Schon wieder Nikolaus…

An diesem Sonntag reißen sich manche Kinder um das Schuheputzen. Schuhe, Stiefel. Denn die haben heute ihren ganz besonderen Auftritt im Jahr. Heut ist Nikolaus-Abend da! Heute Abend werden an unzähligen Türen die Stiefel rausgestellt, in der Hoffnung, dass sie in der Nacht heimlich vom Nikolaus gefüllt werden. Und es ist schon auch die leise Ahnung da, dass dreckige, lieblos hingestellte Stiefel vielleicht nicht die besten Chancen haben, vom Nikolaus bedacht zu werden. Die Aussicht auf Bescherung erhöht das Engagement bei den Kindern durchaus. Ja, es geht auch anders als sonst im Alltag.

Dass wir den Kindern und auch lieben Erwachsenen auf diese eigentlich merkwürdige Art Süßigkeiten und kleine Geschenke zukommen lassen, das hat schon lang Tradition. Im Hintergrund steht eine Legende über den Nikolaus. Über den Bischof von Myra in Kleinasien, der im 4. Jahrhundert lebte, und der meist als Vorbild für unseren Nikolaus heute angesehen wird.

 "Einst lebte ein Mann, der drei Töchter hatte. Er selbst war so krank, dass er nicht arbeiten konnte und seine Frau war gestorben. So lebte die Familie in großer Armut, denn ohne das nötige Geld konnte der Vater seine drei Töchter nicht versorgen. So blieb ihm in seiner Not nichts anderes übrig, als die Mädchen auf dem Marktplatz als Dirnen anzubieten.
Der junge Nikolaus war zur gleichen Zeit gerade Erbe eines großen Vermögens geworden und ihm kam die Not der Mädchen zu Ohren. Er beschloss sofort zu handeln und der Familie zu helfen. In der Nacht trat er heimlich an das geöffnete Fenster, hinter dem die drei Mädchen tief und fest schliefen. Vorsichtig warf er drei Goldklumpen hinein. Sie hatten die Form von Äpfeln. Um die Mädchen nicht zu wecken, schlich Nikolaus sich leise wieder davon. Am nächsten Morgen entdeckte die jüngste Tochter die reiche Gabe und weckte sogleich ihren Vater und ihre beiden Schwestern. Die Erleichterung der Familie war groß und die Not der drei Mädchen schlagartig beendet. Sie mussten nie wieder unlautere Dienste verrichten und ihr Vater konnte seinen Töchtern nun sogar eine reiche Aussteuer mitgeben. Und jede von ihnen suchte und fand einen Gemahl, mit dem sie fortan glücklich und zufrieden lebte." (1)

 So soll es gewesen sein. Wie immer bei Legenden, die eine kleine glitzernde Schnittmenge von Wahrem und Erfundenem erzählen. Eine schöne Vorlage bleibt diese Legende allemal für das Nikolausspiel unserer Tage. 

Für mich als Kind war es wie ein Spiel, ein bisschen unheimlich und zugleich schön. Als würde sich eine andere, irgendwie zauberhafte Welt in den Flur unserer Dortmunder Mietwohnung schieben. Dass die Nikoläuse in Kaufhäusern eher verkleidete Herren waren, das habe ich schnell geahnt. Aber diese Ahnung nahm dem Reiz des Nikolaustags zuhause nichts. Jedes Mal wieder: Abends gespannt und ehrfürchtig Stiefel hinstellen. Am Morgen erst leise Zweifel beim Wachwerden: Ob der Nikolaus an mich gedacht hat? Oder ob doch alles ist wie immer? Dann zu den Stiefeln laufen, staunen und freuen: Doch, tatsächlich der Nikolaus war, auf himmlische Weise, wirklich gekommen. Es ist eben doch der "liebe, gute Nikolaus".

