Das ehrenamtliche Engagement im Sportverein, die Spende an das Hospiz oder die Person, der man über die Straße hilft - all das sind gute Taten, die eine Achtung des Gegenübers ausdrücken. 

Ohne gegenseitige Unterstützung wie diese wäre ein harmonisches Zusammenleben vermutlich nur schwer möglich. In der Religion liegt diesem Verhalten das Konzept der Nächstenliebe zugrunde. 

Das Gebot der Nächstenliebe im Alten und Neuen Testament

"Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" heißt es im Alten Testament (Buch Levitikus 19,18). Im Neuen Testament erweitert Jesus diese Forderung um die Feindesliebe (Mt 5,43f.) und macht damit das Gebot der Nächstenliebe zu seiner Kernbotschaft. 

Grundsätzlich soll darum gehen, jeden Menschen – welcher in der Bibel als Ebenbild Gottes gesehen wird – zu achten und sein Handeln anderen gegenüber, egal ob Freund oder Feind, entsprechend auszurichten. 

Die Nächstenliebe im mittelalterlichen Christentum 

Über die Jahrhunderte hinweg spielte die Nächstenliebe im Christentum eine dementsprechend große Rolle. Das mittelalterliche Leben war stark geprägt vom Glauben, christliche Werte wurden propagiert.

Das Gebot der Nächstenliebe kam dabei zum Beispiel durch das christliche Spitalwesen zum Ausdruck: In diesen kirchlichen Einrichtungen konnten Alte, Arme, Kranke, Pilger und Fremde Hilfe erhalten.

Mitunter wurde die Gläubigkeit und Gottesfürchtigkeit der mittelalterlichen Bevölkerung von der Kirche jedoch auch ausgenutzt. "Man tut besser daran, wenn man dem Nächsten einen Pfennig gibt, als wenn man Petrus eine Kirche baut; denn das eine ist von Gott geboten, jenes aber nicht", kritisierte der Theologe Martin Luther beispielsweise. 

Nächstenliebe heute: Diakonie und Caritas

Auch heute noch praktizieren kirchliche Einrichtungen das Gebot der Nächstenliebe. So haben die Diakonie und die Caritas das Handeln nach diesem Gebot in ihren Leitsätzen festgehalten.

"Wir verstehen unseren Auftrag als gelebte Nächstenliebe und setzen uns für Menschen ein, die am Rande der Gesellschaft stehen, die auf Hilfe angewiesen oder benachteiligt sind", schreibt die Diakonie Deutschland beispielsweise in ihrer Erklärung zum Selbstverständnis. Diesem Ziel wird die evangelische Institution mit dem Betrieb von Krankenhäusern, Kindergärten oder Heimen gerecht.

Auch die katholische Caritas hat sich der gelebten Nächstenliebe verschrieben, in ihrem Leitbild heißt es:  "Menschliche Not – geistige, körperliche, seelische und materielle – erfordert mitmenschliche Hilfe." Diese Hilfe wird beispielsweise in Form von Beratung oder Krankenpflege gewährleistet. 

Die "Zakat" und die "Sadaqa" im Islam 

Doch nicht nur im Christentum spielt das Gebot der Nächstenliebe eine Rolle. Unter den fünf Säulen des Islam, welche die wichtigsten Regeln der Religion bilden, befindet sich die "Zakat" (dritte Säule).

Diese verpflichtet Muslime, welche finanziell dazu in der Lage sind, ein Vierzigstel ihrer Ersparnisse an Bedürftige zu spenden. Neben dieser Armensteuer gibt es im Islam noch die freiwillige Gabe, die "Sadaqa". 

Die "Mitzwa" im Judentum

Auch die Tora lehrt Respekt gegenüber den Nächsten: Im Judentum sind gute Taten, die "Mitzwa", von großer Bedeutung.

Es gibt sogar einen eigenen "Tag der guten Taten", den sogenannten "Mitzvah Day". Vor 20 Jahren in den USA entstanden, nehmen sich seit 2012 auch in Deutschland Jüdinnen und Juden diesen Tag zum Anlass, sich einmal jährlich in der Öffentlichkeit für Hilfsbedürftige einzusetzen. 

Was du nicht willst, was man dir tut, ...

Die Nächstenliebe spielt religionsübergreifend eine große Rolle. Aber auch religions- unabhängig bildet sie eine wichtige Konstante in unserem Leben. Sprichwörter wie "Was du nicht willst, was man dir tut, das füge auch keinem andern zu" zeigen, dass die Achtung des Nächsten fest in unserem Alltag verankert ist. 

Sei es nun der Verein, in dem man sich engagiert, die Spende, die man tätigt oder doch die kleinen guten Taten im Alltag - Achtung und Respekt vor den Mitmenschen ist eine bedeutende Stütze unserer Gesellschaft. 
 

Lagois-Fotowettbewerb "Gesichter der Nächstenliebe"

Die Nächstenliebe hat viele Gesichter. Sie kann religiös oder weltlich motiviert sein, ist aber immer bedingungslos. Sie kümmert sich um den Menschen, weil er ein Mensch ist. Gerade in Zeiten zunehmender Radikalisierung einzelner gesellschaftlicher Gruppen muss sich dieses Konzept im Alltag immer wieder gegen Angriffe behaupten.

Der Lagois-Fotowettbewerb 2021 sucht herausragende fotografische Arbeiten zum Thema Nächstenliebe. Eingereicht werden können Bilder und Bildserien, die das Spektrum dieses Themas ausleuchten: Die Nachbarn beispielsweise, die bei den kleinen Dingen des Alltags geholfen haben. Die Freunde, die uns zur Seite stehen und uns helfen. Oder der Versuch, bestehende Feindschaften zu überwinden und Frieden zu schließen. Ehrenamtliche Hilfe für schwache, einsame,  kranke oder behinderte Menschen. Private Aktionen im Freundeskreis und in der Nachbarschaft. Initiativen im Netz. Engagement in Gemeinden, in der Jugendarbeit  und in Vereinen. Diakonische und karitative Arbeit.

Der Wettbewerb umfasst ein Preisgeld und ein Stipendium in Höhe von insgesamt 5.000,- Euro, einen Katalog und eine Wanderausstellung. Der Fotopreis hat zwei Kategorien und richtet sich an Profifotografen sowie Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 27 Jahren. Einsendeschluss für den Fotowettbewerb ist Freitag, 28. Juni 2021. Zudem gibt es ein Stipendium für ein noch zu realisierendes Fotoprojekt. Einsendeschluss für das Stipendium ist Freitag, 30. Mai 2021.