neuer Corona-Winter steht vor der Tür. Der Glaube an diese Welt bleibt einem im Hals stecken. Aber Fontane bleibt hartnäckig: 

Erst unter Kuß und Spiel und Scherzen

erkennst du ganz, was Leben heißt;

o lerne denken mit dem Herzen,

und lerne fühlen mit dem Geist.

Das berührt mich sehr, diese schlichte Feststellung über das Leben. Und über den Glauben an das Leben: Es ist nicht naiv, an dieses Leben zu glauben. Es ist richtig. Fontane warnt uns vor dem "Zweifel-Klauben": Ich liebe diese Formulierung. Genauso macht man es manchmal mit seinem Leben: Man pflückt es auseinander, stellt sich und die eigenen Lebenswege in Frage.  Bewahre Dir den vollen Glauben, sagt Fontane. Es ist nicht alles Lüge, was uns das Leben bringt und schickt.

Aber genau dieses Gefühl beschleicht mich in diesen Zweifelzeiten: Was ist, wenn das alles Quatsch ist, was ich mir da erträume, erwünsche? Vielleicht sitze ich einer selbstgemachten Lebenslüge auf? Mein Glaube an Gott hilft mir in solchen Zweifelsmomenten um ehrlich zu sein erstmal gar nicht. Manchmal macht er es sogar noch schlimmer. Er verursacht mir fast sowas wie ein schlechtes Gewissen: Warum vertraust Du denn nicht einfach Gott? Dass er Dich führt und leitet?

Aber an Gott zu glauben, entlastet einen nicht davon, Entscheidungen zu treffen. Das nimmt mir mein Glaube nicht ab. Es bin immer noch ich, die handeln muss. Mit allen Zweifeln und aller Unsicherheit. "Alles ist möglich, dem der da glaubt" - ja, alles ist möglich, aber was ist das Richtige, wenn der Glaube an das Leben brüchig wird?

Und was kann man dann tun? Was macht man in so einem Moment, wo der Glaube an das Leben brüchig wird? Wenn man die Bodenhaftung - oder die Himmelshaftung verliert? Ich habe inzwischen ein paar Notfallhilfen für diese Momente. Wäre ich eine Künstlerin wie Enno Bunger, ich würde vielleicht Lieder schreiben. Das kann ich nicht. Ich backe dafür Kuchen.

Zugegebenermaßen keine sehr besonderen. Schokoladenkuchen, den meine Tochter liebt. Apfelkuchen mit Streuseln für meinen Mann. Zimtschnecken für mich. Meine Hände sind beschäftigt, mein Kopf kommt zur Ruhe. Und mein Herz fühlt. Meistens gibt es keinen grandiosen Aha-Moment, keine Offenbarung. Aber manchmal ein leises Inne-werden. Und dann tauchen vor meinem inneren Auge tauchen die Bilder des Lebens auf, das ich gerne leben will. Ich kann sie sehen, ja fühlen. Ein bisschen wie bei Fontane: Ich denke mit dem Herzen und ich fühle mit dem Geist. Mein Geist, mein Verstand kommt langsam hinterher. Er wird die Entscheidungen treffen, die anstehen.

Glaube Brot und Wein und Kuchen

Mein Glaube ist kein Kompass, der mir die Richtung sagt. Auch nicht wie ein Hinweisschild. Er ist eher wie eine Tür, die offen steht: Wenn Du soweit bist, Dich dem Leben wieder zu stellen, dann komm. Eine immer bestehende Erinnerung daran, dass ich mich auf das Leben einlassen kann. Eine Mischung aus Verstand, Gefühl und einer fast körperlichen Erinnerung. Das Kuchen backen ist so etwas wie ein Ritual, das mir hilft, mich von der Verstandesebene, auf der ich die nächsten Entscheidungen treffen will, auf die Gefühlsebene zu bringen. Ein Ritual, das mich davon entlastet, handeln zu müssen. Gottesdienste haben übrigens manchmal dieselbe Wirkung auf mich. Alles folgt einem bestimmten Ablauf. Die Orgel spielt. Wir singen gefühlt immer dieselben zehn Kirchenlieder. Ich brauche dann keine besondere Predigt und keine außergewöhnliche Liturgie. Aber beim Abendmahl im Kreis zu stehen und Brot und Wein zu bekommen - das brauche ich. Egal, mit was ich mit gerade herumschlage, was mich innerlich festhält - Brot und Wein bekomme ich trotzdem. Brot des Lebens - egal für welches Leben Du Dich entscheidest. Kelch des Heils - es wird Heil für Dich geben, egal wohin Du gehst.

Mein Glauben bekommt zu essen und zu trinken. Beim Abendmahl Brot und Wein. Zuhause Zimtschnecken und Milchkaffee. Ich berühre das Leben. Ich schmecke es. Und alles ist möglich, weil ich dem Leben vertraue. Look at all my trials and tribulations, heißt es in einem Lied..  Schau auf meine Zweifel. Jetzt versinken sie sanft im Kelch mit Wein.

Und ein paar Antworten kann ich jetzt sehen. Das Leben ist gut.