Stiefel raus – Jahr für Jahr. Eigentlich ist das natürlich doch nur was für Kinder. … Oder? Ich kenne nicht wenige Erwachsene, für die sich der Nikolaustag auch nicht abnutzt. Für viele steckt mehr dahinter als nur die Freude über einen Schoko-Nikolaus. Und auch wenn ich als Mutter und nun, sagen wir: Undercover-Mitarbeiterin dem Nikolaus zuarbeite, hat das für mich eine besondere Bedeutung. Same procedure as every year. Ja, schon. Aber trotzdem: Für mich geht mehr von diesem alten Brauch aus. Langweilig wird er mir irgendwie nie. 

Jetzt erst recht. Die Sehnsucht nach Bräuchen und Ritualen in diesem Jahr

Im Gegenteil. In diesem Jahr bekommen Feste wie Nikolaus eine noch viel wichtigere Bedeutung, ist mein Gefühl. Zum Glück ist da etwas, das nicht abgesagt werden muss im Advent. Etwas, das sich trotzdem feiern lässt, sogar wenn die Kinder wieder mal in Quarantäne sein sollten. Die Stiefel werden nachts ja glücklicherweise sozusagen kontaktlos gefüllt. Und ich spüre: In diesem Jahr habe ich selbst eine richtige Sehnsucht nach solchen alten, vertrauten Ritualen. Warum? Ich glaube, weil sie meinen Blick mal wieder auf etwas Anderes richten. Und ja, gern mal auf das, was auch geht und was auch sein soll: Das Helle und Schöne und Gute des Lebens. Was mir Hoffnung gibt. Der Adventskranz auf dem Tisch, Sterne im Fenster. 

Vielen Menschen in unserem Land geht das gerade wohl ähnlich. Nicht anders kann ich mir erklären, warum die Absage der Weihnachtsmärkte viele so erschüttert hat. Fast mehr erschüttert als viele andere Hiobsbotschaften in dieser Zeit. Das trifft ins Herz. Weil sich damit viel mehr verbindet als nur Glühwein und dudelnde Karussells. Die Märkte richten den Blick auf das, was vielen wichtig ist: Erinnerungen an die Kindheit, Gemeinschaft mit anderen, ja, das wäre in diesem Jahr einfach überhaupt so wichtig gewesen: Einmal wieder mit anderen gemeinsam etwas Schönes, Fröhliches erleben zu dürfen statt immer nur zu diskutieren und sich zu grämen und den Blick traurig gesenkt zu halten, weil dieser zweite Corona-Advent so komplett unnötig war. Es wäre auch anders gegangen. Das schwirrt seit Wochen in meinem Kopf herum. Wir hätten so sehr einmal wieder so einen Ort gebraucht: den Kindern nach den vielen Monaten mal wieder ein bisschen von der Unbeschwertheit des Lebens zeigen, Überraschlungen für andere kaufen, den Duft von gebrannten Mandeln einatmen, gemeinsam vor kleinen Bühnen mit den Chören "Last Christmas" mitsingen und mitsummen. Ein kleiner Ausblick auf das Gute und Heile in der Welt. Das gehört doch dazu im Advent. 

Protest gegen den Kitsch, gegen Weihnachtstrubel statt Adventsandacht.

Ob das nun alles wirklich dazu gehört? Oder ist das nur romantischer Kitsch? In der Bibel steht von alledem freilich überhaupt nichts: Es gibt kein "Gehet hin, stellt Stiefel raus und hängt Engeldeko in alle Welt!" All das hat sich ursprünglich zuerst als Antwort entwickelt auf das biblische Weihnachtsgeschehen. Auf vieles, was darin anklingt: Kerzen und Sterne als Erinnerungen an den Stern von Bethlehem und an Jesus: das Licht der Welt in der Dunkelheit. Unser Schenken als Antwort auf die große Überraschung, dass Gott sich selbst herschenkt… Es ist schon gut und richtig, auch mal zu sagen, dass der Advent so oder so stattfindet, ob mit Mega-Deko oder mit kleiner Kerze. Es ist gut zu erinnern, dass Lichterketten und Lebkuchen, dass die Bräuche und Rituale und Symbole nicht die Sache an sich sind, sondern unseren Blick auf etwas Anderes lenken sollen. 

Beim Nikolaustag erlebe ich das ganz besonders.

