Als Konsequenz der Corona-Pandemie muss es nach Überzeugung des Theologen und Soziologen Reimer Gronemeyer eine "Stunde des Neuanfangs" geben. Denn die Erkenntnis vieler Menschen aus der Krise sei, dass Konsum, Mobilität und Wachstum auf Kosten von Natur und Umwelt nicht mehr ihre bisherige Bedeutung haben sollten, dafür Nachbarschaft, Freundschaft und Familie stärker ins Blickfeld gerückt seien, sagte Gronemeyer am Dienstagabend bei einem digitalen "Literarischen Salon" von Claudius Verlag (München) und dem "Sonntagsblatt - Evangelische Wochenzeitung für Bayern".

Gronemeyer: Pandemie und ihre Folgen sind "Trainingslager" für zukünftige Krisen

Im Claudius Verlag hatte Gronemeyer, ein Experte für Demenz und Hospitalarbeit, das Buch "Die Schwachen zuerst. Lektionen aus dem Lockdown" veröffentlicht. Die Pandemie und ihre Folgen seien ein "Trainingslager" für mögliche zukünftige Krisen gewesen, sagte Gronemeyer. Die Gesellschaft müsse ihren Selbstoptimierungswahn überwinden, neue Formen der Gemeinschaft finden und vor allem ihre schwachen Mitglieder stärker unterstützen.

Gronemeyer: Nur die "Schwachen" können die Welt retten

Als Beispiel nannte Gronemeyer demente Menschen, die durch die Isolation während des Lockdowns in eine totale Apathie gerutscht seien, oder Menschen im Rollstuhl, die auf Hilfe von Angehörigen oder Ehrenamtlichen angewiesen sind.

Für die Zukunft ist Gronemeyer überzeugt, dass nur die "Schwachen" die Welt retten können. Denn in der bisherigen, von Männern geprägten Geschichte habe die "Sprache der Helden und der Kraft" zerstörerisch gewirkt.

Buch-Tipp "Die Schwachen zuerst. Lektionen des Lockdowns"

Das Buch "Die Schwachen zuerst. Lektionen aus dem Lockdown" von Reimer Gronemeyer ist im Claudius Verlag erschienen. Hier finden Sie nähere Informationen.