Die Hinwendung zu Esoterik und New Age in der westlichen Gesellschaft hält der Journalist und Coach Attila Albert für eine

"bedenkliche spirituelle Verarmung".

Bei der Persönlichkeitsentwicklung, in der Coaching-Szene oder auch bei der Personalentwicklung von Unternehmen würde man "lieber dreimal Buddha, den Dalai Lama oder Eckhart Tolle zitieren als Jesus, Luther oder den Papst", sagte Albert dem Sonntagsblatt. Albert hat aktuell sein neues Buch "9 Wahrheiten, die dich durchs Leben tragen" (bene!) veröffentlicht.

Aushöhlung von Kultur etwas entgegensetzen

Dieser "Aushöhlung unserer Kultur und Geschichte" habe er etwas entgegensetzen wollen, erläuterte der Journalist und Coach. Er habe "die aktuelle schwierige Lage zum Anlass genommen, die Fragen nach Sinn, Werten und Lebensrichtung aus einer christlichen Perspektive zu diskutieren", die er für tragfähiger halte.

Ihm sei in den vergangenen Jahren aufgefallen, dass sich viele Menschen mit den großen Krisen schwertun, die sich nicht sofort lösen lassen, etwa Corona, Klimakrise und Kriege. Sein Buch sei

"ein Angebot, mit Herausforderungen, die nicht sofort lösbar sind, anders umzugehen".

Am christlichen Glaube begeistere ihn der "große intellektuelle, ästhetische und menschliche Reichtum" und "seine Schönheit - von seinen Schriften über Kirchengebäude, Musik und Kunst zu den vielen spannenden, engagierten Menschen", erläuterte Albert.

Verschiedene christliche Konfessionen kein Problem

Das Nebeneinander verschiedener christlicher Konfessionen und ein Wechseln zwischen diesen halte er für "nicht problematisch", er kenne viele Christen, die bei geänderten Bedürfnissen die Konfession gewechselt hätten:

"Als Christ ist man immer ein Lernender und Suchender, der hoffentlich sein Leben lang etwas Neues entdeckt."

Buchtipp

9 Wahrheiten, die dich durchs Leben tragen

Autor: Attila Albert

EAN / 13-stellige ISBN: 978-3963402128

10-stellige ISBN: 3963402121

Verlag: bene!

Erscheinungsdatum: 19. August 2022

Seitenzahl: 224

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"Mein Buch ist ein Angebot, mit Herausforderungen, die nicht sofort lösbar sind, anders umzugehen."

Herr Albert, was war der Anlass, dieses Buch zu schreiben?

Albert: Mir ist in den letzten Jahren aufgefallen, wie viele Menschen sich mit großen Krisen schwertun, die sich nicht sofort lösen lassen: Corona, Klimakrise, gesellschaftliche Konflikte, jetzt Krieg und Inflation. Ebenso im persönlichen Bereich, etwa bei einer chronischen Erkrankung, einer schwierigen Trennung oder langer Arbeitslosigkeit. Alles große Herausforderungen, die sich nicht schnell lösen lassen, auch wenn wir uns sehr an die Erwartung gewöhnt haben, dass das so sein müsse. Die Kunst des langen Aushaltens und in einer schwierigen Phase einen Sinn finden - das ist heute vielfach unterentwickelt. Mein Buch ist ein Angebot, mit Herausforderungen, die nicht sofort lösbar sind, anders umzugehen, sie als zunächst ungewollte Chancen zu verstehen.

Soll ihr Buch Appetit auf den christlichen Glauben machen?

Albert: Ja, ich empfehle Christ zu werden und zu bleiben in einer Welt, in der auch alles andere geht - so lautet sogar der Untertitel des Buches. Ich habe dieses Glaubenselement hineingebracht, weil ich sehe, wie stark Persönlichkeitsentwicklung, Coaching und sogar die Personalentwicklung von Unternehmen heute von New Age und Esoterik geprägt sind. Man zitiert lieber Buddha, den Dalai Lama oder Eckhart Tolle als Jesus, Luther oder den Papst. Das halte ich für eine bedenkliche spirituelle Verarmung und Aushöhlung unserer Kultur und Geschichte. So habe ich die aktuelle schwierige Lage zum Anlass genommen, die Fragen nach Sinn, Werten und Lebensrichtung aus einer christlichen Perspektive zu diskutieren, die ich langfristig für tragfähiger und daher empfehlenswerter halte.

"Ich habe mich erst mit 36 Jahren taufen lassen und meine Erfahrung war, dass man in Deutschland mit den Grundlagen recht allein gelassen wird."

Also lieber christliche Selbstoptimierung mit missionarischem Charakter?

