Sieben Frauen aus den sieben Bezirken Bayerns wetteiferten kürzlich in der Reihe "Landfrauenküche" des Bayerischen Fernsehens um das beste Drei-Gänge-Menü. Eine der Frauen, deren Rezepte ebenso wie ihre Geschichte erzählt werden, ist Bio-Landwirtin Sandra Stürmer aus Defersdorf im Dekanat Fürth. 

Was in der nach wie vor in der Mediathek zu sehenden Sendung nicht gesagt wurde: Zum Selbstverständnis der 39-Jährigen gehört der gelebte Glaube mit dazu.

Genau die richtige Balance

Die 16 Kühe und rund 30 Ziegen haben circa 25 Hektar Wiesen- und Ackerflächen sowie in den Stallungen auf dem Biohof Stürmer Platz, um sich auszutoben. Ganz schön viel Raum für so wenige Tiere, könnte man meinen. Die genau richtige Balance in den Augen der Landwirtin.

"Gott hat uns die Welt nur geliehen, wir dürfen sie nicht ausbeuten",

ist Sandra Stürmer überzeugt. Keine schönen Worte, sondern Arbeits- und Lebensphilosophie. Denn der Humus als natürlich nachwachsende Bodensubstanz ist eben nicht in rauen Mengen verfügbar. Und das "Bio"-Siegel für einen landwirtschaftlichen Betrieb muss man sich nicht nur einmal erarbeiten, sondern die Voraussetzungen auch nachhaltig erfüllen.

Die ganze Familie ist mit dabei

Weniger Profit in der Gegenwart machen, dafür an die Zukunft denken, so geht die gelernte Zahnarzthelferin seit etwa zwei Jahren täglich an die Arbeit, nachdem sie den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hat. Ehemann Daniel, der im Hauptberuf einen Handelsbetrieb für Agrarbedarf leitet, ist auf dem Hof groß geworden und wollte den landwirtschaftlichen Betrieb seiner Eltern im Nebenerwerb weitermachen, nachdem die Eltern ihn eigentlich aufgegeben hatten. Heute sind seine Mutter und sein Vater ebenso mit bei der Arbeit dabei wie Sandra Stürmers Eltern und die beiden Töchter Susan und Marlen.
"Probier’s doch mal mit Ziege" lautete Sandras Vorschlag vor wenigen Jahren, als es darum ging, den Betrieb auf Bio umzustellen.

Sie gab dafür ihren Job auf, bildete sich im Käsemachen weiter und steht heute jeden Tag im Stall beim Melken, Ausmisten und Versorgen der Tiere. Samstags findet man sie dann im Hofladen, in dem neben selbst gemachten Käseprodukten auch Kartoffeln, Eier und andere regionale Bio-Produkte direkt vom Erzeuger angeboten werden.

"Wir haben mitten im Corona-Lockdown begonnen, sind aber zufrieden",

sagt Sandra Stürmer. Auf die großen Lebensmittelmärkte in der Region als potenzielle Händler ihrer Ziegenmilchweich- oder -frischkäsesorten, die auf klangvolle Namen wie "Meckerliesel mediterran" oder "Madame chèvre" hören, geht sie nicht zu. Auch hier gilt: Lieber kleiner, dafür direkter.

Das Bier um Vier als Treff

Direkt liebt es Stürmer dafür samstags nach Ladenschluss. Da lockt dann das "Bier um vier" regelmäßig die Menschen in dem rund 150-Einwohner-Dorf sowie manchen Nachbarn auf den Hof.

"Das war während der Corona-Zeit eine wichtige Anlaufstelle für die Leute",

erklärt sie. Auch im Laden habe sie immer ein offenes Ohr für das, was die Kundinnen und Kunden bewegt. Zuhören, menschliche Nähe, gemeinsam nach Lösungen suchen – Eigenschaften, wie man sie als Bio-Bäuerin nicht nur beruflich braucht.

Regelmäßig trifft sich auf dem Hof der Stürmers auch ein Hauskreis der Landeskirchlichen Gemeinschaft. Dann wird miteinander in der Bibel gelesen, ein Thema bearbeitet, Erfahrungen ausgetauscht und gebetet. Manche Anrufung Gottes, die in dieser Runde formuliert wurde, sei schon erhört worden, da ist sich Sandra Stürmer ganz sicher. Auch, was die eigenen Wünsche angeht.

Gerne denkt sie zurück an die Entbindung ihrer zweiten Tochter, als Gatte Daniel starke Rückenschmerzen hatte und Gott darum bat, ihn wenigstens im Kreissaal zu verschonen. Wie von Zauberhand blieb er eine ganze Zeit lang schmerzfrei. "Bis zu dem Tag, als zufällig der Bibelspruch auf einem Kalenderblatt dazu aufrief, nicht nur alleine auf Gott zu vertrauen, sondern auch selbst für sich zu sorgen", erinnert sie sich.

Glückliche Fügung

Dass der Bayerische Rundfunk sie für eines der Porträts im Zuge der "Landfrauen"-Reihe ausgewählt habe, sei sicherlich auch so eine glückliche Fügung. "Ich habe viele neue Freundinnen kennengelernt", sagt sie über die rund 20 Drehtage im Sommer, als Sandra Stürmer mit dem Filmteam in ganz Bayern unterwegs war und für die Landfrauen-Kolleginnen serviere.

Vielleicht ist es am Ende ein Rezept von Daniel Stürmers Oma, das der Bio-Landwirtin den Sieg beschert: Feuerspatzen, ein typisch fränkisches Schmalzgebäck, das entweder mit Zimt-Zucker, Puderzucker oder Marmelade genossen wird.