Lars Klingbeil ist seit Dezember 2021 einer der beiden Parteivorsitzenden der SPD und wurde im Februar 2025 zusätzlich Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion. In den aktuellen Verhandlungen seiner Partei mit der Union über die Bildung der künftigen Bundesregierung spielt er eine zentrale Rolle.
Doch wie steht der Niedersachse zu Religion, Glaube und Kirche? Eine Spurensuche.
Klingbeil ist evangelisch
Ein Blick in die Kurzbiografie auf der Bundestags-Seite verrät: Klingbeil gibt seine Konfession als evangelisch an. Doch anders als bei manchen Politikerinnen und Politikern, die ihren Glauben offensiv betonen, bleibt Klingbeil in dieser Hinsicht eher unauffällig. Konkrete Aussagen von ihm zu Religion und Kirche sind rar.
Ein Hinweis findet sich im November 2024: Im Willy-Brandt-Haus traf sich die SPD-Spitze mit Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz. Klingbeil war als Parteivorsitzender dabei. Die SPD bezeichnete die katholische Kirche anschließend als "verlässlichen Mitstreiter für eine wehrhafte Demokratie" – doch die Aussage stammt nicht von ihm persönlich und bleibt allgemein.
Ähnlich vage bleibt sein Abstimmungsverhalten zur Ablösung der Staatsleistungen an die Kirchen. Am 6. Mai 2021 lehnte der Bundestag einen entsprechenden Gesetzentwurf ab – mit den Stimmen der SPD-Fraktion, darunter auch Klingbeil. Eine persönliche Positionierung? Fehlanzeige.
Keine Unterstützung für Kirchengegner*innen
Deutlicher war sein Umgang mit innerparteilichen Kirchengegner*innen. Im März 2019, als Generalsekretär der SPD, verhinderte er die Gründung eines offiziellen Arbeitskreises "Säkulare in der SPD". Die Gruppe wollte die kirchlichen Privilegien abschaffen – Klingbeil jedoch untersagte ihr nicht nur den offiziellen Status, sondern auch die Nutzung des Parteinamens.
Noch klarer war seine Haltung beim Besuch der evangelisch-lutherischen St.-Johannis-Kirchengemeinde in Soltau im August 2021. Dort sprach er sich explizit für den Erhalt kirchlicher Gebäude aus: "Kirchen sind Orte der Begegnung. Damit sie das auch bleiben können, gilt es, historische Gebäude wie die St.-Johannis-Kirche im bestmöglichen Zustand zu erhalten." Er informierte sich über die geplante Sanierung und bot Unterstützung bei der Suche nach Fördermitteln an.
Ganz unmissverständlich schließlich sein Statement in einer Broschüre des Arbeitskreises "Christinnen und Christen in der SPD". In der 2021 erschienenen fünften Auflage wird er mit den Worten zitiert: "Ich freue mich, wenn Christinnen und Christen sich aktiv in der SPD einbringen!" Die Broschüre hebt die Bedeutung christlicher Ethik für die politische Arbeit hervor – doch wie sehr Klingbeils eigene Politik von seinem Glauben geprägt ist, bleibt offen.
Fazit: Klingbeil stellt sich weder als säkular noch als fromm dar
Somit lässt sich festhalten: Klingbeil steht Religion und Kirche keineswegs distanziert gegenüber, hält sich mit persönlichen Bekenntnissen aber zurück. Seine Linie kann man als pragmatisch bezeichnen – weder kämpferisch säkular noch demonstrativ fromm.
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