Irgendwie fiel es mir als Norddeutschem zu, einen Trachtengottesdienst in Oberbayern gemeinsam mit einem katholischen Pfarrer zu halten. Der Pfarrer kannte sich natürlich bestens aus – er ist selbst Bayer und schon länger im Norden von Rosenheim tätig. Ich dagegen war zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal ein Jahr Vikar in Rosenheim – und dann gleich ein Trachtengottesdienst!

Es ist nicht so, dass ich eine Abneigung gegen bayerische Traditionen hätte. Im Gegenteil: Ich besitze selbst eine Lederhose, verschiedene Trachtenhemden und bin gern mal auf einem Volksfest unterwegs. Aber für mich war trotzdem noch vieles neu. Ich bin einfach (noch) nicht so richtig "drin im Game", wie man umgangssprachlich sagen würde.

Norddeutscher Botschafter mitten in Bayern

Und dann? Dann stehe ich da plötzlich vor 400 bis 500 Menschen, alle in der passenden Tracht ihres Burschen- oder Dirndlvereins, und verkündige gemeinsam mit meinem katholischen Kollegen die frohe Botschaft von der Liebe Gottes zu den Menschen. Was für eine Ehre! Als Norddeutscher Botschafter der besten Botschaft der Welt – mitten in Bayern.

Fast überfordert hat mich dann die weitere Ehre, nämlich als Ehrengast in einer Kutsche beim Trachtenumzug mitzufahren. Und schließlich durfte ich am einzigen Tisch mit Tischdecke im Bierzelt Platz nehmen – weil man als Teil der Geistlichkeit eben Ehrengast war.

Natürlich freut man sich über ein so schönes Erlebnis. Und ich weiß genau: Diese Ehre wurde mir zuteil, weil sie letztlich der besten Botschaft der Welt – dem Evangelium – galt. Und mir wiederum fällt die Ehre zu, Botschafter dieses Evangeliums sein zu dürfen.