Dem Leben vertrauen – an Gott glauben. Für mich hängt das eng zusammen. Die biblische Tradition erzählt davon, dass man dem Leben vertrauen kann. Ohne zu beschönigen, ohne den Schmerz, die Lügen, die Wut auszulassen. Dafür liebe ich das Alte Testament. Wie Sarah kaum glauben kann, dass ihr nochmal das Glück eigener Kind gegönnt ist. Wie Jakob um den Segen ringt, den er nicht verdient hat und trotzdem braucht. Ob die beiden immer Gott vor Augen hatten? Ob ihnen das die Kraft für ihr Leben gegeben hat? Vielleicht haben die beiden einfach immer weiter um ihr Glück gerungen. Solange bis Gott ihnen die Hand gereicht hat und gesagt hat, "komm vertrau mir." Glauben ist nichts, was man ganz aus sich selbst heraus lernen kann. Er ist ein Geschenk Gottes. Verpackt mit Lebenserfahrungen und auf dem Päckchen steht "Vorsicht zerbrechlich". Im Neuen Testament steht dieses Geschenk Gottes in Gestalt von Jesus Christus im Mittelpunkt. In den Evangelien gibt es diese vielen Geschichten darüber, wie Menschen das Vertrauen ins Leben wieder geschenkt bekommen. Wie sie frei werden. Und wie sie selbst anfangen, zu leben: "Steh auf, nimm Dein Bett und geh heim. Dein Glaube hat Dir geholfen.", sagt Jesus mal einem gelähmten  Mann. Und wie hilft da der Glaube?  Es heißt, dass Jesus den Glauben seiner Freunde sieht, ihr Vertrauen in ihn und darauf, dass es ein anderes Leben für ihren Freund geben kann. Manchmal müssen andere für uns an das Glück glauben. Und manchmal muss man laut aussprechen, was man sich ersehnt: So wie Bartimäus, der blind ist. Jesus fragt ihn: Was willst Du, dass ich Dir tue? Dass ich sehend werde, sagt er. Und Jesus sagt zu ihm: Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen."

Ich denke an die Bilder, die in mir entstehen, wenn es mir gelingt, mein Denken ein bisschen beiseite zu schieben, und meine Sehnsüchte und Hoffnungen wieder hören und sehen kann. Ich muss das Bild klar vor mir haben von dem Leben, das ich leben will. Und es ist Gold wert, wenn man Freundinnen hat, die dann ganz wertfrei und ohne eigene Erwartungen fragen: Was willst Du denn eigentlich? Was wünscht Du Dir von Deinem Leben? Wie soll es sein? Oft sind es meine Freundinnen und Freunde, die mir dieses Leben dann mehr zutrauen, als ich es selbst tue. Sie tragen mich. Und sind mir mit ihrem Mut zum Glück ein Vorbild.

Alles ist möglich dem, der glaubt?

Ich finde die Heilungsgeschichten der Bibel nicht vorbehaltlos gut und inspirierend: Denn man könnte sie auch so deuten, dass ein Leben mit einer Behinderung weniger lebenswert, weniger gut und glücklich ist als ein Leben ohne körperliche oder geistige Einschränkungen. Ableismus, heißt der Fachbegriff für so eine Diskriminierung behinderter Menschen.

Alles ist möglich dem, der da glaubt?  Ja und Nein. Nein, wenn das bedeutet, dass man alles schaffen und tun kann, was man sich wünscht. Ja, wenn es bedeutet, dass ein Leben im Vertrauen immer möglich ist. Ein Leben, das sich an den Glauben erinnert. Und daran, dass es uns freisteht, zu glauben, zu vertrauen. Wir müssen dem Schmerz nicht mehr Bedeutung zumessen als dem Glück. Das ist oft schwer. Aber es kann befreiend sein, es zu versuchen.

Die Geschichten über Jesus sind manchmal so konkret und bildreich, dass sie mir fast ein bisschen im Weg stehen. Aber was ist Jesus dann für mich? Welchen Anteil hat er an meinem Glauben? Für mich sind die Briefe des Paulus da manchmal eine Sprach-und Denkhilfe. Sie sind wie ein Freiraum für meine eigenen Bilder des Glaubens. Paulus spricht von Jesus als dem Christus. Kind Gottes, durch das wir Anteil an Gott haben.

Ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus. (aus Gal 3,26-28)

Für Paulus sind Christus und der Glaube ein und dasselbe. Etwas außerhalb von uns. Schon vor unserem Leben sind sie da gewesen. Und wie einen warmen Mantel können wir beide anziehen. Gott hält mir den Glauben hin wie einen Mantel. Ich ziehe ihn an, hülle mich ein. Mein Glaube ist nicht mit mir verwachsen, er ist kein fester Teil von mir, aber er ist immer da. Manchmal muss ich mich an ihn erinnern. Ich ziehe ihn an, wenn mir kalt ist. Wenn die Angst vor dem Leben mit kalten Händen nach mir greift, weiß ich, er ist da. Ich selber habe nicht dafür gesorgt, dass es ihn gibt. Ich habe nicht gelernt, zu glauben. Ich habe Menschen gesehen, die glauben. An Gott, an die Liebe, an das Leben. Und ich weiß, wie es sich anfühlt, dem Leben zu vertrauen. Und ich glaube, es ist eine Entscheidung. Mich entlastet es, dass der christliche Glaube mir die Freiheit lässt, mich für den Glauben zu entscheiden und trotzdem auf etwas verweist, das schon immer da war. Vielleicht ist Jesus Christus genau das für mich: Gottes warmer Mantel, der mir Schutz und Geborgenheit gibt. Und mich ins Leben liebt.

Die Evangelische Morgenfeier

"Eine halbe Stunde zum Atemholen, Nachdenken und Besinnen" - der Radiosender Bayern 1 spielt die Evangelische Morgenfeier für seine Hörerinnen und Hörer immer sonntags um 10.05 Uhr. Dabei haben Pfarrerinnen und Pfarrer aus ganz Bayern das Wort. "Es geht um persönliche Erfahrungen mit dem Glauben, die Dinge des Lebens - um Gott und die Welt."

Sonntagsblatt.de veröffentlicht die Evangelische Morgenfeier im Wortlaut jeden Sonntagvormittag an dieser Stelle.