Albert: Es ist ein Angebot auf zwei Ebenen. Zum einen weltanschaulich neutral über komplexe Lebensfragen nachzudenken und zuversichtlicher zu leben. Die zweite Ebene ist die tiefere Auseinandersetzung mit Sinn und Wertefragen. Da baue ich auf christliche Grundüberzeugungen, denn eine Basis braucht es. Ich habe mich erst mit 36 Jahren taufen lassen und meine Erfahrung war, dass man in Deutschland mit den Grundlagen recht allein gelassen wird. Die Missionierung im eigenen Land habe ich als unterentwickelt empfunden: Was sagt das Christentum in einfachen Worten aus, wie lese ich die Bibel, wie betet man? Die Hälfte der Deutschen ist zwar Kirchenmitglied. Aber oft wird es schon bei einfachem Faktenwissen dünn, etwa bei der Bedeutung christlicher Feiertage. Hier biete ich einige einfache Empfehlungen für Anfänger an, die eine christliche Alltagsspiritualität für sich entdecken und entwickeln wollen.

Was war ihr Weg zum christlichen Glauben?

Albert: Bereits meine Großeltern waren aus der Kirche ausgetreten. Aber ich habe mich schon in Kindertagen dazu hingezogen gefühlt, ohne es genauer erklären zu können, nur lange den Zugang nicht gefunden. Erst durch die Begegnung mit Christen, die verstanden haben, dass man auf den Suchenden zugehen muss, für den Glauben werben und ihn erklären. Es hat mir geholfen, auf Menschen zu treffen, die meine spirituelle Bedürftigkeit erkannt haben, liebevoll waren und auch praktische Hilfe geben konnten, wenn ich nicht wusste, was ich als nächstes tun sollte. Die Taufe habe ich damals vor allem als symbolischen Akt verstanden, mit dem ich Dankbarkeit und Zugehörigkeit ausdrücke. Im Rückblick würde ich sagen, es hat auch eine verändernde, übernatürliche Wirkung auf mich gehabt. Ich bin ein anderer Mensch geworden, im positiven Sinne.

"Das Christentum ist etwas, das einem ein Leben lang etwas bieten kann, wenn man sich darauf einlassen will."

Was begeistert Sie am christlichen Glauben?

Albert: Sein großer intellektueller, ästhetischer und menschlicher Reichtum, seine Schönheit - von seinen Schriften über Kirchengebäude, Musik und Kunst zu den vielen spannenden, engagierten Menschen. Egal, wo ich auf der Welt hingekommen bin, habe ich Christen mit interessanten Geschichten kennengelernt, regional geprägt mit eigenen Traditionen, aber miteinander verbunden. Ich empfinde den christlichen Glauben daher als große, unerschöpfliche Fülle, die das Leben reicher macht. Das ist auch ein erkennbarer Unterschied zur Esoterik, wo die Leute ständig ihre bevorzugten Lehrer und Bücher wechseln, weil es sich so schnell erschöpft. Das Christentum ist etwas, das einem ein Leben lang etwas bieten kann, wenn man sich darauf einlassen will.

Was bringt einem der Glaube in Krisenzeiten, also wenn sich jemand zum Beispiel nicht genug zu Essen kaufen kann?

Albert: Als Christen haben wir mit Jesus ja ein Vorbild, wie man selbst schwierigste Erfahrungen aushält und an ihnen wächst, also positive Charaktereigenschaften und Verhaltensweisen wie Hilfsbereitschaft, Geduld und Mitgefühl entwickelt. Das erlebt jeder in einer Krise ganz konkret. Wenn ich beispielsweise plötzlich Probleme habe, manche Rechnungen zu bezahlen, bin ich auf einmal materiell bedürftig, was ich vorher vielleicht noch nie war. Das ist schmerzhaft und unangenehm, gleichzeitig eine Chance, Verständnis für all jene zu entwickeln, für die das schon immer so war, aber auch selbst aktiver zu werden. Eventuell muss ich mir auch einmal etwas leihen, damit meinen Stolz überwinden, es doch bisher immer allein geschafft zu haben. All das ist schwierig. Aber im Rückblick kann man dann erkennen, dass man eine Krise durchgestanden und daran gewachsen ist.

"Als Christ ist man immer ein Lernender und Suchender, der hoffentlich sein Leben lang etwas Neues entdeckt."

Mit ihrem Buch wollen Sie Halt geben - doch auch innerhalb der christlichen Kirche gibt es unterschiedliche Strömungen. Kann das diesen Halt nicht ins Wanken bringen?

Albert: Die teilweise großen Unterschiede, um die ja ganze Kriege gefochten wurden, sind mir bewusst. Ich kann nachvollziehen, wenn sich jemand in einer bestimmten Richtung wohl und ganz zu Hause fühlt. Gleichzeitig kenne ich viele Christen, die zwischen den Konfessionen gewechselt sind, weil sich ihre Überzeugungen und Bedürfnisse gewandelt haben. Jede Richtung im Christentum hat Stärken, aber auch ihre Schwächen. In mancher jungen, hippen Freikirche wird man etwa plötzlich zum Außenseiter, wenn es für einen nicht mehr so gut läuft - etwa wegen einer Erkrankung, die als Abwenden Gottes verstanden wird. Da kann die evangelische oder katholische Kirche plötzlich passendere Antworten anbieten. Andere wünschen sich einen theologisch weniger festgelegten Rahmen. Ich finde eine derartige Offenheit nicht problematisch. Als Christ ist man immer ein Lernender und Suchender, der hoffentlich sein Leben lang etwas Neues entdeckt.