 Erinnern Sie sich noch an den Knecht Ruprecht? Heute ist er kaum noch anzutreffen. Dieser dunkle Gesell. Der war vielmehr als nur ein unbedeutender Handlanger des Nikolaus. Er hatte seine eigene Aufgabe. Bevor es an die Bescherung durch den Nikolaus ging, musste der Ruprecht erst einmal im großen goldenen Buch nachblättern und prüfen: Sind‘s gute Kind? Sind‘s böse Kind? Erst brauchte es die Inszenierung dieses Gericht, bei dem alles schonungslos auf den Tisch kam: schlechte Manieren und Noten, Ungezogensein. Ein Bekannter erzählte mir, dass er sich jährlich schrecklich vor dieser Standpauke gefürchtet hat. Jedes Jahr aufs Neue stand sein Daumenlutschen zum Einschlafen als größtes Vergehen im goldenen Buch. Natürlich mussten dann bei vielen Kindern auch Strafen in Form von Ruten verteilt werden, ja, es soll sogar echte Schläge damit aufs Hinterteil gegeben haben. 

Ei, ei, für trotzgen Kindermut
ist meine lang Rute gut!
Heißt es bei Euch denn nicht mitunter:
Nieder den Kopf und die Hosen herunter? (2)

 Und erst dann, ganz am Ende, kam, wenn überhaupt noch, der Nikolaus mit Apfel, Nuss und Mandelkern zum Zug. 
Keine Frage: Da war schon ein gerütteltes Maß an schwarzer Pädagogik dabei. Viel Furcht bei den Kindern. Nicht wenige Eltern haben den Knecht Ruprecht und seine Drohungen für ihre ganz eigenen Erziehungsvorstellungen in Dienst genommen. Nein, das kann kaum der Sinn eines christlichen Festes sein. In der Hinsicht bin ich sehr froh, dass alle Ruprechts dieser Welt mit so einer düsteren Jobbeschreibung in den Ruhestand gegangen sind. 

Gleichzeitig glaube ich, dass der Knecht Ruprecht in uns einen wichtigen Gedanken in Gang gesetzt hat. Und den dürfen wir ruhig erinnern:

Der himmlischen Leichtigkeit des Nikolauses steht mit dem Ruprecht etwas Erdenschweres zur Seite. Die Hoffnung, beschenkt zu werden, geht Hand in Hand mit dem Blick auf mich selbst, auf das, was ich getan, oder was ich gelassen habe. So wie alles im Advent: Das Lichte und Helle und Hoffnungsfrohe steht neben dem Ernsten und Nachdenklichen. Darum ist der Advent auch nicht einfach die "Vorweihnachtszeit", also so eine Art langer Anlauf zu Bescherung und Festessen, sondern hat seine ganz eigene Bedeutung: Als Fastenzeit – das ahnt man heute kaum noch bei den Plätzchenbergen – und als Bußzeit. Also: Vier Wochen zum Bilanzziehen. Zum Umkehren. Zum Umdenken. Ernsthaft.

Sei gegrüßt, lieber Nikolaus – Sehnsucht nach dem Guten

Auch wenn der Nikolaus nicht in der Bibel vorkommt, auch wenn Martin Luther den Brauch des Kindleinbescherens auf das Weihnachtsfest verlagert sehen wollte, und auch wenn wir es als evangelische Christinnen und Christen ja ohnehin nicht so mit den Heiligen der katholischen Kirche haben: Der Nikolaustag hat als Festtag Einzug in unser evangelisches Kirchenjahr gehalten. Vielleicht eben, weil an diesem Tag mit seinen Bräuchen so einleuchtend diese schillernde und reiche Bedeutung des Advents zusammenläuft. Weil mein Blick auf etwas Anderes und Besonderes gerichtet wird. Wer morgen, am 6. Dezember, also eine Nikolausandacht feiert, der hört vielleicht auch diesen Text vom Propheten Jesaja: 

Der Geist Gottes des Herrn ist auf mir, weil der Herr mich gesalbt hat. Er hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit, den Gebundenen, dass sie frei und ledig sein sollen; zu verkündigen ein gnädiges Jahr des Herrn und einen Tag der Rache unsres Gottes, zu trösten alle Trauernden. …Ich freue mich im Herrn, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir die Kleider des Heils angezogen und mich mit dem Mantel der Gerechtigkeit gekleidet, wie einen Bräutigam mit priesterlichem Kopfschmuck geziert und wie eine Braut, die in ihrem Geschmeide prangt. (Jes 61,1-2.10)

Meine Hoffnungen und Gefühle, die sich mit dem Nikolaus verbinden, bekommen hier Worte. Ganz alte Worte. Natürlich kannte der Prophet Jesaja den Nikolaus noch nicht. Weder den historischen Bischof, noch unsere heutigen Nikoläuse. Auch wenn zugegebenermaßen die Anmutung von Mantel und besonderen Kleidern, von Kopfschmuck und Geschmeide bei Jesaja einen Moment lang vermuten lassen, die beiden wären sich vielleicht doch schon begegnet; und Jesaja hätte den Nikolaus als Vorbild genommen. Nein, das nicht. Aber trotzdem verbindet sie etwas. Der Prophet Jesaja hat schon zu seinen Zeiten, im 6. Jahrhundert vor Christus, deutlich vor Augen, dass Veränderungen notwendig sind: Weil es so viel Elend gibt, blutende Herzen. Weil Menschen sich gefangen fühlen oder ungerecht behandelt. Weil sie traurig sind. Das braucht Veränderung. Ein Umdenken und Umkehren in dieser Welt. Gute zweieinhalb Tausend Jahre später ist es immer noch nicht viel anders. So blicke ich zurück in der Geschichte bei uns, bis zu Jesaja hin, damals ins alte Israel und verstehe: Im Laufe der Zeiten gibt es wohl immer wieder besondere Menschen, die uns auf so etwas aufmerksam machen. So wie der Nikolaus. So wie der Mensch bei Jesaja.

Wer genau das ist? Das weiß niemand so recht. Sogar Forscherinnen und Forscher tappen dabei im Dunkeln. Vielleicht, denke ich mir dann, ist genau das auch gar nicht wichtig. Weil es immer wieder auf andere Menschen zutreffen können soll. Was ich von dem Menschen bei Jesaja höre: Da ist jemand unterwegs im Auftrag Gottes. Und der oder die richtet unseren Blick auf das, was nicht gut ist in dieser Welt. Indirekt, denn nein, die Botschaft lautet dann nicht: "Schaut euch das Elend an - so ist es nun einmal. Jeder, wie er es verdient hat." Sondern: "Schaut, was ich aus dem Elend mache. Es geht auch anders." Mit guten Botschaften, mit Heilung, Gnade, Gerechtigkeit, Trost. Es muss nicht alles so bleiben, wie es ist. Dieser Mensch hat damit zweifellos einiges zu tun. Helfen, Gutes tun, Leid lindern – all das braucht seine Zeit und ganz schön viel Energie. Und trotzdem, oder gerade deshalb klingt er nicht verbissen oder angestrengt, sondern im Gegenteil voll Freude: Meine Seele ist fröhlich in meinem Gott. Vielleicht liegt es besonders an dieser Fröhlichkeit, dass der uralte Text von Jesaja für unseren Nikolaustag so passend klingt.

So stelle ich mir den historischen Bischof Nikolaus nach den Legenden jedenfalls auch vor: Ein fröhlicher Geber, der den Menschen auf seine besondere Weise zeigt, wie man mit dem Zuwenig in der Welt, mit Schmerzen und Ungerechtigkeiten umgehen kann. Der sich freut, heimlich die Verzweifelten zu überraschen: Nein, die armen Schwestern sollen sich nicht einfach ihrem Schicksal ergeben müssen. So soll das Leben nicht sein. Es geht auch anders! Diese Legende mit den drei Mädchen ist bei weitem auch nicht die Einzige vom Nikolaus. Es gibt noch viel mehr. Er soll Seeleute auf ihrem Schiff aus Seenot gerettet haben. Er soll Korn auf einem Schiff vermehrt haben, damit das Volk an Land nicht darben musste vor Hunger. Es geht auch anders.

Natürlich lassen diese Legenden so manches von dem anklingen, was wir als Christinnen und Christen so ähnlich schon von Jesus kennen: Vermehrung von Brot und Fischen, Sturmstillung, Wunder, die immer wieder die Botschaft verkünden: Das Leben soll gestärkt werden, mehr werden, gewinnen. Auch da gab es so manchen Überraschungseffekt; und ich kann nicht anders, als mir vorzustellen, dass in solchen wunder-vollen Momenten auch Jesus gesagt hat: Schaut genau hin: So kann es zugehen in dieser Welt! Wir müssen nur mal umdenken. Und dass er hinzugefügt hätte: Meine Seele ist fröhlich in meinem Gott. 

Je länger je mehr, finde ich es darum auch gar nicht verwunderlich, dass wir solche alten Bräuche wie den Nikolaus, dass wir unsere Adventsrituale so pflegen. Auch als Erwachsene. Vielleicht gerade als Erwachsene. Mir helfen sie beim Erinnern. Wenn ich die gefüllten Stiefel am Nikolausmorgen sehe, wenn ich die Kerzen am Adventskranz entzünde und einen Stern ins Fenster hänge, dann tut sich dahinter immer diese größere Botschaft auf. Derjenigen, die im Laufe der Zeiten immer wieder in diese Welt hineingerufen haben: Es geht auch anders! 

In mir verwandelt sich dieser Ruf in eine Frage: Geht’s nicht auch anders? Den Knecht Ruprecht brauche ich dazu nicht mehr mit einer Rute vor mir stehen zu haben. Mein Herz stellt mir die Frage schon von selbst: Wie ist es mit mir? Was ist meine Jahresbilanz 2021? Konnte ich ein Stück von der Prophetenspur mitlaufen? Hab ich geholfen? Getröstet? Und was von dem Anderen möchte in die Welt bringen im nächsten Jahr: Schaffe ich zu vergeben und mich zu versöhnen? Sind wir ehrlich: Das wird eine Riesenaufgabe für unser Land. Die einen müssen Schuld zugeben können, die anderen müssen Schuld vergeben können… Welche Heilmittel habe ich dabei, wenn um mich herum Herzen daran zerbrechen? 

Darum geht’s für mich am Nikolaustag morgen und in den Wochen des Advents: Dass ich hinter Apfel, Nuss und Mandelkern, hinter Kerzenschein und Glitzersternen, hinter dem Nikolaus mehr entdecke. Dass ich durch diese Bräuche und Rituale hindurchschaue wie durch ein Schlüsselloch. Alles sehe ich nicht. Aber doch genug. Ein bisschen geheimnisvoll, wunder-voll bleibt das. Von meiner unperfekten Welt blicke ich in die Welt hinein, wie sie sein kann. Sein soll. Dass ich meinen Blick für einen Moment von meinem Leben weglenke und einen kleinen Ausblick darauf bekomme, was alles anders geht. 

Es stimmt schon: Der Nikolaus verlässt die Häuser wieder. In ein paar Wochen verstauen wir die Sterne und die anderen schönen Dinge aus dem Advent wieder in Kisten. Für mich bleibt trotzdem etwas von der Botschaft zurück. Für den glitzerlosen Alltag. Ich nehme etwas mit vom Umdenken und vom Blick durchs Schlüsselloch. Und ich will es weitergeben. Mal sehen, wieviel Mut und Kraft ich dazu haben werde. Fürs erste jedenfalls lässt mir der Nikolaus ja auch, hoffentlich, eine Stärkung da: Schokolade, Marzipan. Ein ganzer, schön geputzter Stiefel voll. Wie ein großes "Ich glaube an dich!"

 

 (1) Zitiert nach https://www.vivat.de/magazin/jahreskreis/nikolaus/nikolaus-geschichte/ St. Benno Verlag

  (2) Aus: Theodor Storm: Knecht Ruprecht. In: Weihnachten. Gedichte. Ausgewählt von Stephan Koranyi, Reclams Universal Bibliothek, 2. Aufl. Stuttgart 2011, S. 47f.

 

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